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Uhrwerk Venedig (German Edition)

Uhrwerk Venedig (German Edition)

Titel: Uhrwerk Venedig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucas Edel , Emilia Dux , Susanne Wilhelm , Tom Wilhelm , Dirk Ganser , T. S. Orgel
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die Dachluke hereinfiel. Dann drückte er gleichzeitig auf einige Stellen der Schatulle, und die kleinen Uhrwerke in ihrem Inneren begannen tickend und klackernd zu arbeiten. Sie entfaltete sich, der kleine Turm wuchs in die Höhe und die Arme mit den Prismen entfalteten sich allmählich. Giacomo schob die geöffnete Schatulle ein wenig nach links, sodass das einfallende Licht der Sterne sich optimal im Prisma bündeln und anschließend gebrochen werden konnte. Eine Wolke aus Licht sammelte sich um das Werk und beleuchtete in allen Regenbogenfarben die feine Mechanik in seinem Inneren. Giacomo startete die zweite Mechanik, woraufhin die vier Scheiben an den Auslegerarmen zu rotieren begannen. Zuerst langsam, dann immer schneller werdend kreisten sie mit einem leisen Surren. Die Werke im Inneren des Kästchens tickten, aus der Lichtwolke um das Kästchen herum zogen sich Fäden aus buntem Licht. Sie verwebten sich in den kleinen Prismen an der Seite der Machina zu einem Faden, der auf die Scheibe mit den Linsen am schmalen Ende der Konstruktion floss. Giacomo richtete noch ein wenig das Gestell aus, dann erreichte der Lichtfaden das eingespannte Pergament. Wirre Lichter tanzten über die weiße Oberfläche, formten Figuren und geometrische Körper, die jedem Sinn für Mathematik und räumliches Denken widersprachen.
    »Heilige Muttergottes«, hauchte Gustav neben Giacomo. »Was ist das? Ein Bild der Zukunft?«
    Giacomo schüttelte den Kopf.
    »Ich weiß nicht, was das ist.«
    Vorsichtig richtete er die Schatulle neu aus. Die Bilder auf dem Pergament veränderten sich. Sie zeigten plötzlich Schattenrisse, die eine Ahnung von Körpern waren. Aber es waren Körper, wie sie noch nie ein Mensch gesehen hatte. Giacomo runzelte die Stirn.
    »Vielleicht ist der Winkel des Lichteinfalls noch nicht richtig.« Er griff nach der Schatulle und verschob sie noch ein Stück. Das Bild auf dem Pergament wurde etwas schärfer, die Farben dunkler. Noch ein Stück weiter, und das Bild zeigte eine zerklüftete Landschaft. Schroffe Berge erhoben sich schwarz in einen Himmel, der in seiner Farbe an einen Bluterguss gemahnte. Der Boden der Landschaft war in ständiger Bewegung, formte Figuren, Körper und Zeichen, die jedem Sinn widersprachen. Dann liefen die Uhrwerke aus. Das Bild wurde wässerig und verschwand schließlich.
    »Giacomo.« Gustavs Stimme klang belegt. »Ich weiß nicht, was wir da gerade gesehen haben. Aber ich glaube kaum, dass dein Söldnerhauptmann Interesse an diesem Gerät haben dürfte.«
    Giacomo lachte leise in das Dämmerlicht der Werkstatt.
    »Gustav, oh mein lieber Gustav. Glaubst du etwa wirklich, ich hatte jemals vor, diese Machina dem Condottiere Sigismondo Mussato zu überlassen?« Im Dämmerlicht tastete Giacomo nach den beiden Schlüsseln, um die Uhrwerke erneut aufzuziehen. »Vielleicht war dies gerade die Zukunft, mein lieber Freund, vielleicht war es auch der Mond. Aber was auch immer wir gesehen haben, es ist zuviel, für den kleinlichen Geist eines Söldners. Diese Machina ist einzig dazu bestimmt, mir die Tore zum Hofe des Dogen zu öffnen.«
    »Der Mond?«
    »Ja. Du darfst nicht vergessen, dass meine ursprüngliche Idee genau dazu gedacht war.« Das leise Knarzen eines Uhrwerks, das aufgezogen wurde, flüsterte durch das Dämmerlicht. »Zudem war die erste Machina um ein Vielfaches größer, als diese hier. Vielleicht liegt es an der Größe, vielleicht auch daran, dass wir derzeit keinen Vollmond haben. Wer weiß? Ohne weitere Experimente kann ich es nicht mit Bestimmtheit sagen.«
    »Was hast du jetzt vor?«
    Statt einer Antwort startete Giacomo die Machina erneut. Die Werke begannen zu arbeiten, die Prismen und Linsen rotierten und auf dem Pergament zeichnete sich diesmal viel schneller und deutlicher die albtraumhafte Landschaft ab.
    »Ja. Das muss der Mond sei-«
    Enzos Schrei hallte durch die Werkstatt und unterbrach Giacomo.
    »MAESTRO MIO! DIABOLO, DIAB-«
    Enzos Schrei verklang in einem Gurgeln. Giacomo war auf seinem Stuhl herumgefahren, spähte mit zusammengekniffenen Augen in das Dämmerlicht der Werkstatt und sah fünf schattenhafte Umrisse die …
    Fünf?
    Sie waren zu viert in seiner Werkstatt, aber er konnte doch unmöglich seine eigenen Schatten sehen? Es polterte in der Dunkelheit, und plötzlich schrien auch Umberto, Lucio und Gustav auf.
    »HALT! WER DA?«
    »Meister! Zu Hilfe ich werde-«
    »Heiligemariavolldergnade …«
    Jetzt erkannte Giacomo einen Schatten, der entfernt an

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