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Uli Borowka - Volle Pulle: Mein Doppelleben als Fußballprofi und Alkoholiker (German Edition)

Uli Borowka - Volle Pulle: Mein Doppelleben als Fußballprofi und Alkoholiker (German Edition)

Titel: Uli Borowka - Volle Pulle: Mein Doppelleben als Fußballprofi und Alkoholiker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Raack
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einen See setzen und seine Mitmenschen beobachten. Ich tat es ihm gleich. Wenn ich in späteren Jahren mit meiner Frau oder mit Freunden ans Meer fuhr, setzte ich mich einfach in ein Café am Hafen und beobachtete die Fischer bei der Arbeit. Waren die Fische an Land verladen, wollte ich natürlich wissen, was jetzt mit ihnen geschah. Ich marschierte einfach den Lastwagen nach. Mehr als einmal mussten mich verwunderte Arbeiter freundlich darauf hinweisen, doch bitte ihre Lagerhalle zu verlassen – ich war den Fischen bis zum Fließband gefolgt.
    Aus all meinen Beobachtungen mischte ich mir mein eigenes Rezept für die ideale Vorbereitung auf ein Spiel zusammen. Noch Jahre später schluckte ich beispielsweise kurz vor dem Spiel zwei Aspirin, weil mir irgendjemand mal verraten hatte, dass das gut für die Blutverdünnung sei. Ich trainierte wie ein Profi, ich verhielt mich wie ein Profi, ich war sogar laut Vertrag ein echter Profi. Doch meine Feuertaufe stand immer noch aus.
    Bis zum 6. März 1982, dem 24. Spieltag der Saison 1981/82.
    Ausgerechnet die Verletzung meines väterlichen Freundes und Förderers Winnie Hannes sollte mir meinen ersten Einsatz in der Fußball-Bundesliga ermöglichen. Weil sich neben dem schwer verletzten Jürgen Fleer nun auch noch Winnie krank gemeldet hatte, blieb Jupp Heynckes gar nichts anderes übrig, als mich für das Auswärtsspiel gegen den 1. FC Nürnberg aufzubieten. Natürlich musste ich am Abend vor dem Spiel meine Eltern anrufen. »Jung, da wolltest du doch hin. Jetzt hau dich rein«, riet mein Vater. Meiner Mutter fiel fast der Hörer aus der Hand, so verschwitzt waren ihre Hände. Wenigstens war ich mit meiner Aufregung nicht allein.
    Samstag, 15:30 Uhr im Städtischen Stadion zu Nürnberg. Mein Debüt. Kargus, Täuber, Eder, Reinhardt, Lieberwirth, Hintermaier, Schöll, Brunner, Heidenreich, Heck, Dreßel auf der einen Seite, Kleff, Schäffer, Bruns, Matthäus, Schmider, Bödeker, Rahn, Pinkall, Wuttke, Mill und Borowka auf der anderen. Wir erwischten einen furchtbaren Start. Nach neun Minuten traf Nürnbergs Reinhold Hintermaier zum 0:1, 120 Sekunden später flankte Jürgen Täuber scharf in unseren Strafraum, ich grätschte dazwischen und lenkte den Ball ins eigene Tor. 0:2 nach elf Minuten unter gütiger Mithilfe des 19-jährigen Debütanten. Ich hätte mich am liebsten an der Eckfahne selbst eingebuddelt. Zwar schafften wir durch zwei Treffer von Kurt Pinkall eine Viertelstunde vor Schluss noch den 2:2-Ausgleich, doch ein Elfmetertor von Nürnbergs Horst Weyerich sorgte schließlich für die Entscheidung. Trotz des Eigentores hatte ich meine Sache ganz anständig gemacht, aber was spielte das schon für eine Rolle? Wir hatten 2:3 verloren und das vielleicht wichtigste Spiel der Saison stand jetzt erst noch vor der Tür.
    Duelle gegen den 1. FC Köln sind keine normalen Spiele, wenn man es mit Borussia Mönchengladbach hält. Fußball-Deutschland hat seine Derbys Schalke gegen Dortmund, 1860 München gegen die Bayern, Hamburg gegen Bremen – und eben Köln gegen Gladbach. An jenem 25. Spieltag war es mal wieder so weit. Am Bökelberg empfingen wir die zu diesem Zeitpunkt auf Platz zwei stehenden Erzfeinde aus Köln. Winnie Hannes war wieder genesen, doch ich durfte meinen Platz in der Stammelf behalten. Dafür musste Bernd Schmider wieder mit der Ersatzbank vorlieb nehmen.
    Es ist für Außenstehende schwer zu verstehen, wie aufgeladen die Stimmung vor so einem wichtigen Derby ist. In der Woche vor dem Spiel gegen die Kölner wurde in unseren Trainingseinheiten nur sehr wenig gelacht. In den Übungsspielchen flogen bereits die Fetzen, in den Zweikämpfen ging es äußerst hart zur Sache, der Testosteronspiegel einiger Spieler erreichte bedenkliche Werte. Am Morgen vor dem Spiel war Jupp Heynckes der Torero und wir seine Meute wild gewordener Stiere. Jetzt ging es nur noch darum, seine Gegenspieler so hart wie möglich zu erwischen – und natürlich zu gewinnen.
    Mein Gegenspieler hieß Tony Woodcock, der englische Nationalspieler war längst eine Attraktion in der Bundesliga. Ich versuchte das Problem auf meine Weise zu lösen und nahm bei Tony zwei, dreimal ordentlich Maß. Nie werde ich den kurzen Wortwechsel vergessen, den ich kurz vor der Halbzeit zwischen Woodcock und Winnie Hannes belauschen durfte. »Winnie«, sagte Tony mit seinem drolligen Akzent, »was ist denn das für einer?« Winnie antwortete nur: »Mit dem möchte ich auch keinen Ärger

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