Ulf Blanck - Die drei Fragezeichen Kids - 16
zusammenräumen und in die Küche stellen. Schlaft gut.«
Die Augen der alten Dame leuchteten, als hätte sie einen Sprung in die Vergangenheit gemacht. Bob schmiss sich auf sein Bett und bewarf Peter mit dem Kopfkissen. »Nicht übel, der Schuppen. Was meint ihr, wie viele Leute hier schon geschlafen haben?« Er hob seine Matratze hoch und entdeckte eine alte kleine Taschenlampe. »Schade, die Batterien sind natürlich leer.« Die Waschräume waren nach Jungen und Mädchen getrennt und es gab nur eiskaltes Wasser. Dann schlug die große Standuhr in der Eingangshalle genau zehnmal. Anschließend lagen sie müde nebeneinander in den Betten und Justus musterte ein schmales Holzschild über der Eingangstür. ›Raum Gandhara‹ war darauf zu lesen. »He, seht mal!«, rief er plötzlich und war hellwach.« Bob setzte seine Brille wieder auf und versuchte, in dem schwachen Mondlicht etwas zu erkennen. Jetzt sah er es auch.
»Gandhara … Moment, das stand doch genauso in unserem Buch?« Hektisch blätterte er im Magischen Brunnen‹. »Hier: Kommt, ihr Tauben von Gandhara und legt mir das Pergament zu Füßen!«, las er so leise vor, als hätte er Angst, jemand könnte ihn belauschen. Justus stand auf und zog sich wieder an. »Das heißt, wir sind auf der richtigen Spur. Der Fall scheint jetzt interessant zu werden.« Peter verstand die ganze Aufregung nicht. »Und was willst du jetzt anstellen, Just? Es ist mitten in der Nacht und ich habe keine Lust den Zauberer von Dragon Island heute noch kennen zu lernen.« Doch wenn Justus einmal eine Spur witterte, war er nicht mehr zu stoppen. »Los, zieht euch an. Wir sind ja schließlich nicht auf einer Klassenreise, denn wir haben einen Fall zu lösen. Ich spüre es genau: Irgendwo hier finden wir ein paar Antwor-ten auf unsere Fragen. Und Fragen haben wir im Moment genügend. Wer ist der geheimnisvolle Auftraggeber? Was bedeutet der Name Methusalem? Wer, wenn nicht Skinny Norris, brach bei Mister Woodcraft ein und was hat das alles mit dem Buch zu tun?« Peter und Bob wurde fast schwindelig bei so vielen Fragen.
»Und wo willst du jetzt anfangen mit deinen Ermittlungen?«, fragte Peter müde.
»Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass wir den Fall nicht im Bett lösen werden. Ich schlage vor, wir sehen uns hier im Haus ein wenig um.« Bob war sofort einverstanden und dachte an die vielen Streiche, die er aus den Filmen kannte. Nur Peter war nicht ganz wohl bei dem Gedanken, nachts in dem dunklen Haus herumzulaufen. Aber natürlich wollte er sich nichts anmerken lassen. Auf Zehenspitzen verließen sie das Zimmer und tasteten sich durch den finsteren Flur. Sie hatten Angst, entdeckt zu werden, wenn sie das helle Licht anschalten würden. Auf einer kleinen Anrichte stand ein Kerzenleuchter und daneben fanden sie ein Päckchen Streichhölzer. Bob hielt sich die brennende Kerze tief unter sein Gesicht. »Mich erinnert das an das ›Gespenst ohne Kopf‹ im Schloss der …«
»Halt den Mund!«, unterbrach ihn Peter. »Ich hab auch ohne Gespenstergeschichten schon genug Angst.« Jeder der Schlafräume sah gleich aus – selbst die Mädchenzimmer. Eine knarrende Treppe führte ein Stockwerk höher ins Dachgeschoss. Hier gab es nur einen einzigen großen Raum, in dem über hundert Stühle in Reihen aufgestellt waren. Am Ende des Saals befand sich eine kleine, erhöhte Bühne.
»Das war wohl der Versammlungsraum«, flüsterte Justus und deutete auf die vielen Bilder an den Wänden. Die meisten waren gerahmte Urkunden.
»Erster Platz der Jugend-Baseballmannschaft.
1883«, las er leise vor. Daneben hingen alte Schwarz-Weiß-Fotos. Bob erklomm die beiden Stufen zur Bühne und stellte sich hinter ein Rednerpult. »Ich wette, hier wurden früher die Zeugnisse verteilt und so was.« Dann holte er tief Luft und schob seine Brille auf die Nasenspitze. »Peter Shaw, bitte vortreten! Ihre Leistungen waren in diesem Halbjahr alles andere als erfreulich. Außer in Sport haben Sie sich nicht sonderlich hervorgehoben. Hier, geben Sie bitte diesen Brief an Ihre verehrten Eltern weiter! Ihre Versetzung ist in Gefahr.« Das fand auch Peter witzig und er ging reumütig auf Bob zu. »Herr Direktor, ich gelobe, mich im nächsten Jahr zu bessern.«
»Das will ich hoffen, Peter Shaw. Und lassen Sie sich nicht wieder in den Mädchenwaschräumen blicken! Dafür sind Sie noch zu jung! Ich werde es bei einem Eintrag ins Klassenbuch belassen.« Bob entdeckte unter dem Pult ein
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