Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ulysses

Ulysses

Titel: Ulysses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Joyce
Vom Netzwerk:
wol die Unfruchtbarkeit möchte haben, die inhibitorische so wol als die prohibitorische, nämblich ob die erstere als solche auff eheliche Entzweyung oder Kargheit der Harmonie zurückzuführen sey wie auch ob die letztere sich auß angeborenen Mängeln oder erworbenen Neigungen herleite. Es habe ihm ungemeinen Kumber bereitet, sagte er, das eheliche Beylager umb seine theuersten Pfänder betrogen zu sehen: und der Gedancke an so viele aimable Weiblichkeiten mit reichem Leibgedinge, daß sie eine Beute würden der widerwärtigsten Bonzen und müßten in einem widernatürlichen Kloster ihren Flambeau unter den Scheffel stellen oder verlören das Blümelein ihrer Fraulichkeit in den Umarmungen irgend eines unverantwortlichen Roués, wo sie doch leichte die Zugäng zur Glückseeligkeit könnten mehren, indem sie das unschätzbare Kleinod ihres Geschlechtes zum Opffer brächten, wo gewiß hundert brave Burschen bereit stünden, dasselbe zu caressiren, dieser Gedancke, so versicherte er ihnen, wolle ihm schier das Herz zerreißen. Umb nun dießem Übelstande zu begegnen (welchen er entschieden auff die Unterdrückung latenter Hitze zurückführte), habe er gewisse Rathgeber von Verdienst befragt, die Sache genauer Prüfung unterworffen und endlich resolviret, als Allodium auff ewig den Freisitz Lambay Island von seinem Eigner zu kauffen, Lord Talbot de Malahide, einem Tory-Gentleman, der bey unserer gegenwärtigen Mehrheitspartey nicht allzu hoch in Gunsten stehe. Dort wolle er, so hab er sich vorgesetzt, ein nationales Befruchtungs-Gestüt errichten, welches Omphalos heißen und zum Wahrzeichen einen Obelisken erhalten solle, gemeißelt und errichtet nach der Art Egyptens, und hier wolle er unterthänigst seine guten Freisassendienste anbieten und Sorge tragen für die Befruchtung eines jeglichen weiblichen Wesens, gleich welchen Lebensstandes, das mit dem Wunsche an ihn heranträt, das Bedürffniß ihrer natürlichen Funktion zu erfüllen. Geld spiele keine Rolle, sagte er, noch gedencke er auch nur einen Penny für seine Mühewaltung zu nehmen. Die ärmste Küchenmagd nicht minder denn die im Überflusse lebende dame à la mode würde, soferne ihr Körperbau nur darnach wäre und ihr Temperament ein warmer Fürsprech ihres Bittgesuchs, in ihm ihren Mann finden. Was seine Alimentation angienge, so legte er dar, daß er sich außschließlich von einer Diät auß schmackhafften Knollen sowie von Fisch und Kaninchen dort ernähren werde, da gerade das Fleisch dießer letzteren sehr zeugungsfreudigen Nagetiere sich für seinen Zweck höchlichst empfehle, gleicher Maßen geröstet als geschmort, mit einem Spelzlein Muskat und ein oder zwey Schoten spanischen Pfeffers. Nach dießer erbaulichen Ansprache, welche er mit viel Wärme und betheuerndem Ernst gehalten, zog Mr. Mulligan in einem Nu von seinem Hute ein Schnubfftuch, mit dem er ihn geschirmt hatte. Die beiden waren, wie es scheint, vom Regen überrascht worden und hatten ohngeachtet raschen Außschreitens Wasser gezogen, wie man an des Mr. Mulligans Beinkleidern bemercken konnte, deren grobes Tuch aus grauer ungefärbter Wolle itzt leicht scheckicht geworden war. Sein Anschlag wurde derweil von seinem Publico sehr günstig auffgenommen und empfieng allenthalben herzliche Lobsprüche, obschon Mr. Dixon von St. Mary hievon abstand, indem er mit affektirter Miene fragete, ob er auch die Absicht hege, Kohlen nach Newcastle zu tragen. Mr. Mulligan jedoch hofirte die gelehrte Welt mit einem passenden Zitat auß den Alten, welches ihm, da es ihm im Gedächtniß geblieben, als gesunde und geschmackvolle Stütze der Streitsach erschien: Talis ac tanta depravatio huius seculi, O quirites, ut matres familiarum nostræ lascivas cujuslibet semiviri libici titillationes testibus ponderosis atque excelsis erectionibus centurionum Romanorum magnopere anteponunt: während er für diejenigen, die roheren Witzes waren, seinen Punkt mit Analogien auß dem Thierreiche zu Ende brachte, welche ihrem Magen zuthunlicher waren, als da sind der Bock und die Hindin auff der Waldlichtung, der Enterich auf dem Bauernhofe und die Ente.
    Da er sich nicht wenig auf seine Eleganz zu Gute that und auch wircklich ein stattlicher Mann war von Person, widmete sich unser gesprächiger Herr nunmehr seinem Anzuge und rügte mit einigermaaßen hitzigen Ausdrücken die jähliche Grillenhafftigkeit der Witterung, indeß die Gesellschaft weiter hin ihre Enkomien an das Vorhaben verschwendete, welches er vor

Weitere Kostenlose Bücher