Ufer des Verlangens (German Edition)
geschlagene Sahne. Meine Hände wünschen sich, in deinem Haarein Nest zu bauen, meine Lippen wollen nichts, als sich auf deine legen.«
Zelda seufzte. »Wirklich?«
»Wer hat dir wehgetan?«, fragte Ian zurück.
Und plötzlich war es mit Zeldas Beherrschung vorbei. Alle Sorgen, Anspannungen, Verletzungen und Ängste lösten sich und verschafften sich in einem Tränenstrom Erleichterung, der ungehindert aus ihren Augen floss.
Ian drückte ihren Kopf an seine Brust, strich ihr sanft übers Haar wie einem Kind und sagte leise: »Weine nicht. Es wird alles gut. Was immer auch geschehen ist, alles wird gut.«
Und während er mit zärtlicher Stimme Zelda zu beruhigen versuchte, ballte sich sein Herz zu einer Faust zusammen und drohte demjenigen, der Zelda diesen Schmerz zugefügt hatte.
Es dauerte lange, bis die junge Highlanderin sich wieder beruhigte. Schüchtern ließ sie sich von Ian die Tränen aus den Augenwinkeln küssen, doch als sein Mund ihre salzigen Lippen berührte, schmolz ihr Widerstand dahin wie Butter in der Sonne.
Mit wilder Leidenschaft erwiderte sie seinen Kuss, ihre Münder verschmolzen zu einem einzigen, und ihr Atem vermischte sich, wurde zu einer einzigen Lebensquelle, die gut für sie beide ausreichte.
Als sie danach weiter am Strand entlangspazierten, legte Ian schützend seinen Arm um Zeldas Schulter und zog sie eng an sich.
»Willst du mir nicht sagen, wer du bist und wie du heißt?«, fragte er leise. »Ich möchte dich niemals wieder verlieren, doch dazu muss ich wissen, wer du bist.«
Zelda zögerte. Alles in ihr drängte danach, sich ihm zu offenbaren. Doch Joans Schicksal war wichtiger alsihre eigenen Bedürfnisse. Im Übrigen dachte sie nicht daran, ihm Auskunft über ihre Person zu geben, solange sie nicht wusste, wo ihre Schwester war. Die Liebe hatte sie vielleicht blind gemacht, aber nicht dumm und leichtsinnig.
»An dem Tag, an dem du mir von deinem geheimnisvollen Auftrag erzählst, werde ich dir erzählen, wer ich bin und woher ich komme«, erwiderte sie mit einer solchen Entschlossenheit, dass Ian in Lachen ausbrach.
»Wie du mir, so ich dir?«, fragte er, doch Zelda antwortete nicht.
Ian nickte. Er hatte verstanden. Auch Zelda trug ein Geheimnis in sich. Und erst, wenn dieses Geheimnis gelüftet war, würde es für sie vielleicht eine Zukunft geben. Er beschloss, nicht weiter in sie zu dringen und den Dingen ihren Lauf zu lassen. Jetzt war er einfach nur glücklich, mit ihr zusammen sein zu dürfen. Er genoss ihre Gegenwart, berauschte sich an dem Duft, der ihrem Haar entströmte, ließ sich durch die Zartheit ihrer Haut besänftigen und kostete von ihrem Mund, der wie reife Walderdbeeren schmeckte.
In Zeldas Kopf dagegen herrscht ein heilloses Durcheinander. Die Gedanken sausten wie Bienenschwärme durch ihren Kopf, ihr Herz war in Aufruhr. So zwiege-spalten hatte sie sich noch nie gefühlt.
Sie liebte Ian Laverty – und wünschte sich doch, ihn zu hassen. Wütend wollte sie auf ihn sein, aber seine Ausstrahlung war so stark, dass ihre Wut in seiner Gegenwart einfach in sich zusammensackte.
Zelda hasste sich für ihre Schwäche. Und gleichzeitig benötigte sie alle Kraft, die sie aufbringen konnte, um nicht mit Fäusten auf ihn loszugehen.
Am liebsten hätte sie gegen seine Brust geschlagen,hätte den Aufenthaltsort Joans aus ihm herausgeprügelt, ihn mit Schimpf und Schande überhäuft. Dieser Mann hatte ihre Schwester geraubt, um sie nach Frankreich zu verkaufen. Dieser Mann hatte das Schicksal einer unschuldigen jungen Frau in seine Hände genommen und zum Schlechtesten verwandelt. Sie hasste diesen Mann.
Und gleichzeitig liebte sie ihn. Liebte ihn mehr, als sie je einen anderen geliebt hatte.
»Ich habe dich gestern am Hafen gesehen«, berichtete sie.
»Ja, das ist möglich. Ich bin beinahe täglich dort«, antwortete Ian, ohne im Geringsten beunruhigt zu sein.
»Eine junge Frau war in deiner Begleitung. Sie hat geweint.«
Wieder nickte Ian.
»Stimmt. Eine zarte Person mit wunderbarem seidigem Haar.«
»Du hast sie einem Mann übergeben.«
»So war es ausgemacht.«
Ian ließ sich durch Zeldas Fragen nicht aus der Ruhe bringen.
»Und du hast von ihm einen kleinen Lederbeutel in Empfang genommen.«
Jetzt lachte er.
»Du hast Augen wie ein Adler«, sagte er und stupste Zelda mit dem Zeigefinger auf die Nasenspitze.
»Was waren das für Leute?«, fragte Zelda mit einer Stimme, die verriet, dass sie nicht bereit war, locker zu lassen.
»Warum
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