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Uferwald

Titel: Uferwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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durch.
     
    Ma in Espagna son già mille e tre!
     
    Er stieg aus und ging zum Fahrstuhl, ganz sicher hatte er eine Witwe oben, und wenn die nicht reichte... nein, die eine würde reichen. Sieger feiern kühl und gelassen und hören Mozart, dachte er und summte vor sich hin:
     
    Nella bionda egli ha l’usanza Di lodar la gentilezza...
     
    Ha, dachte er, da fiele mir mehr ein, bei den Blonden zu loben... Irgendetwas war mit der Tür. Wieso klemmte der Schlüssel? Aber dann ging die Tür doch auf, sie fiel fast nach innen, ein eisenharter Griff packte Czybilla am Arm und riss ihn zu sich herum, eine Hand legte sich auf seinen Mund, und eine Stimme sagte an seinem Ohr:
    »Ganz ruhig bleiben...«
     
    K uttler bezahlte den Taxifahrer und stieg aus. In der Luft war ein Geruch, als würde es bald Winter werden. Die Tür des Reihenhauses war erleuchtet, und als er darauf zuging, hörte er das Summen des Türöffners.
    »Hey«, vernahm er von oben an der Treppe Pucks Stimme, »das ist nett, dass Sie gleich gekommen sind, aber warum mit dem Taxi?« Sie nahm ihm den Mantel ab. »Ich will doch nicht, dass die Polizei sich wegen mir in Unkosten stürzt.«
    Im Schlafanzug erschien Janina an der Tür des Kinderzimmers. »Gibst du mir einen Schuh?« Sie sah nicht so aus, als ob sie schon geschlafen hätte.
    »Das geht heute nicht«, antwortete Kuttler. »Ich hab heutekein Auto, und mit einem abben Schuh kann ich nicht in die Stadt runter.«
    »Warum hast du kein Auto?«
    »Weil es untersucht wird. Ob es Fusseln hat.«
    Janina fand, dass das eine merkwürdige Sache sei, aber Puck schickte sie zurück ins Bett und ging mit Kuttler in das Zimmer, in dem sie sich bei seinem letzten Besuch unterhalten hatten. Es war warm in der Wohnung, eigentlich zu warm, Puck trug Jeans und darüber einen Streifen Bauch und über dem Bauch etwas, das vermutlich ein Top war.
    »Und was ist mit Ihrem Kopf passiert?«
    »Da ist so ein Eisenteil dagegen gelaufen.«
    Puck sah ihn prüfend an. »Aber Sie sind nicht der Polizist, den diese Bankräuber als Geisel genommen haben?«
    »Ich dachte, das hätte sich schon herumgesprochen.«
    »Also doch.« Puck zog ein Gesicht. »Eigentlich hätte ich es mir denken können, als in der Zeitung was von dem Bankangestellten Manfred C-Zett-Punkt stand. Sie waren beim Bilch, nicht wahr?«
    Sie setzte sich. »Also sind Sie noch immer hinter dieser Sache mit Tilman her. Übrigens habe ich Sie nicht deshalb angerufen. Es ist... irgendwas anderes, aber komisch ist es schon, dass jetzt gerade Sie der einzige Polizist sind, den ich kenne.« Wieder warf sie einen Blick auf seine Stirn. »Das Pflaster sieht übrigens ziemlich vergammelt aus. An einer Ecke hat sich’s auch schon gelöst. Und Ihre Haare sind richtig verklebt.«
    »Ich hab Schiss, dass ich irgendwas aufreiße, wenn ich’s runter mache«, gestand Kuttler.
    »Keine Angst«, sagte Puck, »ich kenn mich mit so etwas aus. Soll ich Ihnen nicht vielleicht auch gleich die Haare waschen?« »Was ist komisch daran, dass ich...?«
    »Kommen Sie, wir gehen jetzt ins Bad.«
    Widerstrebend folgte Kuttler in ein winziges, mit Wäsche voll gehängtes Bad, wo er sich auf einen Hocker vor das Handwaschbecken setzen musste.
    »Ich muss Ihnen von Mamutschka erzählen«, sagte Puck und drehte an den Wasserhähnen, bis das Wasser handwarm aus der Leitung kam. »Mamutschka Neumeister ist eine liebe alte Frau und ganz närrisch mit Janina, wahrscheinlich hätte sie zu gerne ein Enkelkind, aber Wanja ist immer auf Montage, und jetzt den Kopf nach vorne.«
    Das kommt davon, wenn man keinen Dosenöffner zuhause hat, dachte Kuttler und beugte sich folgsam über das Handwaschbecken, wo er mit geschlossenen Augen das Wasser über seinen Kopf laufen ließ.
    »Wanja also ist immer auf Montage, heute Morgen hat Mamutschka mir das schon wieder vorgejammert«, fuhr Puck fort und begann Kuttlers Haarschopf behutsam zu shampoonieren, »und damit ich ihr auch zuhöre, steckt sie mir draußen vor dem Laden zwei Tafeln Schokolade für Janina in die Einkaufstasche, das ist doch übertrieben, finden Sie nicht?«
    Hast du mich wirklich deswegen angerufen?, dachte Kuttler und sagte lieber nichts, weil ihm sonst der Shampooschaum in den Mund gelaufen wäre.
     
    D as ist eine Scheißauswahl, die du da hast«, sagte Wanja und ließ missmutig seinen Blick über die Schrankwand aus Teakholz und deren mit CDs und Schallplatten dicht bestückte Fächer streifen. »Scheißvornehme Schrankwand, und was ist

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