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Ufer des Verlangens (German Edition)

Ufer des Verlangens (German Edition)

Titel: Ufer des Verlangens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Hamilton
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Sie trug einen Verband um den Kopf, die Kleider eines Stallburschen, die obendrein noch von Staub bedeckt waren. Über der Schulter hingen zwei Satteltaschen, die mit dem Wappen der McLains versehen waren, doch sie führte kein Pferd bei sich.
    Der Mönch runzelte die Stirn, und in seinen Blicken stand deutlich geschrieben, was er dachte: Hier steht ein Straßenräuber!
    Zelda konnte ihm diesen Gedanken nicht übel nehmen. Wahrscheinlich hätte sie ebenso gedacht, wäre sie an seiner Stelle gewesen.
    Mutlos ließ sie den Kopf sinken und verlagerte die Satteltaschen auf ihrer Schulter.
    »Ich komme von weit her«, murmelte sie. »Mein Pferd wurde mir unterwegs gestohlen, während ich unter einem Baum geschlafen habe.«
    »Euer Pferd? So, so«, erwiderte der Mönch, und das Misstrauen in seiner Stimme war nicht zu überhören.
    »Ja, eine Apfelschimmelstute. Sie hört auf den Namen Rose.«
    »Rose? So, so«, brummte der Mönch.
    »Gebt mir einen Platz in der Scheune oder im Stall«, bat Zelda. »Und vielleicht noch einen Krug Wasser. Mehr brauche ich nicht. Habt Erbarmen mit einem müden Wanderer, der nichts will, als so schnell wie möglich nach Edinburgh zu gelangen.«
    »Nach Edinburgh wollt Ihr, so, so«, brummte der Mönch erneut und machte noch immer keine Anstalten, die Pforte zu öffnen und Zelda hereinzubitten.
    »Ich werde mit dem Vater Präzeptor reden müssen, ob er Euch bei uns Unterschlupf gewährt«, antwortete der Mönch schließlich mit sichtbarem Widerstreben.
    Zelda nickte. »Ich werde so lange hier warten.«
    Die Klappe knallte zu, und Zelda hörte, wie sich der Mönch ohne Eile entfernte.
    Eine ganze Weile stand sie da wie ein Bettler und wartete. Wäre sie nicht so unendlich müde gewesen und hätten ihre Füße nicht derartig gebrannt, Zelda hätte diese demütigende Behandlung nicht erduldet und wäre lieber weitergegangen, als in diesem Kloster und von diesem Mönch wie ein Straßendieb, wie ein Beutelschneider oder Halunke behandelt zu werden. Doch sie konnte nicht mehr, sie konnte wirklich nicht mehr. Alles tat ihr weh, ihre Augen brannten vor Müdigkeit.
    Fände sie hier keinen Unterschlupf, so würde sie sich ein Plätzchen im Wald suchen müssen und wahrscheinlichaus Furcht, erneut bestohlen zu werden, die ganze Nacht kein Auge zutun.
    Endlich, Zelda hatte schon jegliche Hoffnung aufgegeben, öffnete sich die Klappe erneut. Diesmal schauten zwei Augenpaare sie an.
    »Wer seid Ihr, woher kommt Ihr, und wo wollt Ihr hin?«, fragte ein Mann mit gütigen Augen, in dem Zelda den Präzeptor vermutete.
    »Cedric Connery«, erwiderte Zelda. »Ich komme aus den Highlands. Die Manors meines Vaters befinden sich zwischen Dundee und Inverness. Nach Edinburgh will ich, eine Tante – Lady Laetitia Dalrumple – besuchen.«
    »Connery heißt Ihr?«, fragte der Präzeptor streng.
    Zelda nickte. »Ja, Cedric Connery.«
    »Aus den Highlands?«
    Wieder nickte Zelda.
    »Und Eure Tante, sagt Ihr, sei Lady Dalrumple?«
    »Ganz recht. Sie ist die Schwester meines Vaters.«
    »Nun gut, dann kommt herein. Wir werden Euch einen Schlafplatz in einer Klosterzelle geben. Ein Kanten Brot und ein wenig Wasser wird sich für Euch auch noch finden.«
    »Vielen Dank!« Zelda hätte bei diesen Worten vor Erleichterung beinahe geweint.
    Sie schlüpfte durch die Tür und begrüßte die beiden Männer ehrerbietig.
    Der Präzeptor schickte den Mönch, der die Klappe zuerst geöffnet hatte, zurück in ein kleines Torhäuschen, dann forderte er Zelda auf, ihm zu folgen.
    Sie betraten den lang gestreckten Klosterbau, durchquerten einen Säulengang und kamen ins Refektorium, dem Speisesaal des Klosters.
    Der Präzeptor holte eigenhändig ein wenig Brot, einaltes Stück Käse mit trockenen Rändern und einen Becher Wasser. Als Zelda sich gestärkt hatte, führte er sie schließlich durch einen langen Gang, von dem rechts und links in geringen Abständen Türen abgingen.
    Vor einer kleinen Tür ganz am Ende des Ganges blieb der Präzeptor stehen, holte einen schweren Schlüssel aus der Tasche seiner Kutte und schloss die Tür auf.
    Zelda trat ein und fand sich in einem schmalen, gemauerten Gemach wieder.
    Der Präzeptor klappte ein Brett von der Wand, c\as wohl als Schlafplatz dienen sollte, und wies sie an, es sich darauf bequem zu machen.
    Zelda dankte noch einmal, dann verließ der Präzeptor die Zelle, und sie hörte mit einigem Erstaunen, dass er von außen die Tür abschloss.
    Sofort sprang sie von dem Wandbrett herunter und

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