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Ulysses

Ulysses

Titel: Ulysses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Joyce
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Wachsstreichhölzchen in des Geistlichen hocherhobener Hand verzehrte sich in langer weicher Flamme und wurde fallen gelassen. Zu ihren Füßen erstarb sein roter Tupfen: und modrige Luft schloß sich um sie.
    - Wie interessant! sagte ein vornehmer Akzent in der Dunkelheit.
    - Jawohl, Sir, sagte Ned Lambert herzhaft. Wir stehen in dem historischen Ratszimmer der St. Mary’s Abbey, wo der seidene Thomas sich 1534 zum Rebellen ausrief. Das ist hier der geschichtsträchtigste Fleck in ganz Dublin. O’Madden Burke will demnächst irgendwann einmal etwas darüber schreiben. Die alte Bank von Irland lag noch bis zur Zeit der Union da gegenüber, und der ursprüngliche Judentempel stand ebenfalls dort, bis sie sich dann drüben in der Adelaide Road ihre Synagoge bauten. Du bist wohl noch nie hier gewesen, Jack, was?
    - Nein, Ned.
    - Er ist damals den Dame Walk hinuntergeritten, sagte der vornehme Akzent, wenn mich mein Gedächtnis nicht im Stich läßt. Der Sitz der Kildares lag in Thomas Court.
    - Stimmt, sagte Ned Lambert. Das stimmt genau, Sir.
    - Wenn Sie dann so freundlich sein wollen, sagte der Geistliche, mir beim nächstenmal vielleicht zu erlauben…
    - Aber gewiß, sagte Ned Lambert. Bringen Sie die Kamera mit, wann immer Sie mögen. Ich werde die ganzen Säcke da von den Fenstern wegnehmen lassen. Sie können dann von hier aufnehmen oder von hier.
    Im stillen schwachen Licht bewegte er sich umher, mit seiner Latte auf die getürmten Saatsäcke tapfend und an den vorteilhaften Punkten auf den Boden.
    Aus einem langen Gesicht hingen ein Bart und ein Blick auf ein Schachbrett.
    - Ich bin Ihnen zutiefst verbunden, Mr. Lambert, sagte der Geistliche. Ich möchte Ihre kostbare Zeit nicht über Gebühr…
    - Aber das ist doch gern geschehen, Sir, sagte Ned Lambert. Schauen Sie herein, wann immer Sie mögen. Sagen wir doch, nächste Woche. Können Sie sehen?
    - Ja, ja. Einen guten Nachmittag noch, Mr. Lambert. Sehr erfreut, Sie kennengelernt zu haben.
    - Die Freude ist ganz meinerseits, antwortete Ned Lambert.
    Er folgte seinem Gast zum Ausgang und wirbelte seine Latte dann beiseite zwischen die Pfeiler.
    Mit J. J. O’Molloy kam er langsam in die St. Mary’s Abbey, wo Rollkutscher beschäftigt waren, Lastwagen mit Säcken voll Johannisbrot und Palmnußmehl zu beladen, O’Connor, Wexford.
    Er blieb stehen, um die Karte in seiner Hand zu lesen.
    - Hochwürden Hugh C. Love, Rathcoffey. Gegenwärtige Adresse: St. Michael’s, Sallins. Netter junger Kerl ist das. Er schreibt an einem Buch über die Fitzgeralds, hat er mir gesagt. Ist gut bewandert in Geschichte, alle Achtung.
    Die junge Frau löste von ihrem leichten Rock mit langsamer Sorgfalt einen daran haftenden kleinen Zweig.
    - Ich dachte schon, du wärst dabei, eine neue Pulververschwörung anzuzetteln, sagte J. J.
    O’Molloy.
    Ned Lambert knackte mit den Fingern in der Luft.
    - Gott, schrie er. Jetzt hab ich doch glatt vergessen, ihm das von dem Earl of Kildare zu erzählen, wie er die Cashel-Kathedrale in Brand gesteckt hatte. Du kennst die Geschichte? Tut mir verdammt leid, daß ich das gemacht habe , sagt er, aber ich erkläre vor Gott, ich dachte, der Erzbischof wäre drin . Hätte ihm aber vielleicht gar nicht geschmeckt. Was? Gott, ich erzähl’s ihm trotzdem mal.
    Das war der große Earl, der Fitzgerald Mor. Warn allesamt tolle Kerls, die Geraldines.
    Die Pferde, an denen er vorüberkam, zogen nervig an unter ihrem schlaffen Geschirr. Er schlug klatschend auf eine scheckige Hanke, die neben ihm zitterte, und schrie:
    - Na, Söhnchen?
    Er wandte sich zu J. J. O’Molloy und fragte:
    - Tja, Jack. Also, was ist? Wo drückt dich der Schuh? Warte mal. Halt mal eben.
    Mit klaffendem Mund und weit zurückgeworfenem Kopf stand er still, und nach einem Augenblick nieste er laut:
    - Hatschi! sagte er. Verdammter Mist!
    - Der Staub von den Säcken da drinnen, sagte J. J. O’Molloy höflich.
    - Nein, japste Ned Lambert, ich hab mir einen… Schnupfen gefangen gestern abend… so ein Mist, verdammter… vorgestern abend… da hat es werweißwie höllisch hat es da gezogen…
    Er hielt sein Taschentuch bereit für das nächste…
    - Ich war… heute morgen… armer kleiner… wie nennt ihr ihn doch… Hatschi!... Ach du gütige Mutter Moses’!
    Tom Rochford nahm die oberste Scheibe von dem Stoß, den er gegen seine rotweinfarbene Weste gepreßt hielt.
    - Sehn Sie? sagte er. Sagen wir mal, die Sechs ist dran. Hier rein, sehn Sie. Nummer läuft.
    Er schob sie in den

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