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Ulrich Kienzle und die Siebzehn Schwaben: Eine Reise zu eigenwilligen Deutschen (German Edition)

Ulrich Kienzle und die Siebzehn Schwaben: Eine Reise zu eigenwilligen Deutschen (German Edition)

Titel: Ulrich Kienzle und die Siebzehn Schwaben: Eine Reise zu eigenwilligen Deutschen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Kienzle
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an der Ökologie festgemacht – was damals noch relativ neu war. Ich habe gesagt, es gibt Menschen, die wollen bestimmte Werte bewahren. Und diese Wertkonservativen kommen immer in Konflikt mit den Strukturkonservativen – denen es vor allem um Machtstrukturen geht.
    Ich war überzeugt, dass die CDU in Baden-Württemberg nicht von der Macht wegzubringen ist, wenn es nicht gelingt, die Machtkonservativen von den Wertkonservativen zu trennen. Das habe ich dann als SPD-Landesvorsitzender versucht. Leider ist mir das nur teilweise gelungen – ich habe auf der einen Seite Leute gewonnen und auf der anderen Seite Leute verloren. Diese Trennung von Macht- und Wertkonservativen haben die Grünen jetzt geschafft!
    Halten Sie die Grünen für eine gute Partei?
    Absolut »gute Parteien« gibt es nicht. Die Grünen sind – nach allem, was in der SPD in den 1970er-Jahren passiert ist – eine historisch notwendige Partei.
    Warum sind Sie nie zu den Grünen gewechselt?
    Ich war der Meinung, dass die Ökologie eigentlich eine Sache für eine große Partei ist – weil das ein so wichtiges Thema ist, das weit ins 21. Jahrhundert hineinreicht. Das war immer meine Position. Und dieses Thema in die SPD hineinzutragen, ist mir nicht nur wegen Helmut Schmidt nicht gelungen. Dann kamen die Grünen. Damals war für mich klar: Die sind jetzt unvermeidlich und sie werden auch eine Partei sein für das 21. Jahrhundert. Ich habe nie mit dem Ausscheiden der Grünen gerechnet, sondern eher damit, dass sie eine noch stärkere Partei werden. Was ich damals wollte, das ist den Grünen gelungen. Und deshalb haben wir jetzt zum ersten Mal keine CDU-Regierung in Baden-Württemberg.
    Schmerzt es Sie, dass jetzt, wo zum ersten Mal die CDU abgewählt wurde, wieder kein Sozialdemokrat den Ministerpräsidenten stellt?
    Natürlich schmerzt mich das!
    Hat sich mit dem Regierungswechsel auch etwas im Wesen des Schwaben geändert?
    Nein. Die Grünen haben ja auch einen moralischen Anspruch – »Ihr sollt nicht mehr so viel Auto fahren! Ihr sollt dafür sorgen, dass eure Kinder und Enkel in einer besseren Welt leben …«
    Fast pietistisch …
    Inhaltlich tun sie etwas, was die Wissenschaft für den Fortbestand dieses Planeten seit Langem fordert. Und für unausweichlich hält.
    Haben die Konservativen ihren moralischen Kompass verloren?
    Wenn sie ihn verloren haben, dann schon lang. Wenn ich mir überlege, was der Filbinger in seiner Staatskanzlei gemacht hat! Stellen Sie sich mal vor – ich habe gegen Filbinger kandidiert. Die hatten in der Staatskanzlei ein Team, das musste ein Porträt von mir produzieren – also ein Eppler-Bild, auf das man einschlagen konnte. Das hatte natürlich relativ wenig mit mir zu tun. Dazu gehörte schon einiges.
    Das heißt eine Abteilung für »Dirty Tricks«.
    Jedenfalls eine, die sich jenseits einer demokratischen Auseinandersetzung befand. Wenn die CDU ihren »moralischen Kompass« verloren hat, dann schon unter Filbinger.
    Was halten Sie von Mappus?
    Mappus ist eine Figur, die in diese Landschaft passt. Kohl ist abgewählt worden, als die Leute gemerkt haben, er will die Macht um der Macht willen. Und das haben sie beim Mappus auch gespürt. Das ist ja eine großartige Sache, wenn ein demokratisches Wahlvolk dafür ein Organ hat.
    Mappus bestätigt das Feindbild vom bösen Politiker, der von den Bankern am Nasenring durch die Manege geführt wird.
    Er wusste, wo die Macht steckt. Der Machtpolitiker muss sich an das Geld halten. Und das hat er getan.
    Sie haben ja immer als Moralist gegolten.
    Was mich immer geärgert hat.
    Waren Sie das nie?
    Nein. Wenn Sie mal meine gesammelten Reden lesen würden, und die würden wahrscheinlich viele Bände füllen von 1953 bis 2012 – das sind immerhin beinahe 60 Jahre –, dann werden Sie ganz wenig von »Moral« finden.
    Wo wollte Wehner Sie dann damals treffen, als er den berühmten Spruch vom »Pietcong« losgelassen hat?
    Ich war einer der wenigen, die es gewagt haben, Wehner zu widersprechen. Auch im Präsidium – das war er überhaupt nicht gewohnt. Also hat er mich einmal angebrüllt. Und ich habe zurückgebrüllt. Von da ab war Ruhe.
    Diese »Pietcong«-Spitze. Hat Sie die damals getroffen?
    Das war natürlich unbequem. Aber Wehner ist ein sehr komplizierter Kosmos. Ich hab ja viele wichtige Politiker aus der nächsten Nähe erlebt – und zwar über lange Zeit. Über Jahrzehnte. Der Einzige, aus dem ich nie ganz schlau geworden bin, ist Wehner. Obwohl ich vielleicht

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