Überwacht: S.M.A.R.T. - virus inside (Thriller) (German Edition)
sich einen abgelegenen Studierplatz, der auch von der Überwachungskamera nicht eingesehen werden konnte, und packte seinen Laptop aus. Um nicht aufzufallen, holte er sich noch einen Stapel Bücher aus den Regalen und türmte sie so um sich herum auf, dass niemand, auch nicht zufällig im Vorbeigehen, einen Blick auf den Bildschirm seines Computers werfen konnte.
Sofort, nachdem Juri sich eingeloggt hatte, öffnete er eine Verbindung zu seinem persönlichen Heimserver, der bei ihm zu Hause stand. Von dort war er in der Lage, sämtliche vernetzten Geräte in seiner Wohnung anzusprechen: seine zwei Fernseher, die Telefonanlage, die Beleuchtungsanlage, ja sogar den Staubsaugerroboter, Spülmaschine und Kühlschrank und ein gutes Dutzend anderer Elektrogeräte. Selbst die elektrische Schließanlage an seiner Wohnungstür konnte er so kontrollieren.
In den letzten Monaten hatte Juri seine ganze Wohnung mit aller Art Elektronik gespickt und alles komplett vernetzt. Seit der weltweiten Standardisierung der Internetprotokolle für elektrische Haushaltsgeräte vor einigen Jahren hatte es einen regelrechten Boom solcher Geräte gegeben. Was anfänglich mit Smartphones, Smart-TV und anderen Telekommunikations- und Unterhaltungsgeräten begann, hatte inzwischen sämtliche Bereiche der Nutzgeräte ebenfalls erobert. Inzwischen war es für viele Menschen völlig normal, das Licht, den Herd oder die Waschmaschine über das Smartphone, Sprachkommandos oder einfach nur Gesten zu steuern. Auch Fernseher, die sich selbstständig ein- und ausschalteten, wenn jemand den Raum betrat oder verließ und auch gleich noch das Lieblingsprogramm der Person auswählten, waren inzwischen genauso gängig wie Hi-Fi-Anlagen, die am Gesichtsausdruck die Stimmung ablesen und gleich die passende Musik aus dem Internet streamen konnten und Kühlschränke, die automatisch aufgebrauchte Lebensmittel im Online-Supermarkt nachbestellten.
Auch Juris Wohnung war voll mit derartigen Geräten. Damit verbunden existierten natürlich auch eine große Anzahl von Kameras, Mikrofonen und diverser anderer Sensoren, die so in der ganzen Wohnung verstreut waren. Und Juri wusste ganz genau, wie er auf deren Schnittstellen zugreifen konnte.
Sein Bildschirm sah nach kurzer Zeit aus wie die Schaltzentrale einer Überwachungsanlage. Neben dem Grundriss seiner Wohnung waren mehrere Fenster angeordnet, in denen Bilder aus den verschiedenen Zimmern zu sehen waren. Wie zu erwarten, befand sich niemand in seiner Wohnung. Auch die Signale der Mikrofone zeigten nahezu absolute Stille an, genauso wie die Bewegungssensoren, die normalerweise die Beleuchtung steuerten.
Juri kopierte zur Sicherheit gerade noch ein paar sensible Daten von seinem Server auf den Laptop, als plötzlich einer der Sensoren an der Eingangstür aktiviert wurde. Sofort verband er sich mit der Kamera der Gegensprechanlage. Auf dem Bild erschienen zwei ihm unbekannte Männer in schwarzen Lederjacken und dunklen Sonnenbrillen. Jeder von ihnen trug einen silbernen Metallkoffer in seiner rechten Hand. Während der Eine begann, an der Tür zu hantieren, nachdem er einen Tablet-PC und ein weiteres, aus der Entfernung nicht zu identifizierendes Gerät aus seiner Tasche geholt hatte, behielt der Andere das Treppenhaus und den Aufzug im Auge.
Aus dem Blickwinkel der Gegensprechanlage konnte Juri jedoch nicht erkennen, was der Typ an der Tür machte. Aber es sah ganz so aus, als ob er versuchen würde, sie aufzubrechen.
Juri Krasnikov kramte, so schnell er konnte, ein Headset aus seiner Tasche und steckte es an seinen Laptop. Dann verband er sich mit dem Mikrofon der Gegensprechanlage. Klar und deutlich konnte er nun mithören, worüber die Zwei miteinander sprachen.
»... hast du die dämliche Tür nun endlich auf? Man, das dauert wieder.«
»Reg dich ab, ich hab's gleich.«
»Du mit deinen elektronischen Spielzeugen. Früher ging das alles viel schneller ...«
»Früher? Früher gab es auch noch keine elektronischen Schließanlagen, die dann auch gleich noch mit der Alarmanlage gekoppelt sind! Der Spinner hat seine Wohnung verbarrikadiert wie einen Hochsicherheitstrakt.«
Juri musste für einen Moment leicht schmunzeln. Ein bisschen fühlte er sich geschmeichelt. Dann blinkte plötzlich eine Warnung auf seinem Bildschirm auf. Offensichtlich versuchte der mysteriöse Mann an seiner Wohnungstür, sich in das Schließsystem einzuhacken.
»Na warte nur ...«, flüsterte Juri, öffnete ein weiteres Programm und
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