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Um Haaresbreite

Um Haaresbreite

Titel: Um Haaresbreite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Strähnen ihrer Pagenfrisur aus den Augen und setzte sich. »Ein attraktives Mädchen wie Sie sollte nicht die ganze Nacht studieren. Warum suchen Sie sich nicht einen netten Mann und genießen das Leben ein bißchen?«
    »Zuerst mache ich meine Doktorarbeit in Geschichte, und dann kann ich immer noch das Leben genießen.«
    »Ein Stück Papier, welches besagt, daß Sie sich Doktor nennen dürfen, verdient keine so leidenschaftliche Hingabe.«
    »Vielleicht erregt es mich, einmal Dr. Milligan zu heißen.«
    Heidi lachte. »Wenn ich bei der Marine vorwärtskommen will, brauche ich einen akademischen Titel.«
    »Klingt ganz so, als wollten Sie es mit den Männern aufnehmen.«
    »Ach was, die Männer sind mir ganz egal. Meine ganze Liebe gilt der Kriegsmarine. Ist denn das so schlimm?«
    Mildred zuckte resigniert die Schultern. »Es ist zwecklos, sich mit einem starrköpfigen Mädchen und hartgesottenen Seebären zu streiten.« Sie erhob sich und blickte auf die über den Tisch verstreuten Dokumente. »Kann ich Ihnen irgend etwas aus den Archiven holen?«
    »Meine Nachforschungen beziehen sich auf die Papiere von Woodrow Wilson, die mit den Marineangelegenheiten während seiner Amtsperiode zu tun haben.«
    »Wie langweilig! Warum ausgerechnet dieses Thema?«
    »Weil es mich interessiert, ein bisher unerforschtes Gebiet der Geschichte aufzudecken.«
    »Sie meinen wohl etwas, was bisher den männlichen Geschichtsforschern entgangen ist?«
    »Das haben Sie gesagt, nicht ich.«
    »Ich beneide nicht den Mann, der Sie einmal heiraten wird«, sagte Mildred. »Wenn der von der Arbeit nach Hause kommt, muß er zuerst einmal häkeln, und wenn er verliert, muß er kochen und die Teller waschen.«
    »Ich war schon einmal verheiratet. Sechs Jahre lang. Mit einem Offizier der Marine. Ich habe noch die Narben.«
    »In körperlicher oder in psychischer Hinsicht?«
    »Beides.«
    Mildred ließ das Thema fallen, nahm die Liste der Dokumente, prüfte die Nummern nach. »Sie sind hier richtig. Dieser Ordner hier enthält die gesamte Korrespondenz Wilsons mit den Marinebehörden.«
    »Ich habe mir schon fast alles angesehen«, sagte Heidi. »Fällt Ihnen nicht irgend etwas ein, was ich vielleicht vergessen haben könnte?«
    Mildred überlegte einen Augenblick. »Ich muß mal nachsehen.
    Geben Sie mir zehn Minuten.«
    Nach fünf Minuten kam sie zurück, brachte einen ne uen Ordner. »Unveröffentlichtes Material, das noch nicht katalogisiert worden ist«, bemerkte sie mit gönnerhaftem Grinsen.
    »Das könnte etwas sein.«
    Heidi warf einen Blick auf die vergilbten Briefe. Die meisten waren in der Handschrift des Präsidenten. Ratschläge für seine drei Töchter, Erklärungen über seine Haltung auf dem Kongreß der demokratischen Partei von 1912, als er bei William Jennings Bryan gegen die Machenschaften von Tammany Hall Einspruch erhob, persönliche Briefe an seine erste Frau Ellen Louise Axson und an seine zweite Frau Edith Boiling Galt.
    Fünfzehn Minuten vor der Schließung fand Heidi ein Schreiben an Herbert Henry Asquith, den britischen Premierminister. Das Papier wies viele unregelmäßige Falten auf und schien einmal zerknüllt worden zu sein. Der Brief war vom 14. Juni 1914, trug jedoch keinen Stempel, der darauf hinwies, daß er abgeschickt worden war.
    Sie begann zu lesen.
    »Lieber Herbert, da die offiziell unterschriebenen Exemplare unseres Vertrages verlorengegangen zu sein scheinen, und in Anbetracht der heftigen Kritik, der Sie von seiten einiger Ihrer Kabinettsmitglieder ausgesetzt sind, sieht es wohl nun so aus, als hätte unser Plan nie in Betracht gezogen werden sollen. Und da nichts über den offiziellen Austausch durchgesickert ist, habe ich meinem Sekretär Anweisung gegeben, alle Hinweise auf unseren Pakt zu vernichten. Zu diesem ungewöhnlichen Schritt habe ich mich nur mit einem gewissen Widerwillen entschlossen, zumal meine Landsleute sehr auf Besitz bedacht sind und sich nie und nimmer damit abfinden würden, daß…«
    Die nächste Zeile war so zerknüllt, daß die Schrift nicht mehr zu lesen war. Es folgte ein neuer Absatz.
    »Im Auftrag Sir Edwards und mit der Zustimmung Bryans habe ich die von unserem Schatzamt Ihrer Regierung zur Verfügung gestellten Gelder als Darlehen eintragen lassen.
    Ihr Freund Woodrow Wilson«
    Heidi schickte sich an, den Brief beiseite zu legen, da er nichts über Marineangelegenheiten enthielt, aber dann wurde sie neugierig und las noch einmal die Worte »alle Hinweise auf unseren

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