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Uli Borowka - Volle Pulle: Mein Doppelleben als Fußballprofi und Alkoholiker (German Edition)

Uli Borowka - Volle Pulle: Mein Doppelleben als Fußballprofi und Alkoholiker (German Edition)

Titel: Uli Borowka - Volle Pulle: Mein Doppelleben als Fußballprofi und Alkoholiker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Raack
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Ball unsanft in den Bauch geschossen. Ralf erstarrte, blickte panisch um sich und spurtete dann in Richtung der Kabinen. Wir konnten ungefähr erahnen, was der Grund dafür gewesen war. Nach 90 Minuten waren wir froh, das Spiel halbwegs vollzählig überstanden zu haben und natürlich auch, weil wir etwas für den guten Zweck getan hatten. Erst später erfuhren wir, dass sich der Schatzmeister des Spiels mit den gesamten Einnahmen aus dem Staub gemacht hatte.
    Meine Zeit bei der Bundeswehr war bald beendet, aber die ersten Erfahrungen als Nationalspieler waren recht eindrucksvoll gewesen. Jetzt hatte ich Blut geleckt, den Adler auf der Brust wollte ich gerne noch einmal tragen. Schon im Frühjahr 1982, ich war zu diesem Zeitpunkt 19 Jahre alt, bekam ich die nächste Gelegenheit dazu, wenn auch »nur« für die U21. Trainer damals: Berti Vogts. Ich kann mich gut an den Moment der Nominierung erinnern. Zum Morgentraining mit der Borussia war ich an diesem Tag eine Stunde früher als sonst erschienen. Jupp Heynckes war selbstverständlich schon vor Ort. Er bat mich in seine Trainerkabine. »Setz dich doch, Uli, ich habe gute Nachrichten: Ich habe hier eine Einladung von Berti Vogts bekommen, er will dich in seiner Mannschaft haben!« Berti und Jupp standen damals ständig in Kontakt, nicht nur durch seine alten Verbindungen zur Borussia war der U21-Nationaltrainer bestens mit Mönchengladbach vernetzt. Er hatte Jupp gefragt, ob ich schon reif genug für die Auswahl sei. Und Jupp hatte mich empfohlen. Den Rest des Tages lief ich mit breiter Brust über den Trainingsplatz, als habe mir der Bundespräsident soeben das Bundesverdienstkreuz verliehen.
    Gemeinsam mit solch namhaften Bundesligakollegen wie Rüdiger Vollborn, Ralf Falkenmeyer, Uwe Rahn, Wolfram Wuttke, Thomas von Heesen und Roland Wohlfahrt fuhr ich am 14. April 1982 nach Prag, um gegen den tschechischslowakischen Nachwuchs mein erstes U-Länderspiel auszutragen. Das Spiel endete, doch um das Ergebnis machte ich mir nicht all zu viele Gedanken. Der Moment, als Fußballer mein Land zu vertreten, hübsch eingekleidet mit den neuen Klamotten vom DFB, ist mir viel intensiver in Erinnerung geblieben. Du kannst 300 Bundesligaspiele gemacht haben, das Gefühl, in Schwarz-Rot-Gold auf dem Platz zu stehen und die Nationalhymne zu hören, ist damit nicht vergleichbar. Natürlich wollte ich jetzt auch den nächsten Sprung schaffen: Einmal für die A-Nationalmannschaft auflaufen.
    Bis es tatsächlich so weit war, musste ich mich in Geduld üben. In Mönchengladbach wurde ich von Jahr zu Jahr besser, schon 1986 gehörte ich zu den Abwehrspielern mit der besten Zweikampfquote, meine Fähigkeiten, Gegenspieler 90 Minuten lang auszuschalten, waren mittlerweile landesweit bekannt. Doch es sollte noch ein weiteres Jahr dauern, ehe ich die Aufforderung erhielt, meine Siebensachen zu packen, um mich für die nächsten Länderspiele zu rüsten. Diesmal war es die damals noch existierende Olympiaauswahl, trainiert von Hannes Löhr, der ich helfen sollte, die Qualifikation für die Spiele 1988 in Seoul zu schaffen. Mein Debüt gab ich am 25. März 1987 beim Testspiel gegen Israel. Wir gewannen mit 2:1 und ich erwischte einen Sahnetag. Fortan gehörte ich zur Stammformation. Der nächste Schritt war getan. Es sollte nicht mehr lange dauern, bis ich zum ganz großen Wurf ansetzen durfte.
    Es war am 30. März 1988, meine erste Saison für Werder Bremen ging dem Ende entgegen, als mich Hannes Löhr nach einem 1:1 mit der Olympiaauswahl gegen Dänemark beiseite nahm. »Glückwunsch«, sagte Löhr und schaute mir tief in die Augen, »du bist nachnominiert!« Ich verstand nur Bahnhof. Es brauchte schon einen weiteren Hinweis meines Trainers, ehe ich verstand: Franz Beckenbauer, Teamchef der Nationalmannschaft, benötigte für das bereits am nächsten Tag beginnende Vier-Länder-Turnier in Berlin noch einen passablen Verteidiger, also hatte er sich bei Löhr gemeldet und nach mir gefragt. Mir dröhnte immer noch der Kopf, als ich meine Sachen zusammenpackte.
    Also flog ich nach Berlin. Am 31. März 1988, dem Tag des Spiels gegen Schweden, tauchte ich in der Sportschule Grunewald auf – mit gemischten Gefühlen. Erstens glaubte ich ohnehin nicht an einen Einsatz, und zweitens brauchte ich hier nicht mit einem begeisterten Empfang zu rechnen. In den Jahren zuvor war ich von meinen Kollegen in der Bundesliga regelmäßig zum unbeliebtesten Spieler Deutschlands gewählt worden, viele

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