Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Um Haaresbreite

Um Haaresbreite

Titel: Um Haaresbreite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
Vom Netzwerk:
erleichtert, als sie sahen, daß sich die Vorwärtsgeschwindigkeit des Tauchfahrzeugs verminderte.
    »Noch zehn Sekunden«, sagte Giordino.
    Sandecker griff nach einem Telefon und schrie in den Hörer:
    »Verbinden Sie mich sofort mit Admiral Joe Kemper, dem Chef des Marineeinsatzes!«
    »Drei Sekunden… zwei… eine…«
    Alles schwieg, niemand wagte ein Wort zu sagen, der erste zu sein, der vielleicht das aussprechen würde, was man als Nachruf für die
Kriechwanze
und ihre Besatzung werten konnte. Der Bildschirm blieb dunkel. Dann blinkte die Schrift wieder auf.
    »Vorbeigeschossen!« King stöhnte auf. »Der Torpedo ist achtern vorbeigegangen, in einer Entfernung von neunzig Metern.«
    »Die magnetischen Sensoren reagieren nicht auf den Aluminiumrumpf der
Wanze«,
erklärte Sandecker.
    Giordino mußte über Pitts Antwort lächeln.
    Erste Runde. Punktvorsprung.
    Irgendwelche Glanzideen für die zweite Runde?
    »Der Torpedo macht eine Kreiswendung für den nächsten Versuch«, sagte King.
    »Wie ist denn die Laufrichtung?«
    »Scheint sich flach zu bewegen.«
    »Sagen Sie ihnen, sie sollen die
Kriechwanze
seitwärts drehen, sie in Horizontallage bringen, mit dem Kiel dem Torpedo entgegen. Das vermindert die Anprallfläche.«
    Sandecker erreichte schließlich einen Mitarbeiter Kempers, einen Korvettenkapitän, der ihm ausrichtete, der Chef schlafe gerade und dürfe nicht gestört werden.
    »Jetzt hören Sie mir mal gut zu, mein Söhnchen«, sagte Sandecker in seinem berühmten Einschüchterungston. »Ich bin Admiral James Sandecker von der NUMA, und es handelt sich um einen Dringlichkeitsfall. Ich möchte Ihnen sehr raten, Joe ans Telefon zu rufen, wenn Sie nicht demnächst zur Wetterwarte auf dem Mount Everest versetzt werden wollen. Beeilen Sie sich gefälligst!«
    Einige Augenblicke später ließ sich Admiral Kempers gähnende Stimme vernehmen. »Jim? Was, zum Teufel, ist denn los?«
    »Eins deiner U-Boote hat eben eins meiner Forschungsschiffe angegriffen. Das ist los.«
    Kemper reagierte, als wenn man ihn angeschossen hätte.
    »Wo?«
    »Zehn Meilen vor den Button-Inseln im Becken von Labrador.«
    »Das sind kanadische Gewässer.«
    »Ich habe keine Zeit für lange Erklärungen«, sagte Sandecker.
    »Du mußt deinem U-Boot befehlen, den Torpedo zu sprengen, bevor es zu einer Tragödie kommt.«
    »Bleib am Apparat«, sagte Kemper. »Ich melde mich sofort wieder.«
    »Fünf Sekunden«, verkündete Giordino.
    »Der Kreis hat sich verengt«, bemerkte King.
    »Drei Sekunden… zwei… eine…!«
    Die nächste Sekunde schien endlos. Dann rief King aus:
    »Wieder daneben. Aber dieses Mal nur zehn Meter oben vorbei.«
    »Wie nahe sind sie dem Meeresboden?« fragte Giordino.»Fünfunddreißig Meter. Pitt versucht wahrscheinlich, sich hinter ein paar Felsvorsprüngen zu verbergen. Es sieht hoffnungslos aus. Falls der Torpedo sie beim nächsten Mal nicht trifft, kann er ihnen immerhin ein Loch in den Rumpf reißen, wenn er explodiert.«
    Sandecker packte den Hörer fester, als Kemper sich wieder meldete. »Ich habe mit dem Chef der Arktischen Verteidigungszone gesprochen. Er funkt eine vorrangige Meldung an den U-Boot- Kommandanten. Hoffentlich kommt sie nicht zu spät.«
    »Du bist nicht der einzige, der das hofft.«
    »Die Sache tut mir leid, Jim. Die U.S. Navy pflegt im allgemeinen nicht erst zu schießen und dann die Fragen zu stellen. Aber so nahe vor der nordamerikanischen Küste gibt es keine Schonzeit für nicht zu identifizierende Unterseefahrzeuge.
    Was hat dein Schiff da überhaupt zu suchen?«
    »Ihr seid nicht die einzigen, die Geheimaufträge durchführen«, sagte Sandecker. »Danke für deine Hilfe.« Er hängte auf und blickte auf den Bildschirm.
    Der Torpedo spurte durch die Meerestiefen, und sein elektronisches Gehirn war auf Mord eingestellt. Sein Sprengkopf war nur noch fünfzehn Sekunden von der
Kriechwanze
entfernt.
    »Runter mit euch«, rief King dem Bildschirm zu. »Zwölf Meter bis zum Meeresgrund. Mein Gott, sie schaffen es nicht!«
    Giordino zermarterte sich den Kopf nach neuen Lösungen, fand jedoch keine mehr. Die Katastrophe schien jetzt unvermeidlich. Wenn der Torpedo nicht in den nächsten Sekunden zerstört wurde, war die
Kriechwanze
mit ihrer Besatzung für immer in der See begraben.
    Giordinos Mund war trocken wie eine Sandgrube. Dieses Mal vermochte er nicht mehr die Sekunden zu zählen. In Augenblicken höchster Not bemerkt man manchmal Dinge, an die man sonst nie denken würde. So

Weitere Kostenlose Bücher