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Ultimo

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Titel: Ultimo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Peter Vertacnik
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Frauen und so weiter. Geld spielt keine Rolle. Überlege dir, wo wir das aufziehen.“
    Freiher denkt kurz nach. „Das Marriott in Unterpremstätten bei Graz ist eine Wucht“, sagt er. „Wenn du willst, kann ich die Veranstaltung dort heute noch fixieren. Und du? Bist du mit dabei?“
    „Du kennst meinen Terminkalender. Ich kann erst am Freitag kommen. Montag bis Donnerstag bist du am Drücker. Da stimmst du unsere Bezirks- und Landesparteisekretäre auf die kommenden Aufgaben ein.“
    „Und Freitag, nach dem Mittagessen, kommt der Höhepunkt“, trompetet Freihereuphorisch. „Da sprichst du zu uns.“
    „Jawohl. Da mach ich euchheiß. Daforme ich euch zu einer verschworenen Gemeinschaft. Hungrig, begeistert, siegessicher,bis in die Haarspitzenmotiviert. Unsere Freunde müssen diese flammende Begeisterung weitertragen und sie unseren braven kleinen Funktionäreneinimpfen. Wenn das gelingt,kannsich die Konkurrenzwarm anziehen. Da werden diese Warmduscher sehrrascherkennen, was auf sie zukommt. Eine neue Kraft, die dieses Land verändert.Bald stehen wir alle ganz weit oben, Paul. Garantiert!“
    ***
    Samstagmorgen in Graz.
    Draußen ein stahlgrauer Himmel und ein frischer Wind. Zerstreut schließt Nina das Küchenfenster, schaltet den Geschirrspüler ein und zieht sich ins Arbeitszimmer zurück. Angeblich, um dieses eigenartigeLernfest vorzubereiten. Julia trifft sich mit ihrem Freund und probt für das abendliche Konzert. Also setzt Zoff sich aufs Rennrad und fährt die 70Kilometer nach Leoben. Dort isst er mit seinem Vater zu Mittag, diskutiert mit ihm über Montaigne, schreibt drei Gedichte und radelt gegen 14 Uhr wieder zurück nach Graz.
    In seinen vier Wänden ist es entsetzlich still, als er ganz verschwitzt eintritt.Niemand da. Auf demKüchentisch liegt eine Nachricht von Nina. ‚ Wir treffen uns bei Julias Auftritt. Sei pünktlich ’,steht lapidar auf dem Zettel.
    „Was heißt, sei pünktlich? Schreib du mal ein wenig freundlicher, meine Liebe“, murrt Zoff, trinkt ein Glas Rotwein, verdrückt ein Stück Kuchen und verzieht sich ins Badezimmer.
    Die Magenschmerzen überfallen ihn unter der Dusche. Sie kommen wie aus heiterem Himmel, sindkolikartig und so stark, dass er auf die Knie sackt und sich eine Weile krümmt wie ein Wurm.
    „Mein Gott“, stöhnt er. „Wieso kriege ich diesen verdammten Magen nicht in den Griff?“ Irgendwann rappelter sich schließlich hoch, taumelt aus der Kabine, trocknet sich ab und wankt in die Küche. Nackt. In einer der Laden neben dem Geschirrspüler findeter seine Medikamente.
    „Her damit.“ Eilig reißt er eine Schachtel auf, schluckt gleich zwei Pillen auf einmal und trinkt reichlich Wasser. Schweiß rinnt ihm von der Stirn. Nach kurzem Suchen findet er ein Taschentuch und wischt sich trocken. Danach humpelt er ins Schlafzimmer, legt sich aufs Bett, deckt sich zu, schließt die Augen und zählt bis 100. Der Schmerz ist immer noch da. Also zählt er noch einmal und wieder. Dabei döst er endlich ein. Zoff pennt tief und traumlos, bis ihn kurz vor 20 Uhr das Telefon weckt.
    „Was ist denn?“ Es klingelt weiter. Wo liegt denn dieses verfluchte Mobiltelefon? Wo? Draußen im Flur. Auf der Kommode.
    „Zoff hier. Wer spricht? Nina?“
    „Wer sonst? Wo bist du denn, verflucht? Wir warten“, zischt sie wütend und legt gleich wieder auf.
    „Warten? Das Konzert! Ach du meine Scheiße“, seufzt Zoff, streift Jeans und einen grauen Pullover über, nimmt seine schwarze Lederjacke aus dem Kasten und telefoniert nach einem Taxi.
    Er gibt dem Fahrer ordentlich Trinkgeld, damit er sich beeilt, aber Julias Auftritt ist schon gelaufen, als er eintrifft. Sie würdigt ihn keines Blickes, und auch Nina spricht kein Wort mit ihm. Auch nicht, als Zoff die gesamte Band auf ein paar Drinks einlädt. Das bleibt so bis zum Schlafengehen und auch später noch im Bett. Seine Erklärungsversuche nützen nichts. Nina glaubt ihm nicht.
    Am Sonntag fällt Regen. Nina und Julia verziehen sich ins Hallenbad. Wortlos. Zoff nimmt es gelassen, krabbelt zurück in die Kissen, liest ein wenig und zieht sich eine Stunde später ins Arbeitszimmer zurück, wo er wieder einmal an seinem Gedichtband schreibt. Danach macht er einen kleinen Spaziergang, isst ein paar Straßen weiter in einem einfachen Restaurant und geht ins Büro. Er studiert gerade die Verhörprotokolle vom Freitag und Brittas Spurenbericht zum verdächtigen Wagen auf demAutobahnparkplatz, als ihn einAnruf aus seinen Gedanken

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