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Uli Borowka - Volle Pulle: Mein Doppelleben als Fußballprofi und Alkoholiker (German Edition)

Uli Borowka - Volle Pulle: Mein Doppelleben als Fußballprofi und Alkoholiker (German Edition)

Titel: Uli Borowka - Volle Pulle: Mein Doppelleben als Fußballprofi und Alkoholiker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Raack
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Spann, mit dem Außenrist trat ich den Ball gegen die Betonmauer, um meine Technik zu verbessern. Von Tag zu Tag wurde aus mir ein besserer Fußballer.
    War das reguläre Training beendet und die Mitspieler schon unter der Dusche, nahm mich Jupp gar persönlich zur Seite. Einen Jugendspieler ließ er Flanken in den Strafraum schlagen, ich sollte den Abwehrspieler mimen, er natürlich den Angreifer. Die erste »Spezialeinheit« werde ich nie vergessen: Kaum flog der erste Ball in unsere Nähe, wurde aus dem Trainer Heynckes wieder der Weltklassestürmer Heynckes, ein Strafraumspieler, mit allen Abwassern gewaschen! So schnell konnte ich gar nicht gucken, da hatte ich den Ellenbogen auf der Nase. Die nächsten Minuten wurden zu einer schmerzhaften Lektion im Unterrichtsfach »Wie man sich in der Bundesliga im Strafraum verhält«. Jupp trat mir mit den Stollen auf die Zehen, riss mir am Trikot, drückte mir den Ellenbogen ins Gesicht. Davon abgesehen war er stets einen Schritt schneller, besser postiert, mir körperlich überlegen. Ball für Ball rauschte ins Tor, ich machte keinen Stich gegen meinen Trainer. Nach einer halben Stunde hatte das Trauerspiel ein Ende. Ich hatte Schrammen und Blutergüsse am ganzen Körper, die Hose und das Trikot waren zerrissen. Jeden Tag nahm sich Jupp die Zeit und machte mich mit seiner Erfahrung und seiner Leidenschaft zu einem besseren Fußballer. Nach ein paar Monaten kannte ich alle legalen und auch illegalen Tricks, um im Zweikampf zu bestehen. Bald sollte ich Gelegenheit haben, sie alle in der Praxis auszuprobieren.
    So sehr ich mich auch im Training oder den Pflichtspielen aufopferte, von den Profis wurde ich weiterhin ignoriert. Um in diesen elitären Zirkel aufgenommen zu werden, brauchte es schon ein Aufnahmeritual der besonderen Art. Dass es ausgerechnet Jürgen Fleer war, der mir diese Gelegenheit ermöglichte, muss heute als Ironie des Schicksals bezeichnet werden. Ich glaube, ich trete Jürgen Fleer nicht zu nahe, wenn ich behaupte, dass er gegenüber den Nachwuchsspielern eine intensive Abneigung hegte. Wir jungen Spieler hatten das Gefühl, von Fleer regelrecht gehasst zu werden. Er tat auch nicht wirklich viel, um dieses Image zu entkräften. 1,76 Meter groß, Schnauzbart, ein knallharter Verteidiger, fünf Jahre älter als ich, machte er sich gerne einen Spaß daraus, einen der jungen Kollegen mit rüden Grätschen über die Seitenlinie zu treten. Ganz bewusst versuchte er uns zu verletzen. Schon mehrfach hatte es auch mich erwischt.
    Im Herbst 1980, ich hatte inzwischen meine ersten Monate hinter mich gebracht, trafen wir in einem Trainingsspiel erste gegen zweite Mannschaft erneut aufeinander. Es nieselte, der Rasen war feucht, als plötzlich der Ball zwischen uns lag. Fleers Spezialität war es, mit drei Metern Anlauf in Ball und Gegenspieler zu grätschen, ich wollte ihn diesmal nicht enttäuschen und setzte ebenfalls zur Blutgrätsche an. In vollem Tempo, auf nassem Rasen, rutschten wir, die langen Alustollen voran, aufeinander zu. Jetzt konnte es nur noch einen geben. Es krachte fürchterlich, für einen Moment blieb ich am Boden, dann stand ich auf. Unverletzt. Jürgen Fleer blieb liegen, die Knie von einer Risswunde und Prellungen gezeichnet.
    Eine brutale Aktion, die ich überlebt hatte. Und plötzlich änderte sich das Verhalten meiner Mitspieler. Den Alten hatte es offenbar imponiert, wie ich in das Duell mit dem gefürchteten Jürgen Fleer gegangen war. Nicht lange nach dieser Grätsche sprach mich auf einmal Wilfried, genannt Winnie, Hannes im Training an. Der große Winnie Hannes, Kapitän und Galionsfigur im Verein! Das hatte er vorher noch nie gemacht. Er zeigte mir, wie ich noch geschickter in die Zweikämpfe gehen, wie ich besser zum Ball stehen konnte, solche Sachen. Für mich war das wie ein Ritterschlag. Stolz marschierte ich nach dem Training nach Hause. Bald war ich bei den Platzhirschen der Mannschaft nicht mehr nur geduldet, sondern akzeptiert. Mit Lothar Matthäus, der nur ein Jahr älter ist als ich, damals allerdings schon als kommender Superstar gehandelt wurde, verband mich bald eine Freundschaft.
    Und als im Spätherbst die fünfte Jahreszeit in Mönchengladbach begann, erhielt ich meinen nächsten Ritterschlag, diesmal von unserem Stürmer Harald Nickel, der Mann, der den Elfmeter aus dem Stand erfunden hat. Harald war ein Feierbiest, der Karneval war für ihn natürlich die schönste Zeit des Jahres. Wenn Harald in Mönchengladbach

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