Um Haaresbreite
Vorkommens, die etwaigen Ausbeutungskosten und ihre Rentabilität und natürlich die genauen Koordinaten des Ortes.«
Waren Sandeckers Zuhörer bisher skeptisch erschienen, so sahen sie jetzt ganz offen ungläubig aus. Energiesekretär Klein stellte die Frage, die alle bewegte. »Wie funktioniert dieses Ding?«
»Nach dem gleichen Prinzip wie Radar oder die Tiefenlotröhren der Meeresforschung, mit der Ausnahme, daß die
Kriechwanze
einen scharf ausgerichteten, konzentrierten Energieimpuls direkt in die Erde überträgt. Dieser hochenergetische Strahl, einem Radiosender vergleichbar, der verschiedenartige Töne ausstrahlt, überträgt wiederum Signalfrequenzen, die den geologischen Formationen, denen er begegnet, entsprechen. Meine Ingenieure nennen es eine Tastmodulation. Es ist, wie wenn man über einen Canyon ruft.
Wenn die Stimme an die Felswand prallt, schlägt ein genaues Echo zurück. Aber wenn die Stimme zuerst durch Bäume oder Laub dringen muß, kommt das Echo verschwommen zurück.«
»Ich verstehe noch immer nicht, wie das Ding Mineralien identifizieren kann«, sagte der ziemlich verwirrte Klein.
»Jedes Mineral, jedes Element der Erde reagiert auf seine eigene Frequenz. Kupfer reagiert auf etwa zweitausend Hertz.
Eisen auf zweitausendzweihundert. Zink auf viertausend.
Schlamm, Fels und Sand haben auch ihre individuellen Frequenzen, die Auskunft über ihre Beschaffenheit geben. Auf dem Computerbildschirm sieht die Ablese wie ein bunter Querschnitt durch die Erdkruste aus, weil die verschiedenen Formationen farbverschlüsselt sind.«
»Und Sie messen die Tiefe des Vorkommens durch die Zeitverzögerung des Signals«, bemerkte Admiral Kemper.
»Ganz recht.«
»Man sollte doch meinen, daß das Signal schwächer und entstellter wird, je tiefer es dringt«, sagte Mercier.
»Das tut es auch«, gab Sandecker zu. »Der Strahl verliert an Energie, während er durch die verschiedenen Erdschichten dringt. Aber inzwischen haben wir gelernt, die Abweichungen und Schwächungen zu berücksichtigen. Wir nennen es Dichtigkeitsspureneinstellung.«
Der Präsident rückte unruhig auf seinem Stuhl herum. »Es klingt alles sehr unwirklich.«
»Es ist aber Wirklichkeit«, sagte Sandecker. »Meine Herren, es läuft einfach darauf hinaus, daß eine Flotte von zehn
Kriechwanzen
innerhalb von fünf Jahren jede geologische Formation unter dem Meeresgrund registrieren und analysieren könnte.«
Während einiger Augenblicke herrschte Schweigen. Dann murmelte Oates benommen: »Mein Gott, die Möglichkeiten sind ganz unfaßbar.«
CIA-Direktor Brogan lehnte sich über den Tisch. »Besteht die Gefahr, daß die Russen hinter etwas Ähnlichem her sind?«
Sandecker schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht. Bis vor ein paar Monaten besaßen wir noch nicht die Technologie, den hochenergetischen Strahl zu entwickeln. Selbst mit einem Schnellprogramm brauchten die Russen ein Jahrzehnt, bis sie uns einholen.«
»Ich habe noch eine Frage, deren Beantwortung mir wichtig erscheint«, sagte Mercier. »Warum das Labradorbecken? Warum haben Sie die
Kriechwanze
nicht in unseren Hoheitsgewässern getestet?«
»Ich hielt es für besser, die Versuche fern vom Schiffsverkehr durchzuführen.«
»Aber warum so nahe der kanadischen Küste?«
»Die
Kriechwanze
ist auf Ölvorkommen gestoßen.«
»Öl?«
»Ja, die Spur schien zur Hudson-Meeresenge nördlich von Neufundland zu führen. Ich erteilte der
Kriechwanze
Befehl, den ursprünglich vorgeschriebenen Kurs zu wechseln und der Spur bis in die kanadischen Gewässer zu folgen. Ich trage allein die Verantwortung für den Verlust eines meiner besten Freunde, seiner Mannschaft und des Forschungsschiffs. Die Schuld trifft niemanden sonst.«
Ein Sekretär trat leise ein und bot Kaffee an. Als er zu Sandecker kam, legte er ihm einen Zettel auf den Tisch. Darauf stand:
»MUSS SIE DRINGEND SPRECHEN. GIORDINO.«
»Darf ich um eine kurze Unterbrechung bitten«, sagte Sandecker. »Einer meiner Leute ist draußen mit neuen Informationen über die Tragödie.«
Der Präsident nickte verständnisvoll und zeigte zur Tür.
»Natürlich. Bitten Sie ihn, hereinzukommen.«
Giordino wurde in das Kabinettszimmer geführt, und sein Gesicht strahlte wie ein Leuchtturm. »Die
Kriechwanze
und alle an Bord sind durchgekommen!« platzte er ohne Vorrede heraus.
»Was ist geschehen?« fragte Sandecker.
»Der Torpedo schlug in einen Felsvorsprung fünfzig Meter von unserem Tauchschiff entfernt ein. Die
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