Ultimo
unterhalten, meint Zoff.Und zwar im Zusammenhang mit Morderhebungen, die er gerade führe. Falls Sie heute Abend noch nichts vorhabe,könnten sie miteinander essen.
„Warum nicht?“
„Ausgezeichnet. Ich schlage vor, wir treffen uns im Restaurant Eulennest. Das ist vom Landeskriminalamt aus ganz leicht zu erreichen.“
„Ich kenne das Lokal. Es hat einen ausgezeichneten Ruf.“
Sie verabreden sich für 18 Uhr. Dann wendet sich Zoff wieder dem Oberbürgermeister zu. „Hier läuft ja alles bestens“, sagt er. „Wenn Sie gestatten, rede ich inzwischen mit Ihrer Gattin, sehe mich noch ein wenig im Gelände um und verabschiede mich wieder. Ich habe das Gefühl, das Landeskriminalamt Salzburg hat alles ganz gut im Griff.“
„Schön, dass Sie das so sehen“, flötetZoffs Salzburger Kollegin und schenkt ihm ein strahlendes Lächeln. „Ich bin froh, dass wir so gut harmonieren.“
„Das tun wir“, bestätigt Zoff. „Wirklich. Bis später.“
Von draußen strömen jetzt immer mehr Leute herein. Ungestüm drängt sich der Oberstleutnant durch die vielen Mitarbeiter der Einsatzorganisationen, stellt sich an den Eingang und hofft, dass der Regen nachlässt. Vergeblich. Fluchendhetzt er die 50 Meter bergan, schüttelt sichund klopft an die Eingangstür von Rieders Villa. Sieist unversperrt.
„Hallo. Ist da jemand?“
„Was kann ich für Sie tun?“ Der Butler, der gemessenen Schrittes aus einer Art Salon ins Licht der großzügigen Eingangshalle tritt, mustert Zoff mit deutlichem Missfallen.
„Oberstleutnant Zoff. Ich bin Kriminalbeamter und würde gerne die Frau des Hauses sprechen.“
„Haben Sie einen Termin? Madame fühlt sich nicht wohl.“
So ein blessierter Typ. Was glaubt der denn? Die Dame ist Opfer eines Brandanschlags, nicht die Kaiserin von China.
„Sie galoppieren jetzt zu Ihrer Arbeitgeberin und sagen ihr, dass ich sie dringend sprechen muss“, zischt er. „Habe ich mich da klar genug ausgedrückt?“
Indigniert zieht der dienstbare Geist die Augenbrauen hoch und kräuselt die Lippen, als habe ein unangenehmer Geruch seine Nase beleidigt.
„Sehr wohl. Wenn Sie mir bitte folgen wollen.“
Der Butlerführt den ungebetenen Gast in den Salon, dessen Holzboden mit dicken Perserteppichen ausgelegt ist. Das Mobiliar aus dunklem Kirschholz ist alt, aber sehr gepflegt und wahrscheinlich auch kostbar.
„Warten Sie hier.“Schon ist der dürre Kerl verschwunden. Neugierig sieht sich Zoff um. An den Wänden prangen Ölgemälde in dicken Goldrahmen. Szenen aus den napoleonischen Kriegen. Der vertraute Schmerz im Magen meldet sich, und er wirft sich seufzend eine Pille ein.
„Wollen Sie ein Glas Wasser?“ Er hat Stella Rieder gar nicht kommen hören.
Dankend nimmt Zoff ihr Angebot an.
„Ein Glas Wasser für den Herrn Kommissar, Franz“, befiehlt die Gattin des Oberbürgermeisters lächelnd und bittet Zoff, sich zu setzen. Sie nimmt neben dem Fenster Platz. Genau Zoff gegenüber.
„Ich wusste, dass Sie kommen.“
„Wieso?“
„Hannes hat von Ihnen erzählt. Er hält große Stücke auf Sie.“
„Er kennt mich bloß vom Hörensagen.“
„Ich glaube nicht, dass er sich in Ihnen täuscht. Was sagen Sie zu dieser Frau Wagner?“
„Muss ich zu ihr etwas sagen?“
„Auch eine Antwort“, lächelt sie. „Was sich diese Person einbildet. Kommt hierher, stellt mir Fragen und tut so, als wolle siedieses Verbrechen klären. So ein impertinentes Frauenzimmer. Für wie blöd hält die mich?“
„Wieso?“
„Das war keine ernst gemeinte Frage, nehme ich an. Sie lächeln, Herr Zoff. Sie lächeln. Mir ist nicht zum Lachen zumute, das können Sie mir glauben. Die Liebschaft meines Mannes betritt mein Haus und macht sich wichtig. Ein Glück, dass ich gute Nerven habe.“
„Das Anwesen gehört Ihnen?“
„Ich bin hier geboren. Wussten Sie das nicht?“
„Nein. Ich dachte, Ihr Gatte hätte die Villa erworben.“
„Ach wo. Hannes ist in Graz geboren, aufgewachsen und hat dort maturiert. Nach dem Militärdienst ist er beruflich nach Salzburg gegangen. Da sind wir uns bei einem Reitturnier begegnet.Hannes hatte wenig Geld in der Tasche, undmein Vater war einer der reichsten Fabrikanten Österreichs. Gleich nachdem er verstorben war, heirateten wir. Danach ging Hannes in die Politik.“
„Und Ihre Mutter?“
„Die starb, als ich zehn war.“
„Das heißt, Sie sind vermögend.“
„Das kann man so sagen. Oh ja.“
„Was machen Sie beruflich?“
„Ich habe Kunst studiert,
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