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Ultimo

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Titel: Ultimo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Peter Vertacnik
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Dienstzeit nützt Zoff zur Erledigung des Schreibkrams und zur Vorbereitung seiner Dienstreise. Aufgrund der kurzfristigen Buchung muss er mit Billek von Wien-Schwechat aus fliegen. Das gefällt ihm nicht besonders, ist aber nicht zu ändern.
    Kurz vor Dienstschluss legt ihm der Journalbeamte ein kleines Paket auf den Schreibtisch. Es enthält ein paar nette Zeilen von Martin Forstinger, eine Geburtstagskarte von Marlene und einen Gedichtband. Als ich mich nach dir verzehrte – Gedichte von der Liebe von Erich Fried. Kopfschüttelnd schlägt er es auf und schmökert sich durch die ersten Gedichte.
    Um 19 Uhr ist Schluss. Zoff setzt sich ins nächste Wirtshaus und ordert Bier. Viel Bier.
    Marlene geistert in seinem Kopf herum.
    Dagegen muss er etwas tun.Unbedingt.
    ***
    Zum selben Zeitpunkt neigt sich der erste Seminartag derUnabhängigen Demokraten im Hotel Marriott in Unterpremstätten bei Grazdem Ende zu.
    Die Arbeitsgruppen stellen ihre Tätigkeit ein, und die Teilnehmertreffeneinander im großen Plenarsaal, woFreiherdas Abendprogramm ankündigt. Und morgen früh, pünktlich um sieben, erwarte er die besonders harten Knaben zum Frühsport.
    Um 20 Uhr tafeln sie im Speisesaal. Ein sechsgängiges Abendessen. Dazu gibt es feinste Weine aus Frankreich, und danach geht es aban die Bar. Alles, was getrunken wird, zahlt die Partei.
    Die Delegiertensind begeistert,Freiherist zufrieden. Er bechert etwa drei Stunden mit ihnen, ehe er sich verabschiedet. Müde betritt er sein Zimmer und setzt sich aufs Bett. Dann greift er in die Außentasche seines Sakkos, holt das geöffnete weiße, unfrankierte Kuvert hervor, schüttelt den darin verborgenen Brief aus dem Umschlag und liest ihn zum wiederholten Male.
    „ Rastlos streicht die Rache hin und wider “, zitiert er heiser. „ Sie zerstreuet ihr Gefolge an die Enden der bewohnten Erde .“
    Kopfschüttelnd steckt er Brief und Umschlag wieder ins Sakko. In diesem Augenblickruft Rieder an.Der Parteichef scheint gut gelaunt zu sein, denn er lacht. Was mit Paul los sei, will er wissen. Dessen Stimme klinge gar nicht gut.
    „Ein lästiger Husten“, behauptetFreiher. „Mehr nicht.“
    „Und wie läuft es bei euch?“
    „Hervorragend. Alle sind vollerTatendrang.“
    „Das hört man gern. In den nächsten Tagen setze ich dem Kanzler die Daumenschrauben an. Dannwird die Koalition nicht mehr lange halten. Du wirst sehen.“
    „Macht nichts. Wir sind gerüstet“,grinstFreiher optimistisch.
    „Weil ich mich auf dich verlassen kann, Paul“, brummt der Parteichef zufrieden. „Du bist der beste Freund, den ich noch habe. Achte auf dich.“
    „Wieso sagst du das?“, fragt Freiher misstrauisch.
    „Bloß so. Ist was? Sag schon.“
    „Keine Ahnung. Oder doch. Ja. Als ich mich gestern nach Graz aufmachte, steckte ein Kuvert hinter den Scheibenwischern meines Autos. Es enthält einen ähnlich merkwürdigenText, wie du ihn erhalten hast.“
    Sekundenlange Stille. „Du musst die Polizei einschalten“, sagt Rieder betroffen.
    „Wozu?Du hast auch so ein Schreiben erhalten, und was ist dir passiert?Dein Landsitz ist abgebrannt, aber ich hause in einer Wohnung. Da kann man nicht so leicht Feuer legen.“
    „Benno hat auch so einen Drohbrief erhalten. Betty hat es mir erzählt.“
    Freiher schluckt. „Das wusste ich nicht“, erwidert er bedrückt. „Also gut. Sobald ich wieder in Salzburg bin, schalte ich die Exekutive ein. Gibt es sonst noch etwas?“
    Rieder verneint und wünscht eine gute Nacht.
    Unruhig legt Freiherauf, zieht sich aus und geht ins Bad. Sein Parteichef beschäftigt ihn. Was denn, wenn Hannes hinter dieser Drohung steckt?Wenn er sich für den Fehltritt mit Betty revanchieren möchte? Wenn er ihm Angst einjagen will? Nervös wäscht er sich, putzt sich die Zähne und legt sich ins Bett.
    Bis halb zwei zermartert er sich das Gehirn darüber, ob tatsächlich sein Freund Hanneshinter diesem seltsamen Drohbrief stecken könnte.
    Erst dann fällt er in einen oberflächlichen, äußerst unruhigen Schlaf.
    ***
    Dienstag, 1. November, halb sechs. Der Morgengraut bei Temperaturen um acht Grad plus, es isttrocken.
    Peter Zoff und Paul Billek begrüßen einander gähnend in der Tiefgarage, trinken noch eine Tasse Tee im Büro der Fahrbereitschaft und übernehmen den grauen Audi A6, den Billek sehr zügig auf die Autobahn und weiter in Richtung Wien lenkt. Als sie kurz vor Gleisdorf an einer Baustelle über ein paar Schlaglöcher holpern, wird es Zoff übel.
    Widerwillig

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