Ultimo
Polizei.
„Du machst das schon“, beruhigt ihn Zoff. „Gute Reise.“
Als das Flugzeug nach Belgrad abhebt, ist Zoff längst wieder auf der Autobahn. Gegen elf erreicht er Unterpremstätten, verdrücktan einer Tankstelle noch rasch ein Sandwich, trinkt ein Bier und lässtsich den Weg zum Marriott beschreiben.
Halb zwölf. Der Tatort unweit des Hotels ist bereits hermetisch abgeriegelt.Vor einer Straßensperre drängt sich ein ganzes Heer von Journalisten.Als der Oberstleutnant aussteigt, fröstelt ihn. Es wird jetzt immer kälter, und die Wolken hängen tief.
Chefinspektorin Britta Seitz und ihr Team sind schon vor Ort. Sie begrüßt ihn an der Absperrung, die den Tatort vom öffentlich zugänglichen Bereich trennt.
„Servus, Peter.“
„Hallo, Kleines. Du bist ganz schön blass um die Nase.“
„Aus gutem Grund“, erwidertBritta Seitz heiser. „Die Leiche sahschrecklich aus. Gut, dass ich noch nicht gefrühstückt hatte.“
„Der Körper ist schon in der Gerichtsmedizin?“
Sie nickt. „Der Mann wurde von einem Pfeil niedergestreckt und absichtlich überfahren. Sein Schädel wurde förmlich plattgewalzt.“
„Alles klar. Gib mir ein paar Fotos. Tatzeit?“
„Heute, zwischen sieben und halb acht.“
„Gibt es Zeugen?“
Sie schüttelt den Kopf.
„Und, wie steht es mit Spuren?“, fragt er, während er sich die Lichtbilder betrachtet.
„Dieser Metallpfeil könnte vielleicht aufschlussreich sein.“
„Und sonst?“
Bedauernd schüttelt die Tatortexpertin den Kopf.„Der Mord gehört Polli, oder?“
„Grundsätzlich schon, aber sofern man einen Zusammenhang mit dem Mordfall Brecht nicht kategorisch ausschließen kann, ist das mein Fall.“
„Was ist mit Bruno?“
„Der hatgerade in Salzburg zu tun. Aber ich bin ja da.“
„Und Schulz. Der schwirrt irgendwo im Hotel herum und lässt dir ausrichten, du sollst ihn ganz schnell anrufen. Er hat etwas für dich.“
„Was denn?“
„Einen Zettel oder Brief. Näheres weiß ich nicht. Die Tatortfotos kannst du übrigens behalten.“
„Weiß Big Boss schon Bescheid?“
„Selbstverständlich.“
„Und der Staatsanwalt?“
„Der hat sich Freiher angesehen und ist getürmt, ohne auch nur ein Wort zu sagen. Ach ja. Der Minister kommt her. Mit dem Auto. Er müsste jeden Augenblick eintreffen.“
Der hat mir gerade noch gefehlt, denkt sich Zoff, als auch schon ein blauer Audi A8 hinter ihm an der Absperrung zum Stillstand kommt.
„Da ist er ja auch schon. Dieser Tag entwickelt sich zu einem echten Scheißtag“, murmelt Zoff.
Wie sehr er damit den Nagel auf den Kopf getroffen hat, kann er zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht ahnen.
***
Allgemeiner Aufruhr.
Ein Blitzlichtgewitter.
Panisch eilen Uniformierte herbei, um den hohen Besucher abzuschirmen und die Journalisten zurückzudrängen.
Der Minister negiert Zoffs Gruß, marschiert schnurstracks zu Britta, küsst ihr die Hand und lässt sich über den Stand der Tatortarbeit unterrichten.
„Aha“, bellt er danach streng und wendet sich Zoff zu. „Sie schon wieder?“
Artig grüßt Zoff noch einmal.
„Herr Oberstleutnant Zoff leitet das Morddezernat. Außerdem ist er der zuständige Chefermittler im Mordfall Brecht“, souffliertdes Ministers Sekretär süffisant.
„Ist mir bekannt. Lichtbilder!“
Zoff versteht nicht.
„Ich will die Fotos von der Leiche sehen. Her damit.“
„Ach so. Hier.“
Fünf Stück reichen dem hohen Gast. Den Rest gibt er Zoff retour. „Scheußlich“, klagter.„Was sagen Sie zu dieser abscheulichen Bluttat, Herr Kommandant? Was sagen Sie?“
„Der Täter hat das Opfer aufgespießt und überrollt. Da war eine Menge Hass dabei.“
„Und? Ist das alles?“
„Ich verstehe die Frage nicht.“
„Sie verstehen so manches nicht, scheint mir. Hören Sie, Herr Kommandant. Freiher war nicht irgendwer. Der Mann war Bundesparteiobmann einer staatstragenden politischen Partei. Einer Regierungspartei sogar. Das heißt, er stand im Blickpunkt der Öffentlichkeit.“
„Das ist mir klar.“
„So? Den Eindruck habe ich aber gar nicht. Ich will von Ihnen hören, dass Sie den Fall klären. In kürzester Zeit klären. Verstanden?“
„Ich habe ein Team exzellenter Fachleute“, erwidert Zoff. „Wir werden alles tun, um den Täter zu fassen.“
„Tun Sie mehr als alles, Zoff“, zischt der Minister gereizt. „Garantieren Sie mir den Erfolg. Wissen Sie was? Spätestens am 30. November will ich den Täter hinter schwedischen Gardinensehen.
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