Ulf Blanck - Die drei Fragezeichen Kids - 16
Stellt euch das mal vor: Eine Köchin und der Direktor. Jahrelang mussten wir unsere Liebe verheimlichen. Das wäre ein Skandal gewesen. Doch kaum waren die letzten Rabauken aus dem Haus, haben wir sofort geheiratet.« Seine Frau lächelte verlegen. Das alte Ehepaar freute sich ganz offensichtlich sehr über den überraschenden Besuch und bot den dreien Tee und Kuchen an.
»Dieser Kuchen schmeckt fantastisch! Fast so gut wie der von Tante Mathilda«, schmatzte Justus und griff gleich zweimal zu.
»Mathilda?«, wiederholte Misses Greenfield.
»Wir hatten auch eine Mathilda hier. Wie heißt sie weiter?«
»Mathilda Jonas«, antwortete Justus.
»Nein, unsere Mathilda hieß anders. Mathilda Richmond, wenn ich mich recht erinnere.« Justus ließ vor Schreck den Kuchen auf den Teller fallen. »Richmond war ihr Mädchenname, bevor sie Onkel Titus geheiratet hat. Das ist ja ein unglaub licher Zufall. Ich wusste gar nicht, dass Tante Mathilda auf ein Internat gegangen ist.« Mister Greenfield goss ihnen Tee nach. »Wir waren das erste gemischte Internat in Kalifornien. Da war Einiges los, das kann ich euch sagen. Manchmal stand ich die ganze Nacht hier unten in der Halle Wache und musste aufpassen, dass die sich nicht gegenseitig besuchen. Da wäre der Teufel los gewesen.« Misses Greenfield erinnerte sich. »Mathilda war ein sehr braves Mädchen. Sie hat mir immer in der Küche geholfen. Ich habe ihr dafür einige meiner Lieblingsrezepte beigebracht.«
»Etwa eins für Kirschkuchen?«, mischte sich Bob ein. »Tante Mathilda gewinnt damit jedes Jahr den ersten Preis beim Backwettbewerb in Rocky Beach.« Die alte Dame errötete. »Ach, da hat sie das Rezept über die Jahre hinweg bestimmt verfeinert. Wie geht es ihr jetzt?« Nun hörte Justus gar nicht mehr auf zu erzählen und freute sich auch darüber, so viele Dinge über seine Tante zu erfahren. Am Ende holte der Direktor ein dickes Fotoalbum heraus. »Hier, die in der Mitte mit den Zöpfen muss es sein. Ja, ich bin mir ganz sicher. Mathilda Richmond. Ihre Zimmergenossinnen haben sie immer Mathy genannt.« Plötzlich hatte Justus eine Idee. »Mister Greenfield, haben Sie ein Telefon? Tante Mathilda würde Augen machen.«
»Natürlich haben wir ein Telefon. Wir leben doch nicht hinterm Mond«, lachte der grauhaarige Mann. Wenig später rief Justus zu Hause an. »Ist da Mathy?«, rief er ins Telefon und konnte sich das Lachen kaum verkneifen. Für einen Moment war es still am anderen Ende der Leitung.
»Justus? Bist du das? Woher kennst du diesen Namen?« Dann berichtete ihr Neffe in allen Einzelheiten von der zufälligen Begegnung. Auch Mister und Misses Greenfield wollten sie sprechen. Erst nach einer Viertelstunde legten sie den Hörer wieder auf. Der Direktor schmunzelte. »Also, deine Tante hat dir einen Vorschlag zu machen. Sie sagt, ihr solltet doch mal eine Nacht in ihrem alten Internat verbringen. Dann wüsstet ihr, wie es früher für sie gewesen ist. Und Rose könnte einen Kirschkuchen backen. Ihr solltet den dann mit ihrem vergleichen. Was haltet ihr davon? Betten haben wir genug. Außerdem ist es schon ganz schön spät geworden.« Die drei ??? klatschten vergnügt in die Hände. Es war, als würden sie in einem alten Film mitspielen.
»Na klar machen wir das«, lachte Bob. »Ich wollte schon immer mal die ganzen Internatsstreiche ausprobieren, die ich aus den Büchern kenne.« Belustigt zündete sich der Direktor eine Pfeife an.
»Gib dir keine Mühe – ich kenne alle Streiche dieser Welt.« Sie telefonierten noch eine Weile mit den Eltern von Peter und Bob, und dann zeigte Misses Greenfield ihnen die Zimmer.
Nachtausflug
Die ehemaligen Jungenzimmer lagen ein Stockwerk höher im Südflügel des Internats. Dort öffnete die Frau des Direktors eine große Tür und schaltete im Raum Licht ein. Auf beiden Seiten des Zimmers standen in einer Reihe jeweils sechs Betten und daneben kleine Schränke.
»Hineinspaziert, die Betten sind sogar frisch bezogen. Ich weiß auch nicht, warum ich das immer noch mache?«, sagte Misses Greenfield etwas wehmütig. Justus, Peter und Bob suchten sich drei Schlaf-plätze am Ende des Raumes aus.
»Die Waschräume findet ihr im Erdgeschoss. Ich werde euch Handtücher und Seife hinlegen. Dann bis morgen. Frühstück gibt es um acht Uhr. Wir haben heiße Milch, Tee, Toast, Butter, Marmelade und Käse. Wurstaufschnitt gibt es immer nur sonntags. Am Ende bitte die Teller
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