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Ulrich Kienzle und die Siebzehn Schwaben: Eine Reise zu eigenwilligen Deutschen (German Edition)

Ulrich Kienzle und die Siebzehn Schwaben: Eine Reise zu eigenwilligen Deutschen (German Edition)

Titel: Ulrich Kienzle und die Siebzehn Schwaben: Eine Reise zu eigenwilligen Deutschen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Kienzle
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mehr mit mir sprechen durften. Eisern! Und die eigene Familie … Meine damalige Frau ist heute noch bei den Zeugen Jehovas. Da war schon schwierig. Aber ich habe mich befreit.
    Was haben Sie von diesem Glauben und von dieser Religion für Ihr Unternehmertum mitnehmen können – außer der Tatsache, dass Sie gelernt haben, frei zu reden?
    Wenn du in einem Staat lebst, musst du auch die Regeln erfüllen.
    Warum sind Sie denn nach Berlin gegangen?
    Wegen der Herausforderung. Ich hatte mein Unternehmen ja in Baden-Württemberg gegründet. Damals habe ich natürlich nicht gleich an Berlin gedacht. Sondern zuerst einmal an Heidenheim, Göppingen und wie die Städte da heißen. Und dann hat man natürlich geträumt: dass es viel interessanter wäre, nicht so kleine Städte auszustatten – sondern New York und Paris. Da sind natürlich ganz andere Umsätze erzielbar. Und wenn man solche großen Städte haben will, dann muss man, wenn man Deutscher ist, erst einmal die größte deutsche Stadt bekommen. Das war damals Westberlin. Und dann kam die große Chance: Die Berliner haben damals eine Ausschreibung gemacht für tausend beleuchtete Plakatflächen an tausend Buswartehäuschen in Westberlin. Das war die Chance meines Lebens. Da habe ich Glück gehabt, dass ich das gekriegt habe. Das war der Einstieg in Berlin. Der Franzose war damals auch mein Hauptkonkurrent. Und die haben gesagt: »Was wollt ihr von dem kleinen Wall? Isch masche hier in Berlin meine Deutschland-Niederlassung auf!« Da habe ich gesagt: »Ich verlege meine ganze Firma nach Berlin! Berlin wird für mich zur Weltzentrale!«
(Er lacht.)
Da musch erst amol oin draufsetza! 4 So bin ich nach Berlin gekommen, du musst dann nämlich auch Wort halten! Die Westberliner waren damals alle ziemlich enttäuscht von vielen Westdeutschen.
    Viele Unternehmen wurden damals mit Berlinsubventionen in die Stadt gelockt!
    Die Firmen wurden alle subventioniert. Ich war mal beim Regierenden Bürgermeister eingeladen. Damals waren die Subventionen gerade um ein Prozent gekürzt worden. Es herrschte große Aufregung unter den geladenen Unternehmern. Da habe ich gesagt: »Wenn ein Unternehmer nur auf Subventionen aus ist, dann ist er für mich kein Unternehmer! Dann gehört das Unternehmen gleich verstaatlicht!« Da wurde ich richtig angegriffen. Die haben den Diepgen 5 nur angebettelt. Das fand ich so kleinkariert! Ein Unternehmer muss sich dem Wettbewerb stellen! Wenn du im Ausland um Marktanteile kämpfst, bist du auch dort an einem fairen Wettbewerb interessiert. Deshalb gilt: Du musst der Beste sein! Das beste Produkt zu den besten Konditionen haben. Wenn dein Konzept nicht funktioniert, dann musst du bereit sein, zu sagen »Auf Wiedersehen!« Auch wenn du viel investiert hast. Das sind Prinzipien! Schwabe zu sein, heißt auch, ehrlich zu sich selber zu sein. Und sich nicht was vorzumachen. Ist mein Produkt wirklich besser? Ich bin ein ehrliches Schlitzohr.
(Er lacht.)
Ehrlich heißt ja nicht doof! Deswegen musst du ja kein Pfarrer sein.
    Als Mittelständler wäre Baden-Württemberg doch für Sie das Eldorado gewesen. Hat es Sie nie zurückgezogen?
    In Ôhla war ich der Hans. »Der gehört zur Kocherbande, der taugt nichts. Der hat keine guten Zeugnisnoten und hat ständig mit Mädchen rumgemacht.« Da bist du immer der … Taugenichts wäre vielleicht übertrieben. Ich war halt ein Bruder Leichtfuß.
    Bruder Leichtfuß – das ist sehr unschwäbisch.
    Ein Lausbub – und immer Dummheiten im Kopf. Einer, der nicht erwachsen werden wollte. Verstehen Sie? In Ôhla isch das Gefüge schon ziemlich klein. Außerdem ist es grundsätzlich so, dass ich jungen Menschen immer empfehle: Wenn ihr aus dem Elternhaus geht, geht in eine andere Stadt. Da, wo du herkommst, ist alles ein bisschen einzementiert.
    Schtuggard hätte es ja gegeben.
    Ich bin zuerst nach Karlsruhe gezogen. Wegen meiner damaligen Frau, weil die zu ihrer Mutter ziehen wollte. Das war mein ganz großes Glück. Dort war ich der junge Herr Wall. Da kannte mich keiner und zum ersten Mal habe ich nicht an der Werkbank, sondern im Büro gearbeitet.
    Woher kam der Ehrgeiz, Ihr Klo weltweit zu verkaufen?
    Das liegt doch auf der Hand: die Städte! Ich wollte New York erobern. Ich wollte Moskau, habe ich dann ja auch bekommen. Und St. Petersburg. Ich wollte die Städte! Ich wusste genau: Die haben alle mit den Toiletten Probleme! Und ich habe eine einzigartige! Zum Beispiel in Boston: Meine Toilette war im Bereich »public

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