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Ulrich Kienzle und die Siebzehn Schwaben: Eine Reise zu eigenwilligen Deutschen (German Edition)

Ulrich Kienzle und die Siebzehn Schwaben: Eine Reise zu eigenwilligen Deutschen (German Edition)

Titel: Ulrich Kienzle und die Siebzehn Schwaben: Eine Reise zu eigenwilligen Deutschen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Kienzle
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schwäbischen Werte.
    Unser Gespräch beginnt er mit einem wilden Gefühlsausbruch. Hans Wall schimpft wie ein Rohrspatz über deutsche Politiker und den Euro.
    HERR WALL, guten Morgen …
    Guten Morgen, wenn ich Nachrichten höre, rege ich mich jedes Mal auf! Wir haben die gleiche Stimme wie Malta! Zahlen aber 30 Prozent! Unsere Politiker sind Duckmäuser!
    Es gibt europäische Verträge. Die können gar nicht anders …
    Da bin ich schon ein bisschen anderer Meinung. Also – so wie der Trittin für die Eurobonds eintritt …
    Die kommen, da können Sie sich fast sicher sein.
    So weit kommt’s noch! Dann gibt es einen Volksaufstand in Deutschland. Wenn der Herr Waigel bei der Euroeinführung sagt: »Niemals kann es vorkommen, dass wir für die Schulden der anderen Länder geradestehen müssen!« Und 20 Jahre später sollen wir zahlen!
    Ohne europäische Solidarität gibt es kein Europa.
    Ach Quatsch, das hat doch mit Europa nichts zu tun. Der Euro reißt ganz Europa auseinander, wenn wir so weitermachen. Außerdem verstehe ich sowieso nicht, warum das viertgrößte Land nicht allein seinen Weg gehen kann – in wirtschaftlicher Hinsicht ist Deutschland die Nummer vier auf der Welt!
    Deutschland hat am meisten vom Euro profitiert!
    Profitiert? Weil wir unsere Waren g’scheit bauen, profitieren wir doch nicht! Wir verschulden uns derart. Wir versündigen uns an Generationen nach uns!
    Das regt Sie ja wirklich auf!
    Das regt mich auf! Wir Deutschen sind international doch konkurrenzfähig. Warum sollen wir gemeinsam mit den Spaniern und Griechen plötzlich besser dastehen? Das ist doch reiner Quatsch! Die Größe eines Staates spielt überhaupt keine Rolle, sondern seine Leistungsfähigkeit. Das gilt auch für Unternehmen.
    Sind Sie denn nicht für Europa?
    Natürlich. Dass wir mit unseren Nachbarn friedlich klarkommen wollen, ist doch klar. Jetzt sage ich noch eins, dann sage ich nichts mehr: Wenn man das, was hier in Europa alles passiert, auf eine Firma übertragen würde, wenn der Finanzvorstand so einen Mist bauen würde wie zum Beispiel die Aufnahme von Griechenland in den Euro – einen total bankrotten Staat! Dann wäre schon längst der Staatsanwalt da und würde sagen: »Wie können Sie die Firma so in Gefahr bringen?«
    Jetzt müssen Sie sich aber beruhigen.
    Es geht um unser Land!
    Es geht um unser Thema!
    Ach …
    Von Ihnen stammt ein Satz, den ich erstaunlich finde: »Das größte Problem in Friedenszeiten ist das Fehlen von Toiletten.« Ist die Eurokrise also nur eine Kleinigkeit?
    (Er lacht.)
Die Toilettenprobleme darf man auch nicht unter den Tisch kehren.
    Sie sind Unternehmer und Sie haben irgendwann einen Markt entdeckt: das öffentliche Scheißhäusle. 1
    Wenn man sich mit dem Thema einmal befasst, stellt man fest: Wie es auf den Toiletten in unseren Städten aussieht – das ist ein Skandal. Als ich hierhergekommen bin, nach Berlin, habe ich erst einmal alle Toiletten persönlich aufgesucht.
    Sie haben die getestet?
    Ich habe mir die angeguckt und sie fotografiert. Ich meine: Als Unternehmer musst du ja froh sein, wenn es irgendwo schlecht aussieht. Dann kannst du überlegen, wie man es besser machen kann. Aber wenn Sie wüssten, wie die Toiletten damals hier ausgesehen haben! 286 Toiletten und alle eine Katastrophe! Ich hab daheim noch das Fotobuch. Aber jetzt kommt’s: Für diese 286 Toiletten hat die Berliner Stadtreinigung 30 Millionen D-Mark ausgegeben! Jährlich! Nur fürs Saubermachen. Aber die konnte man gar nicht mehr saubermachen, so verrottet waren die! Da sieht man, wohin das Monopol der öffentlichen Einrichtungen führt: Dann sieht alles aus wie geschissen und gekotzt! Das Monopol lähmt jegliche Innovationen. Eine Todsünde gegenüber den Steuerzahlern.
    Und das haben Sie geändert?
    Ich bin damals zum Senator gegangen: »Schau mal, wie deine Toiletten aussehen!« Ich habe zu ihm gesagt: »Machen Sie eine internationale Ausschreibung.« Schwaben sind ja ehrlich – wir wollen ja nichts geschenkt haben. Das war mutig. Aber Mut muss ein Unternehmer einfach haben. Wer nur ein Monopol will, um sich darauf auszuruhen, ist kein Unternehmer. Das macht doch überhaupt keinen Spaß. Dann haben die eine internationale Ausschreibung gemacht – das war mein ganz großes Glück.
    Wer waren die Wettbewerber?
    Der Franzose. 2 Und auch andere, auch aus England. Mein großes Glück war, dass der Senat etwas gefordert hat, mit dem auch ich nicht gerechnet hatte: Alle neuen Klos mussten

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