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Ulysses Moore – Das Buch der Traumreisenden

Ulysses Moore – Das Buch der Traumreisenden

Titel: Ulysses Moore – Das Buch der Traumreisenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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vollkommen von Moos bedeckt und kaum noch zu erkennen. Nach ungefähr zehn Minuten fiel das Gelände allmählich ab und der Boden wurde felsiger. Anita hörte Wasser rauschen. Jetzt verlief das Kabel zwischen Steinen und führte zu einem Weg, der sie aus dem Wald heraus zu einer Brücke lotste, die sich über eine tiefe Schlucht wölbte. Das Rauschen, das sie gehört hatte, kam von einem tosenden Wildbach.
    Anita stutzte. Die Brücke verfügte über keinen Boden, sondern bestand aus einem nackten Metallgerüst, das den gähnenden Abgrund überspannte. Den Brückenübergang ergänzte ein Dach aus Eisenbögen, das rechts und links in lamellenartige Eisenleisten überging, die entfernt an Jalousien erinnerten.
    An den Enden der Brücke, durch einen Bogen miteinander verbunden, standen je zwei schlanke Säulen, die ebenfalls aus Eisen und mit geschmiedeten Blumenranken verziert waren. In die linke Säule auf Anitas Seite war eine Eule mit großen gelben Augen eingearbeitet. Darunter stand: »Geh weg!« Auf der anderen Säule war »Komm!« zu lesen.
    Anita untersuchte das Brückengerüst. Es wirkte stabil. Vielleicht konnte sie sich entlang der Seiten hinüberhangeln. Nein, sie schüttelte den Kopf. Das war zu gefährlich.
    Sie tastete die beiden Säulen ab, konnte aber nirgends einen Hebel, einen Knopf oder irgendeinen Hinweis auf einen verborgenen Mechanismus entdecken.
    Als sie jedoch die Eule berührte, stellte sie fest, dass sie sich bewegen ließ. Sie drückte sie herunter und die Steinfigur glitt an der Säule hinauf, am Eisenbogen entlang und an der zweiten Säule wieder hinunter. Kurz oberhalb des Nests hielt sie an, woraufhin die Leisten an den Seiten der Brücke wie Dominosteine nach innen kippten und einen Boden bildeten.
    »Unglaublich!«, staunte Anita, als auf der anderen Seite ebenfalls eine Eule von der einen Säule zur anderen wanderte und alle Seitenleisten wieder an ihren alten Platz zurückkehrten.
    Anita setzte diese Prozedur ein weiteres Mal in Gang.
    Konnte sie es bis auf die andere Seite schaffen, ehe sich die Leisten wieder aufstellten und der Boden verschwand?
    Das ist unmöglich, entschied sie.
    Vielleicht mussten beide Eulen gleichzeitig auf der »Komm!«-Säule stehen, damit man die Brücke überqueren konnte. Aber wie ließ sich das bewerkstelligen?
    »Es gibt zwei mögliche Lösungen«, überlegte Anita laut. »Entweder es gelingt mir, den blöden Vogel auf dieser Seite zum Stehen zu bringen, oder ich muss seinen Lauf auf der anderen Seite verhindern.« Anita kratzte sich am Kopf.
    Klar, sie konnte nach einem leichteren Übergang über die Schlucht suchen. Aber das würde Zeit kosten – und genau die wurde langsam, aber sicher knapp.
    Wie spät war es jetzt? Die Taschenuhr zeigte 13 Uhr 25 an. Sie war über drei Stunden durch den Wald gelaufen.
    Und nun stand sie hier vor den Eulen … und sah auf die Eule auf dem Zifferblatt ihrer Uhr … und auf das Monogramm des Erfinders Peter Dedalus.
    »Um nach Kilmore Cove zu gelangen, braucht ihr die hier …«, murmelte Anita leise vor sich hin. Das hatte Markus Renner gesagt, als er ihr die Uhr schenkte.
    Aber wie sollte sie die Uhr einsetzen? Anita ging zu der Säule mit dem Nest und der Aufschrift »Komm!« und fand eine runde Vertiefung. Sie hielt die Uhr dagegen und hörte sofort das inzwischen vertraute Ticken, sobald die Eule sich in Bewegung setzte.
    Nur dass Anita sie dieses Mal überhaupt nicht berührt hatte. Ohne ihr Zutun machte sich die Eule auf den Weg zur rechten Säule. Doch bevor sie den Mechanismus auslöste, der die Seitenleisten der Brücke in Bewegung setzte, neigte sich die Figur nach vorne, wie um die Uhr mit dem Schnabel aufzunehmen.
    Kurz darauf begannen sich die Seitenleisten der Brücke abzusenken und auf der gesamten Fläche bildete sich ein Boden, der dieses Mal aber nicht wieder verschwand. Die zweite Eule auf der anderen Seite war an ihrem Platz geblieben.
    »Wow!« Vorsichtig setzte Anita einen Fuß auf die Brücke. Sie schien ihr Gewicht problemlos zu tragen. Sie atmete tief durch und schob ihr Rad auf den Steg. Ihr Herz schlug wie wild vor Angst, der Boden könnte sich unter ihren Füßen auftun.
    Als sie schließlich die andere Seite erreichte und sich zum diesseitigen Säulenbogen umdrehte, sah sie an der Säule die Aufschrift »Willkommen«.
    Sie musste Kilmore Cove gefunden haben.

Kapitel 13
Ein glückliches Zusammentreffen
    Jason rannte, so schnell er konnte, die schmale Straße zwischen den Hügeln

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