Überman
sind halt trotzdem hier. Ich hatte dir auch ’ne Nachricht geschrieben auf Facebook und –«
»Kapiert das doch mal: Ich hasse Facebook.«
»Wie auch immer, wir warten eigentlich nur auf dich.«
Stöhnend rapple ich mich auf. »Was muss ich denn sagen?«
»Ganz einfach. Nur ein paar Sätze, warum du glaubst, dass ich den Raab schlage.«
Ich lache ehrlich und aufrichtig. » DU ? Den Raab schlagen?«
»Denk dir einfach was aus!«
In Mannis Büro sind bereits eine Kamera mit Stativ und zwei fette Lampen aufgebaut Das Team selbst besteht aus einer einzigen Person mit langer, schwarzer Hardrock-Frisur, Led-Zeppelin-T-Shirt und grauem Rauchergesicht.
»Und du bist Pro 7 ?«, frage ich verdutzt, was das Rauchergesicht komplett ignoriert und stattdessen gelangweilt seine Anweisungen nuschelt.
»Wir haben uns gedacht, du tust so, als ob du arbeitest, und dann schaust du am Bildschirm vorbei und sagst: Manni schlägt den Raab, weil … und so weiter! Und du endest in jedem Fall mit ›Manni schlägt den Raab‹. Machen wir immer so. Okay?«
Ein müdes Nicken meinerseits, denn so tun, als ob ich arbeite, das kann ich schon mal. Ich setze mich vor Mannis Bildschirm, auf dem ein grünes Wollknäuel zu sehen ist, das von zwei Laternenpfählen durchbohrt ist statt von Stricknadeln.
»Was ist das?«, frage ich.
»Strickerilla.de. Neue Webseite für Paula.«
»Ahhh …«, sage ich, »Bitte!«, sagt der Led-Zeppelin-Typ und dann beginne ich so zu tun, als ob ich arbeite, indem ich den Laternenpfahl mit der Maus aus der Wolle schiebe und in den Papierkorb. Dabei sage ich sogar noch »Aha!« und »Okay!«. Ich glaube, dass ich das recht gut mache für meinen Zustand, aber irgendwann sagt Led Zeppelin: »Und aus!«, und: »Was ist los?«
Ich frage, was los sein soll, ich sollte doch so tun, als ob ich arbeite.
»Ja, aber doch nur am Anfang! Dann musst du natürlich irgendwas sagen!«
»Logisch! Sorry. Hab ich vergessen. Mach ich jetzt!«
»Und bitte!«
Und wieder starre ich auf den Bildschirm, klicke hier und da und lösche den Papierkorb. Dann schaue ich links am Bildschirm vorbei und spreche in die Kamera: »Manni schlägt den Raab, weil …« Ich starre abwechselnd auf Manni, den Regisseur und den Bildschirm. »Also, wenn ich ganz ehrlich bin, kann ich mir nicht vorstellen, dass der Manni den Raab schlägt. Okay, er fährt Mountain Bike und gewinnt im Kickern gegen mich und manchmal macht er verrückte Sachen wie auf Kräne klettern, nackt in den Rhein springen und Webseiten mit Wollknäueln, aber jetzt mal ehrlich: Wie soll jemand den Raab schlagen, dem einmal pro Woche vor Schreck die Beine wegknicken?! Also, ich sage: Der Raab schlägt den Manni!«
Während mich Manni fassungslos anstarrt, grinst der Kameramann mit dem Led-Zeppelin-Shirt.
»Cool. Hatten wir so noch nicht, aber ist gekauft.«
Eine halbe Stunde später stehe ich neben einem stiernackigen KFZ -Proll auf dem Hof von ›Kaufe-jeden-Wagen‹ und starre betröppelt auf den Umschlag mit meinen viertausend Euro.
»Glaub mir, das ist ein guter Preis für deinen Hilux.«
»Seh ich nicht so.«
»Junge! Das Ding hat neun Löcher im Dachhimmel, ’ne kaputte Stoßstange hinten, und die komplette Fahrerseite ist auch aufgerissen!«
»Ist mir aber erst heute morgen passiert«, erwidere ich, als würde das irgendetwas ändern.
Der KFZ -Proll grinst schäbig. »Dann komm doch einfach gestern noch mal vorbei, dann geb ich dir tausend mehr. Klugscheißer!«
Alle Rinder dieser Welt
Ich bin so frustriert, dass ich lieber nach Hause fahre statt ins Büro, dort sind ohnehin nur alle sauer auf mich. Es hört sich saublöd an, aber was ich völlig unterschätzt habe beim Verkauf meines Autos, ist, dass ich danach kein Auto mehr habe.
Jetzt sitze ich in der verranzten KVB , dem Verkehrsmittel also, das ich nach dem Taxi, Flugzeug und dem Schiff am meisten hasse, und starre durch ein schmieriges Fenster nach draußen. Mietshäuser, Copy-Shops und Fünf-Euro-Friseure gleiten vorbei wie auf einem Siebzigerjahre-Panoramaposter.
Noch vier Stationen dann bin ich zu Hause in meiner schönen Dachwohnung, die dank Sarantakos jetzt wieder der Sparkasse Köln-Bonn gehört! Leute, was spare ich nicht an Steuern wegen dieser » BESCHISSENEN IDEE MIT DEM KREDIT !«, schreie ich durch den Wagen, und als mich alle anglotzen, nuschle ich eine Entschuldigung und ziehe mein iPhone aus der Hosentasche. Ich hab eine Mail bekommen, eine Mail von Shahin, die vermutlich
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