Ufer des Verlangens (German Edition)
als es immer und immer wieder nicht klappte, hatten William und ich die Hoffnung schon fast aufgegeben. Erst Elizabeth hat mir heute meinenVerdacht bestätigt. Auf die wunderbarste Wehmutter, die es gibt.«
Laetitia hob erneut ihren Becher und trank auf Elizabeth.
»Herzlichen Glückwunsch euch beiden«, sagte Zelda. Sie stand auf, trat zuerst zu ihrer Tante und dann zu ihrem Onkel und küsste beide herzhaft auf die Wangen.
»Ich freue mich so für Euch«, erklärte sie.
»Und weißt du was?«, plapperte Laetitia schwelgend im Glück fröhlich weiter. »Es gibt noch mehr Neuigkeiten.«
»Oh, wie aufregend.« Zelda lächelte. »Willst du mir etwa sagen, dass auch Onkel William ein Kind erwartet?«
Gelächter ertönte, und Laetitia strich ihrem Mann zärtlich über den doch beträchtlichen Bauch, mit dem sie es wohl bald würde aufnehmen können.
»Nein. Aber ich habe Elizabeth dazu überreden können, mir in der Zeit der Schwangerschaft zur Seite zu stehen und die Geburt zu begleiten. Anschließend wird sie dem neugeborenen Dalrumple die Kinderfrau sein. So habe ich stets eine Freundin im Haus, und Elizabeth muss sich nicht länger um ihre Zukunft sorgen.«
»Das freut mich von Herzen«, sagte Zelda mit Überzeugung und küsste Elizabeth auf .beide Wangen. Dann fügte sie hinzu: »Obwohl ich mir bereits ausgemalt hatte, Elizabeth mit in die Highlands zu nehmen.«
Schließlich besann sich Laetitia darauf, dass Zelda heute Abend eine Mission am Hafen zu erledigen gehabt hatte.
»Nun zu dir«, sagte sie. »Warst du erfolgreich?«
Zelda schüttelte den Kopf. »Ich weiß zwar, dass Joannoch immer in der Stadt ist, aber ich habe leider keine Ahnung, wo ich sie finden kann. Und ihr Entführer war leider auch nicht so dumm, mir den Aufenthaltsort zu verraten.«
Lord William Dalrumple lehnte sich bequem zurück. »Wie wäre es, wenn ihr mich morgen zu einem Empfang anlässlich der Verlobung von Sir Halberrys Tochter begleitet? Viele Ohren hören viel. Ich hätte das große Glück und die überaus große Ehre, von drei der schönsten Frauen begleitet zu werden, und du, Zelda, hättest Gelegenheit, mit den größten Klatschbasen von ganz Edinburgh Bekanntschaft zu schließen.«
»Oh, ja«, stimmte Laetitia ein. »Lasst uns morgen Abend gemeinsam zu den Halberrys gehen.«
»Eine gute Idee«, stimmte Zelda zu und stand auf. »Doch jetzt bin ich hundemüde. Bitte entschuldigt mich, aber ich möchte heute früh zu Bett gehen. Der Tag war anstrengend.«
»Geh nur, meine Liebe«, antwortete Laetitia. »Der Schlaf heilt so manche Wunde. Ich wünsche dir eine gute Nacht und wunderbare Träume.«
Auch Elizabeth stand auf und schloss sich Zelda an.
Gemeinsam gingen sie die Treppe zu den Gästezimmern im zweiten Stockwerk herauf.
Elizabeth zog Zelda mit in ihre Kammer und deutete mit der Hand auf das Bett, damit ihre Freundin sich darauf niederlassen konnte.
»Erzähl«, bat sie. »Berichte von Anfang an, und lass nicht ein einziges Wort aus. Ich sehe, dass du sehr aufgewühlt bist.«
»Du hast Recht«, nickte Zelda. »Die Gedanken streichen durch mein Hirn wie hungrige Wolfsrudel.«
»Du hast Laverty getroffen?«
»Ja, in der Gasse, die vom Hafen in die Stadt führt, stießen wir aufeinander.«
»Und?«
Zelda seufzte.
»Er war mir sofort wieder so vertraut, als kennte ich ihn seit meiner Kindheit und als wären wir nie auch nur einen Tag lang getrennt gewesen. Ich habe ihn auf der Stelle an seinem Geruch erkannt. Seine Stimme drang wie Balsam in meine Seele.«
Sie hatte den Kopf gesenkt und blickte auf ihre Hände, die den Stoff ihres Kleides zerknüllten. Dann sah sie auf und sagte: »Oh, Elizabeth, ich möchte ihn so gern hassen für das, was er Joan angetan hat, aber ich kann es nicht.«
»Du liebst ihn«, stellte Elizabeth fest. »Es ist nicht deine Schuld. Niemand kann sich aussuchen, in wen er sich verliebt. Solche Dinge geschehen, und meist offenbart sich der tiefere Sinn erst später. Aber sprich weiter. Was genau ist geschehen?«
»Nun, wir stießen zusammen, erkannten uns sofort wieder. Er fragte, wie ich nach Edinburgh gelangt sei, und ich erzählte etwas von einem Besuch bei meiner Tante.«
»Hast du Laetitias Namen genannt?«
»Nein, genauso wenig, wie er mir verraten hat, was es mit seiner Begegnung mit der jungen blassen Frau, hinter der wir Joan vermuten, und dem unbekannten Fremden auf sich hat.«
»Damit war zu rechnen«, stellte Elizabeth fest. »Und wie ging es weiter? Worüber habt ihr
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