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Ufer des Verlangens (German Edition)

Ufer des Verlangens (German Edition)

Titel: Ufer des Verlangens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Hamilton
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Ohhhhh!«
    Das Stöhnen klang ihr selbst in den eigenen Ohren beinahe unerträglich. Sie sah, wie der Wachmann in seiner Tätigkeit innehielt und zu ihr herübersah. Er hatte eine rußige Pechfackel mitgebracht, die er in einem Halter an der Wand gegenüber ihrer Zellentür befestigt hatte. Das Licht der Fackel warf schwarze Schatten auf die Wände, das Flackern bewirkte, dass die Schatten sich an der Wand zu bewegen schienen.
    Es war noch immer dunkel im Kellerverlies, doch das Licht reichte gerade aus, dass Zelda erkennen konnte, was der Wachmann tat.
    »Ahhhh! Ohhhhhh! «, jammerte sie erneut.
    »Ist alles in Ordnung bei Euch?«, fragte der Wachmann, doch anstelle einer Antwort stöhnte Zelda nur so heftig sie konnte.
    Sie blinzelte und sah durch die fast geschlossenen Augenlider, dass der Wachmann sich ihr langsam näherte.
    Zwei Schritte von ihrem Lager blieb er stehen, sah auf sie herab und fragte: »Seid Ihr krank? Was ist mit Euch?«
    »Ohhhh! Ahhh!«, stöhnte Zelda, als wäre sie nur noch halb bei Bewusstsein. Sie tat, als hätte sie Schüttelfrost, ließ ihre Zähne heftig klappern, zuckte mit Armen und Beinen.
    »Durst!«, jammerte sie. »Ich habe Durst. Der Durst bringt mich beinahe um. Gebt mir einen Schluck Wasser. Einen einzigen, winzigen Schluck Wasser, damit ich mir die Lippen benetzen kann.«
    Der Wachmann nickte. Dann drehte er sich um und lief aus dem Verlies und den Gang hinab. Aus einer Entfernung hörte Zelda das Klappern eines Wasserkruges, der gegen einen Becher schlug.
    Schnell stand sie auf und huschte zur Tür. Dort presste sie sich so an die Wand, dass man sie im ersten Moment nicht sah und auch der Schein der Pechfackel nicht bis zu ihr drang.
    Schon erklangen die Schritte des Wachmannes wieder im Gang. Zelda hielt den Atem an. Immer näher kam er, schon konnte sie seinen Schweiß riechen, sein Keuchen hören. Dicht presste sie sich gegen die Wand.
    Der Mann kam, stürmte beinahe in die Zelle, den Wasserbecher mit beiden Händen haltend.
    Als er in der Mitte des Verlieses angekommen war und sagte: »Wartet, ich habe Wasser für Euch«, schlüpfteZelda durch die offene Gittertür, schlug sie ins Schloss und drehte den schweren Schlüssel zweimal kräftig herum.
    Jetzt saß der Wachmann im Verlies, und sie war frei. Als er begriffen hatte, was geschehen war, hob er ein großes Geschrei an, doch niemand hörte ihn, da seine beiden Kumpane anderswo beschäftigt waren.
    »Entschuldigt, guter Mann«, sagte Zelda. »Ich wollte Euch gewiss keine Unannehmlichkeiten bereiten.«
    Dann huschte sie zur Zelle der Wehmutter. »Kommt Ihr mit in die Freiheit?«, fragte sie. »Entscheidet schnell. Wir haben nicht viel Zeit.«
    Die alte Frau stand schon neben der Tür.
    »Ich hatte gehofft, dass Ihr mich mitnehmt«, sagte sie. »Ich bin bereit. Lasst uns gehen!«
    Zelda lachte leise über den Wagemut der alten Frau, schloss mit dem Schlüssel des Wachmannes auch diese Zelle auf und eilte, die alte Frau an der Hand hinter sich herziehend, bis zum Ende des Ganges.
    Am Fuße der steinernen Treppe, die hinauf ans Tageslicht führte, verharrten sie und lauschten in die Nacht. Nur das Geschrei des eingeschlossenen Wachmannes war zu hören.
    »Kommt schnell, wir müssen uns beeilen, ehe die anderen zurückkommen oder jemand den Lärm hier unten hört«, flüsterte Zelda und zog die Wehmutter weiter.
    Bald hatten sie das Innere des Rathauses erreicht. Das Gebäude lag vollkommen im Dunkeln, und es herrschte eine himmlische Ruhe darin.
    Die beiden eilten durch ein Gewirr zahlloser Gänge, doch dank Zeldas gutem Orientierungssinn hatten sie bald den Dienstbotenausgang erreicht, der wie durch ein Wunder nicht verschlossen war.
    Wahrscheinlich waren die Wächter hier etwas nachlässig gewesen. Sie schlüpften durch die Tür und hielten sich beim Überqueren des Wirtschaftshofes eng im Schatten der Mauern, um nicht zufällig von irgendwem gesehen zu werden.
    Endlich fanden sie den Ausgang, der zur Straße führte, und ihnen endgültig die Freiheit bringen sollte. Doch dieser war nun tatsächlich verschlossen.
    Hilflos standen Zelda und die Wehfrau vor der festen Tür, die mit Eisen beschlagen war und links und rechts von einer mannshohen Mauer begrenzt war.
    »Was sollen wir tun?«, fragte Zelda. »Die Mauer ist zu hoch. Wir werden es nicht schaffen, darüber zu klettern.«
    Die Alte lachte wieder dieses leise, dunkle Lachen. »Seid Ihr etwa kein ganzer Mann?«, fragte sie ein wenig anzüglich. »Seid Ihr als Kind

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