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Überraschung kommt selten allein

Überraschung kommt selten allein

Titel: Überraschung kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Holt
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bestraft hatte, dass ihr Leben immer so perfekt sein würde. Helen hatte einen Sohn, der seine Eltern häufig besuchte und ihnen gegenüber offen war. Alberta hatte zwei Kinder, die ihr so wenig wie möglich über ihr Privatleben erzählten und oft in diesem geduldigen Tonfall mit ihr sprachen, mit dem Ärzte auf anstrengende Patienten einredeten. Helen war glücklich mit Christopher verheiratet, wohingegen Alberta gerade einen Mann verlassen hatte, der zwanzig Jahre lang nicht aufgehört hatte, seine Exfrau zu lieben. Helen trug die Haare inzwischen kurz und hatte zugenommen und mit Sicherheit keine Ähnlichkeit mehr mit einem Pferd. Alberta fühlte sich derzeit so attraktiv wie ein alter Schwamm.
    »Ich finde, wir sollten auf dich anstoßen, Alberta«, sagte Helen. »Trinken wir auf dein … auf dein neues …«
    Alberta war drauf und dran, das Wort Leben vorzuschlagen, aber an Helens Zögern erkannte sie, dass ihr Bruder und seine Frau ihre Trennung als eine vorübergehende Irrung, vielleicht sogar nur eine Laune betrachteten. Würde Alberta das Wort Leben vorschlagen, käme es wahrscheinlich zu einer Diskussion, in der sie Christophers und Helens Ansichten zu hören bekam – über Tonys Tugenden, den Schaden, den die Trennung bei ihren Kindern anrichtete, die Notwendigkeit sorgfältigen Nachdenkens, bevor sie die Familie auseinanderriss, und die Zweckmäßigkeit irgendeiner Art von Therapie.
    »Warum trinken wir nicht auf meinen neuen Job?«, schlug Alberta vor.
    Gesagt, getan. Helen gratulierte Alberta dazu, dass sie so schnell eine neue Beschäftigung gefunden hatte, und Alberta sagte, sie habe wirklich Glück gehabt, da es ihre erste Bewerbung überhaupt war. Sie hatte sich bei dem Bewerbungsgespräch sofort mit ihrer neuen Chefin verstanden. Francesca Simon war liebenswert und dynamisch und nur ein ganz klein wenig furchteinflößend. Das Unternehmen, die Quality Food Company , existierte erst seit fünf Jahren, hatte aber bereits eine beneidenswerte Liste von gut betuchten und gut vernetzten Kunden. Christopher und Helen waren überzeugt, dass Alberta sich ohne Schwierigkeiten in ihrer neuen Position zurechtfinden würde. Wären sie nicht von jedem beeindruckt, der eine halbwegs anständige Mahlzeit kochen konnte, wäre das Kompliment noch erfreulicher.
    Bei der Vorspeise erkundigte sich Alberta nach ihrem Neffen. Richard ging es erwartungsgemäß hervorragend, und er hatte gerade erst heute Morgen eine vergnügte Mail geschickt. Er hatte das Wochenende bei den Eltern seiner Freundin verbracht und deren Großvater kennengelernt, der die Angewohnheit hatte, den Kopf wie eine Schildkröte herauszustrecken, und Richard nur zu gern reden hörte, weil er den englischen Akzent so sehr mochte.
    Helen fragte nach Jacob, und Alberta erzählte ihnen von Jacobs überraschend gutem Abschlusszeugnis und wünschte, sie könnte ebenfalls von vergnügten E-Mails berichten.
    Während des Hauptgangs füllte Christopher ihre Gläser auf und räusperte sich. »Ich denke«, sagte er, »du solltest wissen, dass Helen und ich Marma angeboten haben, zu uns zu ziehen.«
    Alberta blinzelte. »Marma würde niemals ihren Garten aufgeben. Sie liebt ihn.«
    »Ich weiß, dass sie ihn geliebt hat «, sagte Christopher. »Und ich glaube, du verstehst nicht, unter was für einem Druck sie in diesem kleinen Dorf steht. Wir waren letztes Wochenende dort, und Marma hat uns vom Zug abgeholt. Zwei Mädchen gingen an uns vorbei, und als sie Marma gesehen haben, fingen sie an zu kichern. Ich wollte etwas sagen, doch Marma ließ mich nicht. Sie erzählte uns, dass seit dem schrecklichen Interview eine Menge passiert sei. Sie sagte, es sei ihr gleichgültig, sie würde es einfach ignorieren, aber ich habe ihr angemerkt, dass es sie aufregt. Also habe ich auf der Heimfahrt im Zug mit Helen geredet, und Helen war auch der Meinung, dass wir ihr … wie hast du es formuliert, Helen?«
    »Ich habe gesagt, wir sollten ihr Zuflucht gewähren!«
    »Genau. Im Augenblick ist Marma wild entschlossen, es auszusitzen. Sie sagt, dass es den Leuten bald langweilig werden wird, über sie zu reden, aber ich bin mir nicht so sicher. Ich habe ihr gesagt, ein Anruf genügt, und wir organisieren alles. Dieser Repton sollte eigentlich zur Verantwortung gezogen werden. Ich kann immer noch nicht glauben, dass er sich zu so einer Niedertracht hat hinreißen lassen. Am liebsten würde ich ihn wegen Verleumdung anzeigen!«
    »Aber grundsätzlich«, fragte Alberta zögernd,

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