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Ulysses

Ulysses

Titel: Ulysses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Joyce
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Perücke und im Talar des Barrister, spricht mit einer Stimme gequälten  Protests): Es ist hier nicht der Ort für ungebührliche Heiterkeit auf Kosten eines irrenden Sterblichen, über den der Alkohol Gewalt hat. Wir befinden uns nicht auf dem Rummelplatz und nicht auf einem Oxforder Studentenkommers, noch ist dies hier eine Justizkomödie. Mein Klient ist noch unmündig, ein armer Einwanderer aus fremden Landen, der als blinder Passagier von der Pike auf begonnen hat und nun versucht, sich redlich zu nähren. Das vollständig aus der Luft gegriffene Vergehen war Folge einer momentanen erblich bedingten Verirrung, welche durch eine Halluzination entstanden war, da Vertraulichkeiten wie der ihm hier zur Last gelegte Vorfall in der Heimat meines Klienten, dem Lande der Pharaonen, durchaus statthaft sind. Prima facie stelle ich folglich als erwiesen hin, daß von einem Versuch geschlechtlicher Erkenntnis keine Rede sein kann.
    Intimitäten haben nicht stattgefunden, und der von der Driscoll behauptete Angriff auf ihre Tugend fand keine Wiederholung. Ich möchte insbesondere auf atavistische Vorbelastungen hinweisen. In der Familie meines Klienten hat es Fälle von Schiffbruch und Somnambulismus gegeben. Wenn der Beklagte zu sprechen vermöchte, so könnte er eine Kunde anheben, wie sie seltsamer noch niemals zwischen den Deckeln eines Buches erzählt ward. Er selbst, Eure Lordschaft, ist ein physisches Wrack aufgrund seiner schwachen Schusterbrust. Zu seiner Entlastung gesteht er, daß er mongolischer Abkunft ist und nicht verantwortlich für seine Taten. Nicht ganz hier, jawohl.
    BLOOM (barfuß, hühnerbrüstig, in Laskarenjacke wie -hose, apologetische Zehen einwärts  gestellt, öffnet die winzigen Maulwurfsaugen und blickt verstört um sich, mit langsamer  Hand sich die Stirne streichelnd. Dann macht er nach Seemannsart seinen Gürtel fest und  grüßt den Gerichtshof mit einem Schulterzucken von orientalischer Unterwürfigkeit, wobei  er mit dem Daumen himmelwärts weist): El sehl viel feine Abend gemackt. (Er beginnt einfältig  zu trällern.)
    Ah-ah-ahmes tleines Tind,
    Jeden Abend Schweinfuß blingt.
    Kliegt dafür swei Schilliling…
    (Er wird niedergeschrien.)
    J. J. O’MOLLOY (heftig zum Pöbel): Dies ist ein ungleicher Kampf. Beim Hades, ich werde nicht dulden, daß ein Klient von mir in dieser Weise von einem Pack Köter und lachender Hyänen mundtot gemacht und gehetzt wird. Das mosaische Gesetzbuch hat das Gesetz des Dschungels außer Kraft gesetzt. Ich sage und betone dies mit allem Nachdruck, ohne auch nur einen Augenblick damit der Entscheidung des Gerichts vorgreifen zu wollen: der Angeklagte war nicht mitschuldig vor dem Gesetz, und der Klägerin ist nicht zu nahe getreten worden. Die junge Person wurde vom Beklagten behandelt, wie wenn sie seine eigene Tochter wäre. (Bloom nimmt J. J. O’Molloys Hand und führt sie an die Lippen.) Ich werde den Gegenbeweis erbringen und klipp und klar dartun, daß die verborgene Hand hier wieder ihr altes Spiel treibt. Im Zweifelsfall verfolgen Sie Bloom. Mein Klient, ein von Natur schüchterner Mann, wäre der letzte Mensch auf der ganzen Welt, der etwas Unehrenmännliches tun würde, dawider beleidigter Anstand sich wenden könnte, oder der auf den Gedanken käme, einen Stein auf ein Mädchen zu werfen, welches auf die schiefe Bahn geriet, als der für ihren Zustand verantwortliche Feigling seine sinnlichen Lüste an ihr ausgelassen hatte. Er wünscht den geraden Weg zu gehen. Ich betrachte ihn als den reinsten und unschuldigsten Menschen, den ich kenne. Er befindet sich gegenwärtig in einer wirtschaftlichen Depression aufgrund der Verpfändung seiner ausgedehnten Besitzungen in Agendath Netaim im fernen Kleinasien, von denen wir jetzt Lichtbilder vorführen werden.
    (Zu Bloom) Ich schlage vor, Sie zeigen sich großmütig.
    BLOOM Fünf Perzent.
    (Die Fata Morgana des Sees Genezareth erscheint mit verschwommenem Vieh, das in silbernem Dunst weidet, an der Wand. Moses Dlugacz, frettchenäugiger Albino, in blauen Baumwollhosen, erhebt sich auf der Galerie, in jeder Hand eine Orangenzitrone und eine Schweinsniere.)
    DLUGACZ (heiser): Bleibtreustraße, Berlin W 13.
    (J. J. O’Molloy steigt auf eine niedrige Sockelplatte und faßt mit feierlichem Ausdruck seinen Rockaufschlag. Sein Gesicht verlängert sich, wird bleich und bärtig, es zeigt eingesunkene Augen, die Schwindsuchtflecken und hektisch geröteten Backenknochen von John F. Taylor. Er führt sein

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