Ulysses
abgestiegen.
- Und wie geht’s Dick, dem wackeren Mann?
- Er hat nichts mehr zwischen sich und dem Himmel, antwortete Ned Lambert.
- Beim heiligen Paulus! sagte Mr. Dedalus mit unterdrückter Verblüffung. Dick Tivy kahl?
- Martin will eine Sammlung für die Sprößlinge veranstalten, sagte Ned Lambert, nach vorn zeigend. Ein paar Schilling pro Schädel. Bloß um sie über Wasser zu halten, bis die Sache mit der Versicherung geklärt ist.
- Hm, ja, sagte Mr. Dedalus unschlüssig. Ist das der Älteste da vorn?
- Ja, sagte Ned Lambert, mit dem Bruder der Frau. Dahinter John Henry Menton. Er hat ein Pfund gezeichnet.
- Also das glaub ich gern, sagte Mr. Dedalus. Ich hab dem armen Paddy oft gesagt, den Posten, den soll er bloß nicht sausen lassen. John Henry ist nicht der Schlechteste auf der Welt.
- Wieso hat er ihn denn eigentlich verloren? fragte Ned Lambert. Schnaps, was?
- Dafür hat mancher gute Mann eine Schwäche, sagte Mr. Dedalus mit einem Seufzer.
Sie blieben vor der Tür der Friedhofskapelle stehen. Mr. Bloom stand hinter dem Jungen mit dem Kranz, niederblickend auf sein glatt gekämmtes Haar und den mageren runzligen Hals im nagelneuen Kragen. Armer Junge! War er dabei, als der Vater? Beide ohne Bewußtsein dafür. Erst im letzten Moment kommt die Erleuchtung, Erkennen zum letztenmal. Was man noch alles hätte machen können. Ich schulde O’Grady noch drei Schilling. Ob er Verständnis hätte? Die Träger schafften den Sarg in die Kapelle. An welchem Ende ist eigentlich sein Kopf?
Nach einem Augenblick folgte er den andern hinein, blinzelnd im abgeblendeten Licht. Der Sarg lag auf dem Katafalk vor der Kanzel, vier hohe gelbe Kerzen an den Ecken. Uns immer voraus.
Corny Kelleher legte die beiden Kränze an den vorderen Ecken nieder und gab dem Jungen ein Zeichen, sich hinzuknien. Die Leidtragenden knieten hier und da in Betbänken. Mr. Bloom stand weiter hinten neben dem Weihwasserbecken, und als alle niedergekniet waren, ließ er sorgsam seine auseinandergefaltete Zeitung aus der Tasche zu Boden gleiten und kniete sich mit dem rechten Knie darauf. Er setzte seinen schwarzen Hut sacht auf sein linkes Knie und beugte sich, die Krempe haltend, fromm nach vorn.
Ein Ministrant trat aus einer Tür, in der Hand einen Messingeimer mit irgend etwas darin. Der weißbehemdete Priester kam ihm nach, mit der einen Hand seine Stola ordnend, mit der andern ein kleines Buch balancierend vor seinem Krötenbauch. Wer liest uns den Schmeh? Ich, sprach die Kräh.
Sie machten am Katafalk halt, und der Priester begann aus seinem Buch zu lesen, fließend krächzend, sonor.
Pater Coffey. Ich wußtes doch, sein Name klang nach Koffer irgendwie. Domine-namine . Bullig ums Maul sieht er aus. Schmeißt die ganze Chose. Muskulöser Christ. Wehe, wer den mal schief anguckt: so einen Hochwürden. Du bist Petrus. Platzt noch mal allseits aus den Nähten wie ein Schaf im Klee, sagt Dedalus. Tatsächlich, bei so einem Bauch, wie ein vergifteter Köter. Ganz amüsante Ausdrücke, die der Mann findet. Pfff: allseits aus den Nähten platzen.
- Non intres in iudicium cum servo tuo, Domine.
Kommen sich gleich werweißwie viel wichtiger vor, wenn Latein über ihnen gebetet wird.
Requiem. Trauerschleier. Schwarzumrandetes Briefpapier. Der Name auf der Altarliste. Ziemlich fröstelig hier. Da muß es einen ja nach gutem Futter gelüsten, wenn man hier so den ganzen Morgen im Dunkeln hockt, Däumchen dreht und wartet, daß der nächste bitte. Auch die Augen wie bei einer Kröte. Was bläht den Mann bloß derart auf? Molly kriegt Blähungen immer nach Kohl.
Vielleicht die Luft hier. Sieht aus wie prallvoll von Faulgasen. Muß hier ja auch infernalisch viel davon vorhanden sein auf dem Gelände, Faulgas. Fleischer zum Beispiel: die werden wie rohe Beefsteaks. Wer hat mir das doch erzählt? Mervyn Brown. Unten in den Gruftgewölben von St.
Werburgh, herrliche alte Orgel, hundertundfünfzig, müssen sie manchmal ein Loch in die Särge bohren, um das Faulgas abzulassen und zu verbrennen. Zischt bloß so heraus: blau. Einen kleinen Paff davon, und man ist geliefert.
Die Kniescheibe tut mir weh. Aua. So ists besser.
Der Priester nahm einen Stock mit einem Knauf am Ende aus dem Eimer des Jungen und schüttelte ihn über dem Sarg. Dann trat er ans andere Ende und schüttelte ihn wieder. Dann kam er zurück und steckte ihn zurück in den Eimer. Wie du warst, bevor du zur Ruhe gingst. Ist alles schriftlich festgelegt: er muß es
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