Ulysses
und bellte mit tiefer Stimme:
- Heimat und Schööönheit.
Das lustige süße zwitschernde Pfeifen drinnen ging noch einen oder zwei Takte weiter, dann hörte es auf. Die Fensterblende wurde beiseite gezogen. Ein Schild Unmöblierte Zimmer rutschte vom Fensterrahmen und fiel. Ein praller nackter freigebiger Arm leuchtete auf, wurde erblickt, vorgestreckt aus einem weißen Unterrockleibchen und straffen Verstellträgern. Eine Frauenhand schleuderte eine Münze über den Vorgartenzaun. Sie fiel auf den Bürgersteig.
Einer der Buben lief hin, hob sie auf, ließ sie in die Mütze des fahrenden Sängers fallen und sagte:
- Da, Sir.
Katey und Boody Dedalus schoben die Tür der stickig-dunstigen Küche auf.
- Hast du die Bücher versetzt? fragte Boody.
Maggy am Kochherd rammte zweimal mit ihrem Rührstock eine gräuliche Masse unter wallenden Seifensud und wischte sich die Stirn.
- Haben nichts drauf geben wollen, sagte sie.
Pater Conmee schritt durch die Clongowes-Felder, seine dünnbesockten Knöchel von Gestoppel gekitzelt.
- Wo hast du’s denn versucht? fragte Boody.
- M’Guinness.
Boody stampfte mit dem Fuß auf und warf ihren Ranzen auf den Tisch.
- Die Krätze ihr in ihr dickes Gesicht! schrie sie.
Katey ging zum Herd und spähte mit schielenden Augen.
- Was ist denn in dem Topf? fragte sie.
- Hemden, sagte Maggy.
Boody schrie wütend:
- Herrgottnochmal, ist denn nichts zu essen für uns da?
Katey hob den Kesseldeckel mit einem Lappen ihres fleckigen Rocks und fragte:
- Und was ist hier drin?
Schwerer Dampf schoß als Antwort hervor.
- Erbsensuppe, sagte Maggy.
- Wo hast du die denn her? fragte Katey.
- Schwester Mary Patrick, sagte Maggy.
Der Diener schellte mit der Glocke.
- Dädäng!
Boody setzte sich an den Tisch und sagte hungrig:
- Gib schon her!
Maggy goß gelbe dicke Suppe aus dem Kessel in eine Schüssel. Katey, die Boody gegenübersaß, sagte ruhig, während ihre Fingerspitze herumliegende Brösel zum Mund hob:
- Immerhin gut, daß wir wenigstens das haben. Wo ist Dilly?
- Weg, Vater abholen, sagte Maggy.
Boody brach dicke Klumpen Brot in die gelbe Suppe und fügte hinzu:
- Vater unser, der du nicht bist im Himmel.
Maggy, die eben gelbe Suppe in Kateys Schüssel goß, rief aus:
- Boody! Schäme dich!
Ein Skiff, ein zerknülltes Flugblatt, Elias kommt, trieb leicht die Liffey hinunter, unter der Loopline Bridge her, schoß über die Strudel, wo Wasser um die Brückenpfeiler rieb, segelte ostwärts an Schiffsrümpfen und Ankerketten vorüber, zwischen dem Customhouse Old Dock und dem George’s Quay.
Das blonde Mädchen bei Thornton legte den Weidenkorb mit raschelnder Holzwolle aus. Blazes Boylan reichte ihr die in rosa Seidenpapier gehüllte Flasche und einen kleinen Krug.
- Legen Sie die zuerst rein, ja? sagte er.
- Jawohl, Sir, sagte das blonde Mädchen, und das Obst obendrauf.
- So ist’s recht, Schnuckelchen, sagte Blazes Boylan.
Sauber verpackte sie dicke Birnen, Kopf bei Rumpf, und zwischen ihnen reife schamgesichtige Pfirsiche.
Blazes Boylan ging in neuen lohbraunen Schuhen in dem obstduftenden Laden auf und ab, hob Früchte auf, junge saftige runzlige und pralle rote Tomaten, schnüffelte Düfte.
Die H. E. L. Y.’S defilierten vor ihm, weißbezylindert, vorbei an der Tangier Lane, ihrem Ziel zutrottend.
Er wandte sich jäh von einem Spankasten Erdbeeren ab, zog eine goldene Uhr aus der Fuppe und hielt sie auf Kettenlänge von sich.
- Können Sie das mit der Trambahn schicken? Jetzt gleich?
Eine dunkelrückige Gestalt stöberte unter dem Merchant’s Arch in Büchern auf dem Karren des fliegenden Händlers.
- Gewiß, Sir. Ist es in der Stadt?
- Oh ja, sagte Blazes Boylan. Zehn Minuten.
Das blonde Mädchen reichte ihm Adreßzettel und Bleistift.
- Wollen Sie bitte die Adresse aufschreiben, Sir?
Blazes Boylan schrieb am Ladentisch und schob ihr den Zettel zu.
- Schicken Sie es sofort, ja? sagte er. Es ist für eine Kranke.
- Jawohl, Sir. Werd ich tun, Sir.
Blazes Boylan ließ lustiges Geld in seiner Hosentasche klimpern.
- Was macht der Spaß? fragte er.
Des blonden Mädchens schlanke Finger zählten das Obst.
Blazes Boylan blickte in den Ausschnitt ihrer Bluse. Netter junger Backfisch. Er zog eine rote Nelke aus dem großen Stielglas.
- Die für mich? fragte er galant.
Das blonde Mädchen musterte ihn von der Seite, lässig gekleidet, Schlips ein bißchen schief, und errötete.
- Ja, Sir, sagte sie.
Sie bückte sich durchtrieben und
Weitere Kostenlose Bücher