Ulysses Moore – Das Buch der Traumreisenden
bist?«, wollte Rick wissen.
»Die ziemlich wirr waren«, fügte Jason hinzu.
»Richtig. Es war, als ob er nicht deutlicher werden wollte«, sagte Anita, »oder konnte.«
Rick und Jason nickten.
»Jedenfalls«, fuhr Anita fort und holte Morice Moreaus Notizbuch aus dem Rucksack, »hier ist das Buch.« Sie legte es auf ihre Knie, ohne es aufzuschlagen. »Der Übersetzer meinte, dass man, um es zu entschlüsseln, ein bestimmtes Buch braucht, das
Wörterbuch der vergessenen Sprachen
.«
»Das wäre kein Problem. Es steht bei mir zu Hause. Wir könnten es holen«, meinte Jason.
»Darf ich da mal hineinschauen?«, fragte Rick und zeigte auf das Notizbuch.
Anita strich mit der Hand über den Umschlag und seufzte. »Es gibt noch etwas, das ihr wissen solltet.« Und sie erzählte den beiden von den Bildern, die erschienen und wieder verschwanden.
Kapitel 14
Vergebliche Suche
In den Zeitungen war von einem verspäteten Frühling die Rede. Es war früh im Jahr warm geworden und die Bäume hatten vor der Zeit ausgetrieben. Auch die ersten Blumen hatten eher als gewöhnlich geblüht. Dann hatte es ununterbrochen geregnet, die Temperaturen waren empfindlich gesunken und die jungen Triebe und Pflanzen hatten schnell Schaden genommen.
Inzwischen standen die Beete im Garten der Villa Argo vollständig unter Wasser. Von den Petunien waren nur noch erfrorene Reste zu sehen.
»Es ist einfach unmöglich, sie zu retten«, befand Nestor und ließ frustriert die Hacke fallen. »Überhaupt, wer zwingt mich dazu?«
Er richtete sich auf und massierte sich den schmerzenden Rücken. Ein sicheres Zeichen dafür, dass er nicht mehr der Jüngste war. Und dass es bald wieder regnen würde.
Der Gärtner der Villa Argo packte seine Geräte zügig in die Schubkarre und schob sie in Richtung des Schuppens. Ein leichter Wind bewegte die Blätter und Zweige des großen Ahornbaums, der bis zum Dach der Villa hinaufreichte. Einige wenige Insekten summten unter dem kritischen Blick des Gärtners zwischen den letzten überlebenden Blumen hin und her.
In diesem Moment sah er Jason und Rick in Gesellschaft eines unbekannten Mädchens den Gartenweg entlangkommen.
Eine Fremde.
Fremde bedeuten Gefahr, dachte Nestor sofort. Sein erster Impuls war, sich hinter einem Baum zu verstecken. Doch Jason hatte ihn bereits bemerkt und an Flucht war nicht mehr zu denken.
»Es freut mich, Sie kennenzulernen, Mister Nestor. Ich heiße Anita Bloom«, stellte sich das Mädchen mit einem freundlichen Lächeln vor.
Nestor nickte nur und sah sich das Mädchen genauer an. Sie war schlank und hübsch. Was hatte sie hier zu suchen? »Wollt ihr mir bei den Petunien helfen, Kinder?«, fragte er, um seine Beunruhigung zu überspielen. »Oder die Beete in Ordnung bringen? Dann macht euch gleich an die Arbeit!«
»Wir sind nicht hier, um dir unsere Hilfe anzubieten, Nestor«, antwortete Jason schlagfertig. »Sondern weil wir wieder einmal deine Hilfe brauchen … Es ist etwas sehr Seltsames passiert. Und es hat mit einem Buch zu tun.«
Alarmiert blieb der Gärtner stehen, bemühte sich aber, einigermaßen gleichgültig zu wirken.
»Zeig ihm das Buch, Anita«, sagte Jason.
Anita stellte ihren Rucksack ab und zog ein Notizbuch mit dunklem Umschlag heraus.
Nestor erkannte es sofort wieder. Es in den Händen des Mädchens zu sehen, verursachte ihm allerdings Herzklopfen. Ihm wurde schwindelig und er musste sich an der Schubkarre abstützen. »Morice Moreau …«, murmelte er.
»Kennst du ihn?«
»Ja, ich kenne ihn.« Und ob er ihn kannte! Außerdem besaß er eine genaue Kopie dieses Notizbuchs. »Wo hast du das gefunden?«, fragte Nestor.
»Im Haus von Morice Moreau.«
»Aber er lebt …«
»In Venedig.«
Der Gärtner sah zuerst Jason und dann Rick an. Schließlich richtete er seinen Blick auf das Mädchen. »Du bist aus Venedig?«
»Ja.«
»Und wie bist du hergekommen?«
»Mithilfe einer ganzen Reihe von Büchern«, schaltete sich Jason ein, »deren Autor sich Ulysses Moore nennt.«
Entsetzt riss Nestor die Augen auf. »Was hast du gesagt?«
Als ihm Jason, Rick und Anita die Geschichte von dem Übersetzer und der Truhe voller Notizbücher erzählten, konnte Nestor es kaum glauben. Es war tatsächlich geschehen!
Seine Tagebücher waren veröffentlicht worden.
»Geht sofort ins Gärtnerhaus«, befahl er den dreien. »Ich komme in zehn Minuten nach.«
Er ließ die Schubkarre einfach stehen und hinkte eiligst zum Wintergarten der Villa Argo hinüber.
»Mrs
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