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Ulysses

Ulysses

Titel: Ulysses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Joyce
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Herz!
    Seine pulsenden Augen blickten starr auf kremige Kurven aus Stein. Sir Thomas Deane war die griechische Architektur.
    Suche was, was ich.
    Seine hastige Hand fuhr rasch in die Tasche, zog heraus, las, entfaltete: Agendath Netaim. Wo hab ich denn?
    Geschäftiges Suchen nach.
    Agendath: er stopfte rasch wieder zurück.
    Nachmittag sagte sie.
    Ich suche die. Ja, die. Alle Taschen nachsehn. Taschentu. Freeman . Wo hab ich denn bloß? Ah, ja.
    Die Hose. Portemonnaie. Kartoffel. Wo hab ich denn?
    Beeil dich. Geh ruhig. Noch einen Moment. Mein Herz.
    Seine Hand suchte nach der wo hab ich denn bloß und fand in der Gesäßtasche die Seife, Toilettewasser, muß noch wieder vorbei, lauwarmes Papier, angeklebt. Ah, da ist ja die Seife!
    Ja. Das Tor.
    In Sicherheit!
     
     

9. Kapitel – Scylla und Charybdis
    Dieses Kapitel spielt in der Nationalbibliothek. Hauptsächlich geht es um das Werk Shakespeares , das in den Gesprächen zwischen Stephen, Mulligan und einigen Gelehrten mit Leben gefüllt wird. Entgegen einer rein ästhetischen Deutung („Ich [Russell] finde, wenn wir die Poesie des König Lear lesen, was schert es uns, wie der Dichter lebte?“) legt Stephen seine biographische Interpretation vor. Diese kulminiert in der – von Stephen selbst nicht ernst genommenen – These über Hamlet , dass der Geist des Königs Shakespeare selbst und Prinz Hamlet die Verkörperung des mit elf Jahren verstorbenen unbekannten Sohnes des Dichters, Hamnet, darstelle: „Was seine Familie betrifft, sagte Stephen, so lebt seiner Mutter Name im Wald von Arden. Ihr Tod brachte ihm die Szene mit Volumnia im Coriolan . Seines Knabensohns Tod ist die Sterbeszene des jungen Arthur im König Johann . Hamlet, der schwarze Prinz, ist Hamnet Shakespeare.“
    In dem Kapitel geht es jedoch auch um Buchwissen in größerem Rahmen. Berühmte Namen der Weltliteratur ( Platon , Boccaccio , Cervantes , Goethe , Maeterlinck , Dumas ) wie der englischen ( Wordsworth , Coleridge , Tennyson , Shelley ) und der irischen Literatur ( Shelley , Yeats , Shaw ) werden aufgerufen. Die Bücher werden zueinander in Beziehung gesetzt – was auch auf das Verfahren verweist, das Joyce selbst in seinem Ulysses anwendet: „Heute würden wir natürlich keine nordische Sage mehr mit einem Roman-Exzerpt von George Meredith kombinieren […]. Er [Shakespeare] verlegt Böhmen ans Meer und läßt Odysseus Aristoteles zitieren.“
    Obwohl Bloom sich ebenfalls in der Bibliothek befindet, treffen Stephen und er sich jedoch nicht, da Bloom es vorzieht, das Gesäß einer Venus -Statue eingehender zu betrachten. Der Titel des Kapitels verweist auf seine Versuche, niemandem direkt zu begegnen, und auf die Thesen und Antithesen , mit denen Stephen und seine Gesprächspartner ihren dialektischen Disput führen.
Ort: Bibliothek
Uhrzeit: 2 Uhr nachmittags
Organ: Hirn
Wissenschaft: Literatur
Farbe: –
Symbol: Stratford , London
Technik: dialektisch
Korrespondenzen:
die Felsen (Skylla): Aristoteles, das Dogma , Stratford
der Strudel (Charybdis): Platon , Mystizismus , London
Ulysses/Odysseus: Sokrates , Jesus , Shakespeare

    ...
    URBAN, sie zu trösten, schnurrte der Quäker-Bibliothekar:
    - Aber wir haben dann ja, nicht wahr, die unschätzbaren Seiten des Wilhelm Meister ! Ein großer Dichter über einen großen Dichter-Bruder. Eine zaudernde Seele, zu den Waffen greifend gegen eine See von Plagen, zerrissen von widerstreitenden Zweifeln, wie man’s im wirklichen Leben sieht.
    Er trat einen Schritt vor, einen tänzelnden Cinque-Pace, auf knarrendem Rindsleder, und einen Schritt zurück, einen Cinque-Pace, auf dem feierlichen Fußboden.
    Ein lautloser Diener öffnete leicht die Tür und gab ihm einen lautlosen Wink.
    - Sofort, sagte er, knarrend zum Gehen gewandt, doch noch verweilend. Der schöne wirkungslose Träumer, der an den harten Tatsachen zu Schaden kommt. Man spürt immer wieder, wie wahr Goethes Urteile doch sind. Wahr in der erweiterten Analyse.
    Zwieknarrende Analyse, courantierte er davon. Kahl und höchst eifrig lieh er an der Tür sein großes Ohr des Dieners Worten: vernahm sie: und war fort.
    Zwei verbleiben.
    - Monsieur de la Palisse, höhnte Stephen, war fünfzehn Minuten vor seinem Tode noch am Leben.
    - Haben Sie die sechs tapferen Mediziner gefunden, fragte John Eglinton mit der Galligkeit des Älteren, die Ihnen das Verlorene Paradies nach Diktat neu schreiben? Die Sorgen Satans nennt er’s.
    Lächle. Lächle Cranlys Lächeln.
    Erst kitzelt’ er

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