Ultimo
ihn nur zu gern untersuchen lassen.“
„Aber der ist doch noch auf demGelände. Hassos Grab liegt nicht weit vom Haupthaus. Da drüben.“
Zoff will es sehen. Kaum setzensie sich in Bewegung, klingelt sein Mobiltelefon. Rieder ist dran.
„Wissen Sie, wo ich zu Hause bin?“, fragt er.
Der Oberstleutnant bedauert.
„Der Verwalter weiß Bescheid. Sagen Sie ihm, er soll Sie zu mir bringen. Auf der Stelle.“
„Was ist denn?“
„Die Reitställe meiner Frau brennen. Die Pferde sind in Panik. Es gab Verletzte.“
„Ist die Polizei schon da?“
„Ja. Inklusive Feuerwehr und Rotem Kreuz.“
„Gut so. Was ist mit Ihrer Frau?“
„Die ist unverletzt.“
„Glück gehabt“, seufzt Zoff erleichtert. „Bleiben Sie vor Ort. Ich bin ganz schnell bei Ihnen.“
Es stinkt nach abgebranntem Holz und verschmortem Gummi, und ein schwarzer Rauchteppich breitet sich vom Anwesen her nach Norden aus.
Zwar ist es der Brandbekämpfung gelungen, das Übergreifen der Flammen auf Reithalle und Klubhaus zu verhindern, aber die Schäden durch Verrußung sind enorm. In den Überresten der Ställe glosen Glutnester, die immer noch punktuell bekämpft werden, deren finales Ablöschen die Feuerwehr dann aber dem Wolkenbruch überlässt, der einsetzt, als Zoff am Tatort eintrifft.
Fluchend versucht er, sich einen raschen Überblick zu verschaffen. Etwa 30Reitpferde drängen sich in der östlichen Koppel. Zwei Notarztwagen brausen in Richtung Bundesstraße, und ein paar Polizeibeamte ziehen weiträumig Absperrbänder um den Tatort. Auch sonst ist jede Menge Exekutive vor Ort, die vor allem damit beschäftigt ist,diesich unter dunkle Regenschirme duckenden Journalisten zurückzudrängen, die den Oberbürgermeister vor ihre Mikrofone holen wollen. Im strömenden Regen muss sich Zoff zwei Mal ausweisen, ehe er bis zu Rieder vordringt, der unter dem überdachten Eingangzur Reithalle steht. Eine schwarzhaarige junge Dame in braunem Rock, dunkelgrünem Pulli, brauner Lederjacke und braunen Stiefeln unterhält sich mit ihm. Dabei sucht ihre Hand ständig die seine, aber er wehrt sie ab und winkt seinen Grazer Gast zu sich.
„Begrüße Sie, Frau Oberst“, grinst Zoff, wischt sich das Regenwasser vom Gesicht und schüttelt Bettina Wagner die Hand.
„Hallo. Kollege Zoff? Mein Chef hat Sie bereits telefonisch angekündigt. Gut, dass Sie da sind.“
Sie gehen in die Halle. Dortist es trocken und warm. Irgendjemand hat Tische und Bänke aufgestellt, die vorwiegend von Feuerwehrleuten besetzt sind. An einem der Tische findet sich noch Platz für drei Personen, und sie setzen sich.
„Wurde die Brandursache schon abgeklärt?“, will Zoff wissen.
„Brandstiftung“, seufzt Bettina Wagner. „Wir fanden die Überreste eines Molotow-Cocktails, ein Streichholzpäckchen und einen Lederknopf.“
„Einen Knopf?“
„Schwarz. Von einer Lederjacke oder einem Mantel.“
„Ist die Spurensicherung schon abgeschlossen?“
„Bei diesem Wolkenbruch? Die Kollegen sind auch ins Trockene geflüchtet. Außerdem liegt da draußen loser Sand. Eine ganze Menge davon. In der Nähe der Ställe gibt es wenig festen Untergrund. Wenn wir bedenken, dass es jetzt auch noch regnet, dürfen wir uns nicht allzu viel erwarten.“
„Wurde die Gattin des Oberbürgermeisters schon befragt?“
„Selbstverständlich. Sie hat nichts Ungewöhnliches festgestellt und keinen Verdacht, wer das Feuer gelegt haben könnte. Ansonsten steht sie unter Schock. Ihre Lieblingsstute hätte sie um ein Haar mit den Hufen erschlagen.“
„Gibt es sonstige Zeugen?“
„Eine Schulklasse. Die Kinder sind davongelaufen. Ihre Lehrer auch. Außerdem befanden sich noch zwei Stallburschen auf demGelände. Die haben zwar nichts gehört oder gesehen, aber dafür ziemliche Brandwunden an Armen und Beinen. Sie wollten den Brand löschen.“
„Sind es ernsthafte Verletzungen?“
„Der Notarzt meint, es sei nicht so schlimm.“
„Der nächste Nachbar wohnt etwa einen Kilometer weiter die Straße lang, aber Sie sollten mit den Leuten dort reden. Möglicherweise ist ihnen etwas Verdächtiges aufgefallen.“
„Dass bei Straftaten die Nachbarschaft des Opfers befragt wird, ist auch bei uns in Salzburg durchaus üblich“, lächelt die Ermittlungsleiterin mokant. „Wir sind keine Anfänger. Wer immer die Ställe angezündet hat, muss mit einem Autohierhergekommen sein. Das kann kaum unbemerkt geblieben sein.“
„Das ist zu hoffen.“
Er würde sich gerneausführlicher mit ihr
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