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Um Haaresbreite

Um Haaresbreite

Titel: Um Haaresbreite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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fragte Giordino sich, warum es ihm bisher noch nicht aufgefallen war, daß Sandecker keine Schuhe trug.
    »Dieses Mal wird er treffen«, sagte King. Es war die einfache Feststellung einer Tatsache, nicht mehr. Sein Gesicht hatte allen Ausdruck verloren, und er war leichenblaß, als er sich die Hände vor die Augen hielt, um den Bildschirm nicht mehr zu sehen.
    Kein Laut kam über die Computer, als der Torpedo explodierte. Kein Donner, kein metallisches Kreischen, nichts war zu hören. Die Computer hatten kein Ohr für die erstickenden Schreie der sterbenden Männer in den schwarzen, eisigen Meerestiefen.
    Nacheinander schalteten sich die seelenlosen Maschinen aus.
    Die Lichter verlöschten, die Datenstationen schwiegen.
    Für sie existierte die
Kriechwanze
nicht mehr.
25
    Mercier fühlte keine Begeisterung für das, was er tun mußte.
    Er mochte James Sandecker schätzte seine Offenheit, seine Forschheit und sein Organisationstalent. Aber er konnte nicht anders, als eine sofortige Untersuchung über den Verlust der
Kriechwanze
einzuleiten. Er konnte es sich nicht erlauben, abzuwarten und das Risiko einer Sicherheitsverletzung einzugehen; ein gefundenes Fressen für die Nachrichtenmedien, die sich wie die Aasgeier darauf stürzen würden. Er mußte rasch planen, wie er den Admiral und das Weiße Haus aus diesem Schlamassel herausbringen konnte, ohne daß es zu einem Skandal kam.
    Sein Sekretär meldete über die Sprechanlage: »Admiral Sandecker ist hier, Sir.«
    »Bringen Sie ihn herein.«
    Mercier erwartete, einen von Schlaflosigkeit abgezehrten Mann zu sehen, einen von der Tragödie zutiefst betroffenen, einen gebrochenen. Aber da hatte er sich geirrt.
    Sandecker trat in voller Galauniform mit goldenen Tressen und Bändern in das Zimmer. Eine eben angezündete Zigarre saß fest in seinem Mundwinkel, und seine Augen hatten den gewöhnlichen, leicht spöttischen Blick. Falls man ihn unter die Lupe nehmen sollte, war er offensichtlich entschlossen, Stil und Haltung zu bewahren.
    »Bitte nehmen Sie noch Platz, Herr Admiral«, sagte Mercier, sich erhebend. »Der Sicherheitsrat versammelt sich in ein paar Minuten.«
    »Sie meinen den Inquisitionsrat«, sagte Sandecker.
    »Aber nein. Der Präsident möchte sich nur über die bisherige Entwicklung der
Kriechwanze
informieren und die Ereignisse der letzten sechsunddreißig Stunden aus der angemessenen Perspektive beurteilen.«
    »Sie verschwenden keine Zeit. Es sind kaum acht Stunden her, seit meine Leute ermordet worden sind.«
    »Das ist aber ein bißchen hart.«
    »Wie wollen Sie es sonst nennen?«
    »Ich bin keine Jury«, sagte Mercier ruhig. »Ich möchte Ihnen mein aufrichtiges Bedauern aussprechen, daß das Projekt erfolglos verlaufen ist.«
    »Ich bin bereit, alle Schuld auf mich zu nehmen.«
    »Wir suchen keinen Sündenbock und sind nur an den Tatsachen interessiert, die Sie bisher so beharrlich verschwiegen haben.«
    »Ich hatte meine Gründe.«
    »Die würden wir uns gerne anhören.«
    Es piepste in der Sprechanlage.
    »Ja?«
    »Sie werden erwartet.«
    »Sofort.« Mercier zeigte auf die Tür. »Gehen wir?«
    Sie traten in das Kabinettszimmer des Weißen Hauses. Ein blauer Teppich und dazupassende Vorhänge, und an der Nordwand hing ein Porträt Harry Trumans über dem Kamin.
    Der Präsident saß an der Mitte eines riesigen Tisches aus Mahagoni, mit dem Rücken zur Terrasse des Rosengartens. Ihm direkt gegenüber machte sich der Vizepräsident einige Notizen auf seinen Block. Admiral Kemper war erschienen, wie auch der Sekretär für Energiefragen, Dr. Ronald Klein, der Staatssekretär Douglas Oates und des Direktor des CIA, Martin Brogan.
    Der Präsident erhob sich und begrüßte Sandecker mit warmer Herzlichkeit. »Es ist mir ein Vergnügen, Herr Admiral. Bitte nehmen Sie Platz, und machen Sie sich es bequem. Ich nehme an, Sie kennen alle hier Anwesenden.«
    Sandecker nickte und nahm einen freien Stuhl am Ende des Tischs. Er saß allein und in einiger Entfernung von den anderen.
    »Also«, begann der Präsident, »wie wäre es, wenn Sie uns erzählten, was es mit Ihrer geheimnisvollen
Kriechwanze
auf sich hat?«
    Dirk Pitts Sekretärin Zerri Pochinsky trat mit einer Tasse Kaffee und einem Sandwich auf einem Tablett in den Computerraum. Ihre Augen waren feucht. Sie konnte sich nur schwer mit der Nachricht vom Tode ihres Chefs abfinden. Der Schock, jemanden verloren zu haben, der ihr so nahegestanden hatte, war noch nicht überwunden. Das würde später kommen,

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