Ultimo
nicht verlangen.“
„Hat er aber.“
„Trotzdem. Kannst du nicht ein wenig diplomatischer sein? Die lauern jetzt doch nur noch auf den kleinsten Fehler von dir.“
„Von mir aus. Wir kriegen den Täter. Lass mich nur machen.“
Kopfschüttelnd nippt der Landeskriminaldirektor am Tee. „Gibt es Fortschritte in der Mordsache Brecht?“
„Ich denke schon. Einige Indizien weisen darauf hin, dass Brecht von serbischen Kriminellen umgelegt wurde. Was nicht zu dieser Theorie passt, istdieser eigenartige Drohbrief. Freiherhat einen ähnlichen bekommen. Beide Texte stammenaus Montaignes Essays.“
„Was Brecht betrifft, spricht das natürlich gegen die Serben. Was tust du jetzt?“
„Was wir immer tun. Ich kümmere mich ums private und berufliche Umfeld der beiden Mordopfer. Und um einen eventuellen gemeinsamen Feind.Die Drohbriefedürftenja von ein- und derselben Person geschrieben worden sein. Freiher könnte seinen Drohbrief im Hotel erhalten haben. Von einem der Tagungsteilnehmer zum Beispiel.Wir werden auch abklären müssen, ob irgendjemand aus diesem Kreis des Bogenschießens mächtig ist, oder mit einer Armbrust umgehen kann. Deshalb werden mit diesen Leuten auch noch Protokolle aufzunehmen sein.Die jeweilige Wohnsitzdienststelle wird das für uns erledigen. Selbstverständlich besteht auch die Möglichkeit, dass Freiher den Brief bereits in Salzburg erhielt und seither bei sich trug. Beide Möglichkeiten sind zu prüfen.“
„Brauchst du Personal?Sollen wir den KollegenBillek aus Belgrad zurückrufen?“
„Das wäre nicht zweckmäßig. Die Informationen aus Serbien sind mir wichtig.“
„Und was hört man von Polli?“
„Noch nicht allzu viel. Morgen ist erwieder da.“
„ Rastlos streicht die Rache hin und wider “, zitiert der Landeskriminaldirektor nachdenklich und runzelt die Stirn. „ Sie zerstreuet ihr Gefolge an die Enden der bewohnten Erde .“
„Könnte eineAndeutung dafür sein, dass Freiher dem Täter etwas angetan hat“,mutmaßt Zoff.„Ich habeBruno gestern Abend noch angerufen und ersucht, in Salzburg auch ein paarErkundigungen über Paul Freihereinzuholen. Mal sehen, was dabei herauskommt.“
„Und sonst?“
„Ich muss wohl auch für mich ein paar Tage Salzburg einplanen. Das wird sich nicht vermeiden lassen. Übrigens sollten wir die Öffentlichkeit ersuchen, uns hinsichtlich des 1. Novembers Wahrnehmungen zu verdächtigen Personen oder Fahrzeugen in der Nähe von Unterpremstätten zu melden. Der Pressesprecher könnte das über die Medien verlauten lassen.“
Hamsun nickt. „Gut so“, schließt er die Besprechung ab.„An die Arbeit.“
Auf demFlur wartet Schulz. Zoff fragt ihn, ob er die Befragungen von Brechts Mitarbeiternin Irrachschon abgeschlossen habe.
Bei der männlichen Besatzung seien noch etwa zehn Beamte zu verhören, berichtet der Kollege. Bei den Frauen hingegen wären bloß noch zweiBeamtinnen ausständig. Eine gewisse Martina Heinrich und Frau Gruppeninspektor Helga Koch. Beide befänden sich im Krankenstand.Trotzdem habeer bereitsGesprächsterminevereinbaren können.
„Und was steht in den Protokollen? Gibt es Aussagen, die uns weiterbringen?“
„Wie man es nimmt. Die beiden erkrankten Damen sollen mit Brecht liiert gewesen sein. Hintereinander, wohlgemerkt. Kollegin Heinrich hat Frau Koch abgelöst. Außerdem ist von einer ziemlich stürmischen Beziehung mit einer Offiziersschülerin aus Salzburgdie Rede, die erin seiner Funktion als Trainer auf der Sicherheitsakademie in Traiskirchen kennengelernt hat. Er unterrichtete Konfliktmanagement.“
„Wie passend. Und weiter?“
„Nichts weiter. Nach Ausbildungsendegingsie zurück nach Salzburg.“
„Sieh mal einer an. Fass die Protokolle, in denen auf diese Frau hingewiesen wird, in einer eigenen Mappe zusammen. Die Sache interessiert mich.“
„In Ordnung. Dann mach ich mich wieder auf den Weg.“
„Wann redest du mit Heinrich und Koch?“
„Morgen, zehnUhr. Ich nehme sie mir auf der Grenzpolizeistation vor. Hintereinander.“
„Ich komme mit“, verspricht Zoff. Schulz nickt bloß und verabschiedet sich.
Halb elf. Zoff fährt in die Gerichtsmedizin.
Die durch den Pfeil hervorgerufene Verletzung hätte Freiher womöglich zum Krüppel gemacht, aber er hätte sie überlebt, erfährt er dort. Jedenfalls müsse das Opfer bei vollem Bewusstsein gewesen sein, als es überrollt wurde. Diese Aussage gibt Zoff zu denken. Hätte der Pfeil Freiher20 bis 40 Zentimeter weiter oben getroffen,
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