Ultimo
denkt ersich, endlich die Augen schließen und ganz ruhig schlafen.
„Dürfte ich trotzdem vorschlagen, die Planstelle wenigstens offiziell auszuschreiben?“, meldet sich der Sekretär noch einmal zu Wort. „Herr Fasching könnte ja aus der Ausschreibung als Sieger hervorgehen. Als eindeutiger Sieger. Es wäre unangenehm, wenn wir wegen dieser Sache Probleme bekämen.“
„Wer?“, zischt der Politiker aufgebracht, „Pechstein. Wer denn? Wer bekommt Probleme? Wir bekommen Probleme? Wir? Mit wem denn, Sie Trottel? Mit wem? Sie belästigen mich mit Ihren schwachsinnigen Einwänden. Schweigen Sie! Still!“
Zerknirscht entschuldigt sich der Ministersekretär. Er habe es nur gut gemeint.
„Gut gemeint?“, brüllt der Minister. „Mit wem wollen Sie es gut meinen, Pechstein? Mit mir? Sie brauchen es nicht gut zu meinen! Sie brauchen gar nichts zu meinen, das ist nämlich nicht Ihre Aufgabe! Fasching wird Landespolizeikommandant. Aus. Schluss. Er kriegt die Stelle, weil ich das so will. Weil ich es ihm zugesagt habe. Soll ich etwa wegen Ihrer Sensibilität ein Versprechen brechen?“
Das Gesicht des Ministers ist rot angelaufen. Das verheißt nichts Gutes.
Entsetzt duckt sich Pechstein. „Und Rieder?“, murmelt er verschreckt und hüstelt nervös.„Den müssen wir doch mitreden lassen. Der wird toben.“
„Genug“, belltsein Herr und Meistermit geiferndem Mund.„ Ich bin Minister. Ich treffe hier die Entscheidungen, und nicht dieser Salzburger Möchtegern. Ist das klar?“ Im gleichen Augenblick kracht der Laptop des Politikers auch schon auf Pechsteins Kopf, pralltvon dort ab, und knallt mitten in die Windschutzscheibe.
Instinktiv bremst der Fahrer den Audi ab, verreißt den Wagen kurz nach rechts, fängt ihn gedankenschnell wieder ein und bringt das Fahrzeug mit kreischenden Bremsen eine Handbreit vor den Leitschienen zum Stillstand.
„Na, da haben wir ja wieder einmal Glück gehabt“, grinst der Minister leutselig und klopft seinem blutenden Sekretär kameradschaftlich auf die Schulter, ehe ihnen das Begleitfahrzeug des Einsatzkommandos ins Heck kracht und den Audi in die Leitplanken quetscht.
Eine Weile bleibtalles still. Dann steigt dünner Rauch aus der zusammengedrückten Motorhaube.
„Raus hier“, befiehlt der Politiker geistesgegenwärtig und versetzt seinem Sekretär einen Stoß. „Bewegen Sie Ihren Arsch, Pechstein. Oder wollen Sie warten, bis diese Scheißkarre auch noch Feuer fängt?“
Auf allen Vieren krabbelt der Minister ins Freie.
Mit brummendem Schädel taumelt ihm sein Sekretär nach.
***
Im Hotel Marriott stehen Zoff und Schulz an der Hotelbar,nippen an einem Glas Bier und unterhalten sich über den eigenartigen Drohbrief, den Schulz im Hotelzimmer des Mordopfers fand. Wieder ein philosophischer Text. Womöglich wieder von Montaigne?
Nach einer Viertelstunde beenden sie die Diskussion. Während des restlichen Nachmittags nehmen sie die Daten der 113 Politfunktionäreauf, versammeln sie im Plenarsaal und fragen,ob jemand mit sachdienlichen Hinweisen zum Mord an Freiher oder zu diesem abstrusen Drohbrief dienen könne. Die Leute sind aufgebracht und schockiert, scheinen aber vom Drohbrief keine Ahnung zu haben. Zum Mord selbst kann offenbar auch keiner etwas sagen. Also verhören Zoff und Schulz das Hotelpersonal. Vergeblich. Niemand hat etwas Verdächtiges gesehen oder gehört. Dementsprechend lausig ist Zoffs Laune später, als er kurz nach 20 Uhr ins Büro kommt, sich vor den Computer setzt und im Internet über Paul Freiher recherchiert. Erst gegen Mitternacht kommt er nach Hause, zieht sich aus und duscht.
Nina schläft schon, als er ins Schlafzimmer schleicht.
Todmüde kriecht Zoff zu ihr ins Bett.
Am Mittwochmorgen bleibt das Thermometer schon wieder im Keller.Auch die Stimmungslage im Büro des steirischen Landeskriminaldirektors istrelativ eisig.
„War das denn wieder nötig?“, seufzt Zoffs höchster Vorgesetzter, verdreht die Augen und schiebtdem Leiter seines Morddezernats eine Tasse Tee über den Tisch.
„Wieso? Ich habedoch keine fünf Sätze mit dem Minister gewechselt“, rechtfertigt sich Zoff gereizt.
Jetzt wird auch Hamsun ärgerlich. „Pechstein behauptet, du seist frech gewesen. Schnippisch und frech.“
„Dazu war ja gar keine Gelegenheit. Der Minister verlangt, dass ich den Mord an Freiher bis spätestens 30. November kläre.“
„Ist das dein Ernst?“
„Wieso meiner? Er hat mir doch dieses Ultimatum gestellt.“
„Das kann er
Weitere Kostenlose Bücher