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Ufer des Verlangens (German Edition)

Ufer des Verlangens (German Edition)

Titel: Ufer des Verlangens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Hamilton
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paar der armen Ladys ins Wasser gegangen sind, um der Schande und Schmach zu entgehen. Einige werden allerdings auch nach Frankreich verkauft. Manche der dortigen Adligen hätten gern eine englische Lady zur Frau. Nur, dass die Ladys ihre Heimat niemals wiedersehen und auf irgendeiner dunklen, kalten Burg im Gebirge landen.«
    »Der Lord und die Lady, die im Blauen Anker waren, könnten das ein Mädchenhändler und seine geraubte Beute gewesen sein?«, fragte Zelda, und bei diesem Gedanken zog sich ihr Herz schmerzhaft zusammen.
    Lizzy hob die Augenbrauen. »Was weiß ich? Die beiden waren nur kurz hier. Haben gefragt nach einem, dessen Namen ich noch nie gehört habe.«
    »Vielleicht nach mir? Welchen Namen haben sie denn genannt?«
    »Habe ich vergessen. Kann mir, hicks, doch nicht alles merken. Hab genug zu tun, die Zeche im Kopf zu rechnen, dass mir kein Penny durch die Lappen geht.«
    »Und die Lady? Was hat sie hier gemacht?«
    »Dagesessen hat sie und geflennt wie ein Schlosshund. Wird wohl abgehauen sein. Armes Mädchen, hab ich gedacht. Sah nicht aus, hicks, als ob ihr die Reise Freude gemacht hätte, hicks.«
    »Und dann hat der Lord eine Nachricht geschrieben?«
    Lizzy nickte. Ihr Becher war schon wieder leer, und Zelda staunte insgeheim über das Fassungsvermögen des Mädchens, das nicht viel älter sein konnte als sie selbst. Hätte ich jemals im Leben so viel Branntwein getrunken, dachte Zelda, ich glaube, ich wäre daran gestorben.
    »Eine Nachricht, ja«, lallte Lizzy, und Zelda hatte allmählich Mühe, die Worte zu verstehen, die ihr von einer verdrehten Zunge dargeboten wurden.
    »Ja, eine Nachricht. Wichtig!« Lizzy hob den Zeigefinger, um diese Wichtigkeit zu unterstreichen. »Gleich am nächsten Tag abgeholt von einem, der auch aussah wie ein Lord. Ein Bauernlord.«
    »Du weißt nicht zufällig, was in der Nachricht stand? Und wie der Lord und die Lady genau aussahen?«
    »Ach, hicks, unwichtig, hicks«, lallte Lizzy, doch Zelda erkannte am Funkeln ihrer habgierigen Augen, dass die Wirtstochter sehr wohl wusste, was in der Nachricht stand.
    Zum dritten Mal, seit sie in Dundee war, zückte sie ihre Geldkatze und warf Lizzy eine Münze hin, die das Mädchen gierig an sich nahm.
    »Scheint ja wichtig zu sein, dass Ihr das wissen müsst«, lallte sie.
    Zelda nickte. »Sehr wichtig sogar.«
    »Dann holt Eure Geldkatze noch einmal hervor. Ich fürchte, ich habe vergessen, was in der Nachricht stand, hicks. Geld hat meiner Erinnerung schon immer auf die Sprünge geholfen.«
    Seufzend fingerte Zelda eine weitere Münze aus ihrem ledernen Behältnis.
    Lizzy grunzte zufrieden, dann kippte sie einfach nach hinten auf das Bett und schloss die Augen.
    Zelda nahm sie bei den Schultern und schüttelte sie: »He, nicht einschlafen. Du bist mir noch eine Auskunft schuldig.«
    Lizzy murrte, doch Zelda ließ nicht locker.
    Endlich brabbelte sie trunken: »Nach Edinburgh wollten sie, der Lord und die Lady. Auf ein Schiff nach Frankreich. In Dundee haben sie keines gefunden, weil die Plätze alle von den Huren belegt waren.«
    Mit diesen Worten rollte sich Lizzy auf die Seite und begann gleich darauf zu schnarchen.

7. Kapitel
    Der Morgen war noch jung, als Zelda ihre Stute Rose aus dem Mietstall abholte und langsam aus dem Stadttor ritt.
    Sie war hundemüde, denn nach Lizzys Erzählung war sie keineswegs zu Bett gegangen, sondern hatte die trunkene Wirtstochter in das eigene Gemach geschleppt, das Geld für Zimmer und Speisen auf ein kleines Schränk-chen gelegt und war zum Hafen gegangen. Sie hatte sich eng im Schutz der Häuser und Katen gehalten, um den Nachtwächtern nicht in die Hände zu fallen …
    In der Dunkelheit wirkten die Karavellen noch mächtiger als bei Tageslicht. Zelda setzte sich auf die Hafenmauer und betrachtete die Gegend. Der Mond, dessen silberne Sichel die Schwärze der Nacht durchschnitt, ließ das Meer glitzern wie flüssiges Silber. Wellen mit weißen Hauben aus Gischt schlugen murmelnd an die Hafenmauer. Manchmal brachten sie ein Stück Treibholz an Land, manchmal Teile verloren gegangener Ladung oder Abfälle, die von den Schiffen aus direkt in das Hafenbecken geschüttet worden waren. Es roch nach Tang und Fisch, ein leiser Wind strich Zelda wie ein Streicheln über das Gesicht.
    Es war still im Hafen. Nur ein einzelner Hund heulte den Mond an. Ein paar Ratten huschten lautlos vorüber, auf der Suche nach etwas Fressbarem.
    Auf der Karavelle, die im Morgengrauen mit Kurs auf

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