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Ufer des Verlangens (German Edition)

Ufer des Verlangens (German Edition)

Titel: Ufer des Verlangens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Hamilton
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sich eine halbwegs saubere und trockene Stelle, legten sich nieder und waren schon sehr bald eingeschlafen.

9. Kapitel
    Beinahe gleichzeitig schraken die Frauen aus ihrem ohnehin nur leichten Schlaf.
    Ein Donner hatte sie geweckt, ein Donner, der so laut war, als hätte der liebe Herrgott selbst die Trommel geschlagen. Gleich darauf folgte ein greller Blitz, der das ganze Elend der verlassenen Hütte in ein bizarres Licht mit kantigen Schatten tauchte.
    Der Regen, der kurz darauf niederprasselte, erweckte in Zeldas Ohren ganz den Anschein, als wollte er eine zweite Sintflut hervorrufen. Besorgt sah sie zum Dach hinauf, das an manchen Stellen Lücken aufwies; dann faltete sie fromm wie ein Kind die Hände und betete.
    »Lass den Unfug«, brummte die Wehmutter. »Ein Gewitter ist nichts Schlechtes. Die Felder brauchen Wasser, das weißt du besser als ich. Viel zu lange schon hat Trockenheit geherrscht. Du solltest dankbar sein für den Regen.«
    Zelda ließ die Hände sinken. Elizabeth hatte Recht. Sie selbst wusste, dass auch die Felder und Weiden der McLains von Trockenheit bedroht waren.
    Die Anstrengungen und Ängste der letzten Tage aber und die daraus folgende Erschöpfung ließen Zelda dieses Mal bedeutend ängstlicher sein als je zuvor. Es war kein Wunder, dass ihre Nerven blank lagen. Sie merkte selbst, dass sie zu zittern anfing.
    »Komm her, Kindchen«, sagte Elizabeth und breitete die Arme aus. »Komm her, schmiege dich an mich und erzähle mir, wer du bist, woher du kommst und was du vorhast. Vor allem aber berichte, woher der traurige Glanz in deinen Augen rührt.«
    Gehorsam schmiegte Zelda sich in Elizabeths Armeund barg den Kopf an der Brust der Wehmutter. Jegliche Angst fiel von ihr ab, und sie fühlte sich so geborgen wie damals vor vielen, vielen Jahren, als ihre eigene Mutter noch lebte und ihr an langen, kalten Winterabenden im Schein des Kaminfeuers Geschichten erzählte.
    Elizabeth strich Zelda sanft über die langen roten Locken. »Sprich dich aus, Kind. Es gibt für alle Probleme eine Lösung«, forderte sie, und ihre Stimme klang so freundlich und aufmunternd, dass Zelda zu erzählen begann.
    Elizabeth unterbrach sie mit keinem Wort, erst, als sie von ihrer Begegnung mit Ian Laverty am Waldsee sprach und davon berichtete, wie sie im doppelten Wortsinn in eine Falle geraten war, klopfte ihr Elizabeth sanft auf die Schulter.
    »Du bist ein tapferes Mädchen«, sagte die alte Frau, als Zelda geendet hatte. »Und du hast die Liebe kennen gelernt, wenn auch noch nicht in all ihrer Größe. Das ist mehr, als manchen Frauen im ganzen Leben geschenkt wird.«
    »Ein Geschenk?«, fragte Zelda ungläubig. »Diese Liebe, so kurz sie auch währte, hat mir den größten Kummer und das größte Leid meines Lebens beschert. Es fällt mir schwer, dafür Dankbarkeit zu empfinden.«
    »Das glaube ich dir gern, Zelda. Aber vergiss nicht, dass die meisten Menschen Liebe mit Glück gleichsetzen. Das aber ist nicht unbedingt so. Manche Menschen sind füreinander bestimmt, um miteinander unglücklich zu sein.«
    »So wie Joan und Ian Laverty, falls ich Recht habe und die beiden sich wirklich lieben?«, fragte Zelda, noch immer ein wenig ungläubig.
    »Ja, vielleicht.«
    »Woran erkennt man die Liebe? Woher weiß man, dass der Mann, den man getroffen hat, der einzig Richtige ist?«, fragte sie.
    Elizabeth strich ihr sanft über die Wange. »Hast du keine Mutter, die dir solche Fragen beantwortet hat?«, fragte sie leise.
    Zelda schüttelte den Kopf. »Sie ist bald nach Joans Geburt gestorben. Ich erinnere mich nicht mehr an sie.«
    Elizabeth seufzte. Dann fragte sie vorsichtig, wobei sie Zelda unter das Kinn fasste und ihren Kopf anhob, sodass das Mädchen der alten Frau in die Augen sehen musste: »Kann es möglich sein, dass du nur sehr wenig über die Liebe weißt? Ist es so, dass du nicht einmal ahnst, was genau in der Nacht zwischen Mann und Frau vor sich geht?«
    Zelda versuchte, Elizabeths Blick auszuweichen, doch dann nickte sie stumm und spürte, wie die Scham ihr Gesicht rosig verfärbte. Sie hatte in der Scheune gesehen, was zwischen dem Mann und dem Schankmädchen geschehen war, doch sie wagte nicht, dies zuzugeben.
    »Und du wirst bald heiraten, nicht wahr?«
    Wieder nickte Zelda. »Ja, sobald ich meine Aufgabe in Edinburgh erfüllt und Joan wohlbehalten zurückgebracht habe, werde ich Allistair Kingsleys Frau werden.«
    »Hm«, machte Elizabeth. Sie dachte eine Weile nach und fuhr dann entschlossen

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