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Um Haaresbreite

Um Haaresbreite

Titel: Um Haaresbreite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Admiral gesagt, daß Ihr Flugzeug erst morgen abend ankommt. Genießen Sie den freien Tag.
    Zerri
    P.S. Hatte fast vergessen, wie sich so ein alter großer Schlitten fährt. Ein Riesenspaß, aber er frißt entsetzlich viel Benzin.«
    Pitt lächelte, zog den Starter und lauschte mit Vergnügen dem obszönen Aufdröhnen des 4,2-Liter-Motors. Während die Maschine warmlief, las er noch einmal den Zettel durch.
    Zerri Pochinsky war ein lebhaftes Mädchen mit einem ansteckenden Lächeln, schalkhaften und warmen braunen Augen. Sie war dreißig, hatte nicht geheiratet, was Pitt rätselhaft erschien, besaß eine füllige Figur und langes blondes Haar, das ihr bis über die Schultern fiel.
    Er hatte mehr als einmal Lust verspürt, mit ihr anzubändeln.
    Gelegenheiten dazu hatten sich oft genug ergeben. Aber er wußte aus eigener Erfahrung, daß es immer ein böses Ende nimmt, wenn man sich mit seiner Angestellten in eine Liebesaffäre einläßt.
    So verjagte er diese erotischen Gedanken und fuhr davon. Das alternde zweisitzige Cabriolet schoß aus dem Parkplatz heraus und bog mit quietschenden Reifen auf den Airport Highway ein.
    Er fuhr nicht der Hauptstadt zu, sondern in südlicher Richtung am Potomac entlang.
    Mühelos überholte er eine Schlange von Miniwagen, die sich im abendlichen Stoßverkehr dicht hintereinanderbewegten.
    Bei einer kleinen Stadt namens Hague verließ er den Highway und nahm die schmale Straße, die nach Coles Point führt. Als der Fluß in sein Blickfeld kam, fuhr er langsam und las die Namen der Briefkästen am Straßenrand. Seine Scheinwerfer erfaßten eine ältere Frau, die einen irischen Setter an der Leine führte.
    Pitt hielt an, kurbelte das rechte Fenster herunter. »Bitte um Verzeihung, können Sie mir sagen, wo das Haus von Mr. Essex ist?«
    Sie blickte Pitt müde an und zeigte hinter den Wagen. »Das Essex-Haus liegt eine halbe Meile zurück. Das Tor mit den eiserne n Löwen.«
    »Ach ja, ich erinnere mich, es gesehen zu haben.«
    Bevor er wenden konnte, beugte sich die Frau ins offene Fenster. »Sie werden ihn nicht antreffen. Mr. Essex ist vor vier oder fünf Wochen abgereist.«
    »Wissen Sie, wann er zurückkommt?« fragte Pitt.
    »Wer kann das schon sagen?« Sie zuckte die Schultern. »Er schließt oft das Haus um diese Jahreszeit, um nach Palm Springs zu gehen. Mein Sohn kümmert sich dann um seine Austernteiche. Mr. Essex kommt und geht, wie es ihm gefällt, und warum soll er nicht, wo er doch ganz alleine ist? Man sieht nur, daß er lange weg ist, wenn sein Briefkasten übervoll ist.«
    Unter allen Leuten, die er hätte fragen können, war Pitt ausgerechnet an die klatschsüchtige Nachbarin geraten. »Vielen Dank«, sagte er. »Sie haben mir sehr geholfen.«
    Das zerfurchte Gesicht der Frau verwandelte sich plötzlich in eine Maske der Liebenswürdigkeit, und ihre Stimme wurde honigsüß. »Falls Sie eine Nachricht für ihn haben, können Sie sie mir geben. Ich sehe zu, daß er sie bekommt. Ich hole ja sowieso seine Post und seine Zeitungen ab.«
    Pitt schaute sie an. »Er hat seine Zeitung nicht abbestellt?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Er ist der wahre zerstreute Professor.
    Als mein Junge gestern an den Teichen arbeitete, sah er Rauch aus dem Kamin des Essexschen Hauses aufsteigen. Stellen Sie sich vor, da verreist er und läßt die Heizung im Hause an! Eine reine Verschwendung, wenn man die Energieknappheit bedenkt.«
    »Sie sagten, Mr. Essex lebe allein?«
    »Hat seine Frau vor zehn Jahren verloren«, antwortete sie beflissen. »Seine drei Kinder sind in alle Welt verstreut.
    Schreiben dem armen Mann fast nie.«
    Pitt dankte ihr nochmals und kurbelte die Scheibe wieder hoch, bevor die Frau weiterschwatzen konnte. Er brauchte nicht in den Rückspiegel zu schauen, um zu wissen, daß sie ihn beobachtete, als er in die Essexsche Toreinfahrt einbog.
    Er fuhr zwischen den Bäumen hindurch, parkte den Cobra vor dem Haus, schaltete den Motor ab, ließ jedoch die Scheinwerfer an. So saß er eine Weile, lauschte in die Nacht, hörte eine Sirene auf dem anderen Flußufer in Maryland. Die Luft war klar und frisch. Lichter flimmerten auf dem Wasser wie Weihnachtskerzen.
    Das Haus war dunkel und still.
    Pitt stieg aus und ging um die Garage. Er hob die Tür in ihren gutgeölten Angeln und warf eine n Blick auf die beiden Wagen, deren Chromkühler und Lack im Scheinwerferlicht des Cobras glänzten. Der eine war ein kleiner, benzinsparender Kompaktwagen mit einem Fordmotor. Der andere war ein

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