Ultimo
Tisch und wartet. Es dauert keine zehn Minuten, bis Pimminger erscheint.
Als der Major seiner Chefin Holster und Pistole übergibt, bedankt sie sich mit einer Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen.
Gegen elf verlässt der Major das Landeskriminalamt. Er hat eine schwarze Aktentasche dabei und ist in Eile. Der Typ mit der Hakennaseebenfalls. Er trägtjetzt einen dunklen Mantel, einen Hut und eine schwarz umrandete Brille, aber Pimminger dreht sich ja sowieso nicht um. Kein einziges Mal.
„Und so ein Idiot bringt es bei uns bis zum Major“,motzt der Verfolgerfassungslos, sorgt dafür, dass sich einige Touristen zwischen ihn und Pimminger schieben, und macht die kleine Kamera in seiner Manteltasche einsatzbereit.
Dann holt er sein Mobiltelefon aus der Tasche und tippt eilig eine Nummer ein.
Sekunden später hat er Hofrat Karl Berg an der Strippe.
***
17 Uhr. Zoff fährt in die Tiefgarage des Landeskriminalamts Salzburg,parkt, und fragt den erstbesten Beamten nach dem Privatauto der Kollegin Wagner.
Wenig später steht er vor dem dunkelgrünen VW-Touran aufStellplatz Nummer zwei. Der Wagen ist frisch gewaschen und glänzt noch vor Nässe. Gewissenhaft notiert er sich das Kennzeichen und verlässt die Garage. An der Salzach entlang eilt Zoff in die Innenstadt, alssein Telefon läutet. Polli meldet sich.
„Britta lässt grüßen“, sagt er.„Die Entfernung zwischen Freiher und seinem Mörder steht fest. Sie betrug exakt 62 Meter. Aufgrund des Schusswinkels geht sie davon aus, dass der Täter die Armbrust aus einem Cabrio abfeuerte. Stehend.“
„Aus einem Cabrio? So eine Scheiße. Egal. Kannst du für mich herausfinden, ob der grüne VW-Touran, Kennzeichen S 598 BD, am 21. Oktober oder in der Nacht davor, sowie am 1. November an den Autobahnabfahrten Graz, Irrach oder Unterpremstätten registriert wurde?“
„Wird gemacht.“
„Danke. Aber gib Gas. Es pressiert.“
„Das tut es bei uns doch immer. Noch etwas: Der Professor verlässt uns.“
„Was? Wieso denn?“
„BKA Wiesbaden. Die deutschen Kollegen haben ihm einen Spitzenjob angeboten. Den kann er nicht ausschlagen.“
„Verstehe. Wann geht er?“
„Heute. Er lässt dich grüßen.“
Grantig legt Zoff auf. Damit hat er nicht gerechnet. Wo soll er denn einen neuen Fallanalytiker herbekommen? Einerlei. Jetzt hat er sowieso ganz andere Sorgen. Er muss mit Rieder sprechen und ihn zu einem Ansuchen um Schutz durch Beamte der Cobraüberreden. Auf der Stelle.
Als der Oberstleutnanteine Dreiviertelstunde späterdas Rathausbetritt und sich nach dem Oberbürgermeistererkundigt, ist der schon nicht mehr im Haus.Rieder sei unterwegs zur Universität, lässt ihn eine junge Dame wissen. Er habe dort eine Rede zu halten.
Zoff kann es nicht glauben. „Ich muss unbedingt mit ihm reden“, erwidert er nervös. „Es ist dringend.“
Die junge Bürokraft bedauert. Vor der Veranstaltung habeRieder ganz sicher keine Zeit mehr für ihn. Da führe er Gespräche auf höherer Ebene. Danach sei eine Pressekonferenz vorgesehen. Nein, heute werdeeine Unterredung nicht mehr möglich sein, aber falls er ihrdie Telefonnummer hinterlasse, vereinbaresie einen Termin für morgen.
„Natürlich.“ Enttäuschtübergibt ihr der Oberstleutnant seine Karte, eilt ins Erdgeschoss, unterhält sich an der Pforte noch kurz mit dem Portier, und verlässt das Gebäude. Zoff hastet gerade über den Domplatz, als ihnMarlene anruft.
„Hallo, Süßer. Wo bist du denn?“, haucht sie.
„In Salzburg. Dienstlich“, schnauft er und eilt weiter.
„Kriegt man dort denn überhaupt noch freie Hotelzimmer?“
„Ich habe eins. Mit Sicht auf Schloss Mirabell. Wie geht es dir, Marlene?“
„Ich war eine Woche in Süditalien, aber das half nicht.“
„Wogegen?“
„Gegen den Schmerz. Und du schreibst immer noch an deinen Gedichten?“
„Das Zeug liegt beim Verleger.“
„Du schickst mir doch ein Exemplar, wenn das Buch auf demMarkt ist?“
„Das versteht sich von selbst.“
„Manchmal möchte ich ganz laut schreien.“
„Lass das, Marlene. Ich will es nicht hören.“
„Du musst. Wenn ich bloß wüsste, was ich dir getan habe.“
„Du hast keine Schuld. Das habe ich dir schon gesagt.“
„Doch. Irgendetwas habe ich dir angetan. Unbewusst vielleicht. Etwas Ungeheuerliches. Etwas, das du mir nicht verzeihen kannst.“
„Unsinn. Du hast schon alles richtig gemacht, aber die Umstände waren gegen uns, Marlene.“
„Liebende kennen keine Umstände“, sagt sie
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