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Ufer des Verlangens (German Edition)

Ufer des Verlangens (German Edition)

Titel: Ufer des Verlangens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Hamilton
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gefasst. Und in ihrem Herzen – oder besser gesagt, unter ihrem Herzen – trug sie ein noch ziemlich frisches Geheimnis, bei dem ihr Elizabeth eine große Hilfe sein konnte.
    Lady Dalrumple lächelte bei diesem Gedanken und strich sich mit der Hand zärtlich über den Bauch.
    Der nächste Abend war noch jung, als sich Zelda aufmachte, um zum Hafen zu gehen. Sie trug heute ein einfaches weißes Kleid, das ihre Figur umschmeichelte, und ließ das Haar offen im Wind wehen.
    Mit hastigen Schritten eilte sie die Straße hinab, doch je näher sie dem Hafen kam, umso zögernder setzte sieeinen Fuß vor den anderen. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals, und ihr Puls galoppierte wohl schneller als ein Rennpferd.
    Sie fürchtete sich vor der Begegnung mit Ian Laverty, den sie mehr als sonst jemanden auf der Welt hasste, weil er ihr so wehgetan hatte wie noch nie zuvor ein Mensch. Und den sie gleichzeitig liebte, obwohl sie sich mit der ganzen Kraft ihres Verstandes gegen diese Liebe wehrte.
    Doch was immer sie auch tat, sie konnte Ian und die wundervollen Stunden mit ihm am See einfach nicht vergessen.
    Und jetzt sollte sie vor ihn treten! Musste alle Demütigungen und Kränkungen, die er ihr angetan hatte, vergessen und so tun, als begegnete sie ihm rein zufällig.
    Oh, Zelda hatte Angst. Doch es war keine Angst vor dem Mann, der noch immer ihre Träume beherrschte. Nein, wenn sie ganz ehrlich war, so hatte sie Angst vor sich selbst. Vor dem Ansturm ihrer Gefühle, die sie wie eine Welle zu überrollen drohten und den Verstand einfach auszublenden vermochten. Nicht ihr Hirn würde ihre Begegnung bestimmen, sondern ihr Herz.
    Zelda seufzte. Sie sah bereits die riesigen Schiffe im Hafen liegen, roch das Meer, den Tang und die Fische. Gleich würde sie unten am Kai sein, und sehr bald schon würde sie auf Ian treffen.
    Sie wusste nicht, ob sie sich wünschte, den Mann ihres Herzens, ihre Liebe und ihr Leid zu sehen. Doch es war müßig, darüber nachzudenken, denn jetzt ging es einzig und allein um Joan. Sie musste gerettet werden, alles andere hatte keine Bedeutung.
    Zelda lief zögernd durch den Hafen, sah sich immer wieder nach allen Seiten um und atmete vor Erleichterungauf, als sie in die Nähe des Hafenmeisterkontors geriet.
    Sie setzte sich auf eine große Kiste, die neben dem Kontor stand, kreuzte die Füße, legte die Hände in den Schoß und wartete.
    Während sie dort saß, beobachtete sie die Geschehnisse im Hafen. Zwei Fischer brachten einen alten, verschlissenen Kahn an Land und holten mehrere Weidenkörbe ein, die mit silbrig glänzenden Fischen gefüllt waren. Ein alter Mann, dessen Hände von der rauen See rot und zerschunden aussahen, versuchte ungeschickt ein Netz zu flicken, zwei Katzen stritten sich um ein paar Fischköpfe, und über allem kreisten die Möwen und stießen schrille Schreie aus.
    Hafenarbeiter trugen Säcke auf den Schultern und ächzten unter der Last, ein Schiffsjunge kippte einen Eimer mit Abfällen ins Meer und sah belustigt zu, wie die Möwen sich in reicher Anzahl darauf stürzten.
    Ein gut gekleideter Herr inspizierte, die Hände säuberlich auf dem Rücken verschränkt, eine Ladung, die soeben von einem Schiff gebracht wurde, und bestimmte dann zwei Männer, eben diese Ware in sein Handelskontor unweit der Royal Mile zu bringen.
    Zelda war fasziniert von dem, was im Hafen vor sich ging. Unzählige Menschen, die allesamt überaus beschäftigt wirkten, hasteten, eilten, sprangen durch den Hafen. Rufe ertönten, Anweisungen wurden erteilt, Pferdefuhrwerke warteten an den Schiffsrampen darauf, beladen zu werden, Schreiber schleppten dicke Kontorbücher herum und hatten sich eine Schreibfeder hinter ein Ohr geklemmt.
    Jetzt, als die Sonne langsam dem Horizont entgegenfiel und einen goldenen Schleier über das Meer breitete,erschienen auch die ersten Dirnen am Hafen. Zelda erkannte sie an dem gelben Zeichen, das sie an ihrer Kleidung tragen mussten.
    Selbstbewusst schritten sie über das Gelände, hielten hier und da inne und sprachen einen Mann an. Zelda sah, wie eine bereits ältere Dirne, deren Brüste beinahe vollständig aus dem Mieder krochen, sich bei einem Matrosen unterhakte und mit ihm lachend und scherzend im nächsten Pub verschwand, wo wohl auch einige Zimmer stundenweise vermietet wurden.
    Die Hafenarbeiter, die Packer und Träger stellten ihre Arbeiten ein und eilten ebenfalls dem nächsten Pub entgegen. Bald leerte sich das Gelände.
    Immer wieder sah sich Zelda nach allen

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