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Ultimo

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Titel: Ultimo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Peter Vertacnik
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Kapiert?“
    „Wieso nichtgleich in 45 Minuten?“
    „Was? Wie reden Sie mit mir? Sind Sie verrückt geworden? Ich habe Ihnen befohlen, den Fall bis Ende November zu klären. Punkt. Halten Sie sich daran.“
    „An mir soll es nicht liegen.“
    „Falsche Antwort, Zoff. Schon wieder. Ein schlichtes Nicken hätte gereicht. Aber das ist vielleicht eine Mentalitätsfrage. Sie fassen den Täter bis Ende November. Ende der Durchsage.“
    „Ich kriege ihn“, murmelt Zoff mit äußerster Beherrschung. „So oder so.“
    „Kommen Sie, Pechstein. Dieses Geschwafel bringt nichts. Wir gehen.“
    „Jawohl.“ Schwitzend vor Nervosität eilt der Ministersekretär seinem Herrn voraus und reißt den Wagenschlag der Nobelkarosse auf. „Bitte sehr, Herr Minister.“
    „Danke, mein Lieber.“
    Finster wendet sich Zoff ab und schlendert zum Marriott.
    Als er das Hotel betritt, beginnt es draußen zögernd zu nieseln.
    ***
    Eine halbe Stunde später.
    Auf der Autobahn in Richtung Wien herrscht mäßiger Verkehr. Der Minister istsauer. Nicht nur wegen Zoff. Den ganzen Tag hindurch ist er schon auf Achse und inzwischen auch dementsprechend gelaunt. Immer dieselben öden Dienststellenbesuche und dabei immer dieselben Klagen. Die ehemaligen Gendarmen harmonieren nicht mit den ehemaligen Polizisten und umgekehrt.
    Man arbeitet mehr gegeneinander als miteinander, ärgert sich der Ressortleiter und fragt sichnach dem Grund. Freilich, das neue Dienstsystem ist nachteilig, gibt er insgeheim zu. Die Beamten schieben zu viel Dienst und werden schlechter bezahlt, als im alten System. Er könnte ja wieder einmal etwas ankündigen, das die Leute besänftigt. Die Erhöhung irgendeiner Gehaltszulage,zum Beispiel. Ob er das später auch tatsächlich umsetzt, ist ja eine ganz andere Frage.
    Jedenfalls hat etwas zu geschehen. Dieses latente Motzen muss ein Ende haben. Immerhin arbeitet der neue Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit ja bereits daran, aus der anonymen Masse einzelne Querulanten herauszufiltern und zur Räson zu bringen. Das ist ein Anfang. Immerhin. „Die Sprache, die diese Bande am besten versteht, ist Druck“, murmelt der Minister düster. „Angst. Die macht sie lenkbar.“
    Verstört dreht der Fahrer den Kopf. „Haben Sie einen Wunsch, Herr Minister? Fahre ich zu langsam?“
    „Blöde Frage. Wollen Sie mich verscheißern?“
    Konfus erhöht der Chauffeur die Geschwindigkeit auf 180 Stundenkilometer.
    „Wo sind wir?“, fragt der Minister etwas später.
    „Kurz vor Gleisdorf. Wir brauchen keine zwei Stunden mehr nach Wien.“
    „Na also“, schnurrt der Politiker zufrieden, lehnt sich zurück und döst mit geschlossenen Augen vor sich hin. Die Journalisten werden auch immer frecher. Da wird man auch wieder einmal Fraktur reden müssen. Ohne die Inserate der Partei und ohne die erst kürzlich angehobene Presseförderung wären die meisten Käseblätter sowieso nicht mehr lebensfähig. Das wird er ihnen klarmachen.
    „Pechstein?“
    „Herr Minister?“
    „Bestellen Sie den Leiter der Personalabteilung für morgen, halb zwölf, in mein Büro. Der Herr Landespolizeikommandant von Salzburg hat mich angerufen und um den Übertritt in den Ruhestand gebeten. Ein ausgezeichneter Mann. Wir verleihen ihm einen Orden und verabschieden ihn mit einem würdigen Fest.“
    „Selbstverständlich. Ich treffe die notwendigen Vorbereitungen.“
    „Gut. Kümmern Sie sich auch gleich um die Vorstellung seines Nachfolgers. Dieser Oberst Fasching bekommt die Stelle.“ Geschäftig dreht sich der Minister nach links, holt seinen Laptop aus der Tragtasche, startet das Programm und vermerkt den Termin.
    „Jawohl“, antwortetPechstein und schweigt betreten. Eine Weile bleibt alles still. Nur die Abrollgeräusche der Reifen auf demA sphalt sind zu hören.Das geht eine ganze Weile so.
    Schließlich fasstsich Pechsteinein Herz. „Darf ich in der Sache Fasching bei dieser Gelegenheit noch auf das Ausschreibungsgesetz hinweisen, Herr Minister“, nuschelt er. „Der Mann ist noch relativ unerfahren. Besetzen wir das Landespolizeikommando für Salzburg ohne ein gehöriges Auswahlverfahren, wird die Personalvertretung sehr ungehalten reagieren.“
    „Die Gewerkschafter fürchte ich nicht. Bereiten Sie die Akte vor, wie besprochen.“
    Damit ist für den Minister der Fall erledigt. Erschöpft schließt er wieder die Augen, wiegt den Laptop auf seinem Schoß und kämpft mit einer plötzlich aufkommenden, entsetzlichen Müdigkeit. Schlafen,

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