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Um Leben und Tod - Ennigkeit, O: Um Leben und Tod

Um Leben und Tod - Ennigkeit, O: Um Leben und Tod

Titel: Um Leben und Tod - Ennigkeit, O: Um Leben und Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ortwin;Höhn Ennigkeit
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und wählte Daschners Durchwahl.
    »Gäfgen hat gesagt, dass Jakob in oder bei einem See in der Nähe von Birstein ist. Ich befürchte, tot. Ich bin mir aber nicht sicher, ob diese Aussage jetzt die Wahrheit ist.«
    Ich war fertig, ausgelaugt, am Ende, vollkommen platt und funktionierte nur noch wie ferngesteuert.
    Plötzlich war Polizeiführer Gerhard Budecker da. Er fragte mich, wie sicher das jetzt sei, und ich antwortete ihm, den Tatsachen entsprechend, dass bei Gäfgen gar nichts sicher sei.
    »Hat Gäfgen ein Motiv, um uns wieder an der Nase herumzuführen?«, fragte Gerhard Budecker. Mir fiel nur eine Möglichkeit ein.
    »Da Gäfgen die Aussichtslosigkeit seiner Lage erkannt hat, will er vielleicht fliehen und hat sich deshalb diese ganze Geschichte ausgedacht.«
    Gäfgen befand sich mittlerweile im Büro von Bernd Mohn, der nach einer kurzen Nacht verspätet in die Dienststelle gekommen war.
    Ich öffnete die Tür und sagte zu Bernd, dass ich noch einmal allein mit Gäfgen sprechen müsste. Widerstrebend verließ Bernd das Büro, und es kam zu einer kleinen, lautstarken Diskussion vor seiner Tür. Bernd wollte nicht, dass die Vertrauensbasis, die er zu Gäfgen aufgebaut hatte, zerstört würde. Am Ende ging ich alleine in sein Büro, und er wartete draußen.
    Ich schaute Gäfgen in die Augen und sagte ihm leise, aber eindringlich: »Pass auf, ich weiß nicht, ob es stimmt, was du gesagt hast, und ob du nicht irgendwas anderes vorhast; aber mach keinen Blödsinn!«
    Nach diesen paar Sekunden verließ ich das Büro, und Bernd beschäftigte sich weiter mit Gäfgen.
    Jürgen P. fragte mich im Laufe des Vormittags, worum es bei dem Auftrag Daschners gegangen wäre. Ich klärte ihn mit wenigen Worten auf.
    Ich hätte schon längst nach Hause fahren können, aber ich wollte nicht, ich musste wissen, was mit Jakob passiert war, und dieses Mal hoffte ich, dass Gäfgen wieder gelogen hatte.
    Er habe das Klebeband genommen und dies dem Jakob über den Mund geklebt. Dieser sei gar nicht ängstlich gewesen, habe eher etwas überrascht geguckt und das Ganze als einen Scherz empfunden. Er habe den Jakob gefragt, ob er ein Handy dabei habe. Dieser habe dies durch Gesten verneint. Er habe ihn dann auf den Boden gelegt, wofür er keine Gewalt habe anwenden müssen. Jakob habe auf dem Bauch gelegen. Er habe ihm die Hände auf dem Rücken festgehalten und gesagt, es sei ernst und er solle ruhig sein, es würde ihm dann nichts passieren. Er habe das auf dem Tisch liegende Klebeband genommen und Jakob damit die Hände und Füße gefesselt.
    (aus dem Vortrag des psychiatrischen Gutachters von Magnus Gäfgen)
    Gäfgen, weitere Polizeibeamte und Bernd Mohn fuhren umgehend mit einem Dienstwagen zu dem Privatgrundstück und dem darauf liegenden Fischweiher bei Birstein, im Schauerwald (Vogelsberg). Eine Schranke trennte das Grundstück vom Weg, auf dem schon die anderen Polizeiautos standen. Gäfgen führte die Polizeibeamten auf das Grundstück und blieb in der Nähe der Schranke stehen.
    »Wo ist Jakob denn?«, fragte Bernd und bekam als Antwort Handzeichen, die auf einen auf der linken Seite befindlichen Steg zum See wiesen.
    »Na, dann los, geh voran!«, forderte Bernd Magnus Gäfgen auf. Dieser weigerte sich, weiterzugehen, fiel auf die Knie und vergoss ein paar Tränen.
    Einige Polizisten blieben bei Gäfgen, die anderen begaben sich zum Steg und fanden gegen 12 Uhr ein von Wasserpflanzen fast verdecktes dunkles und verschnürtes Bündel mit den Konturen eines menschlichen Körpers, Füße an der Oberfläche, Kopf auf dem Grund. Die Mordkommission, die Spurensicherungsgruppe und der Gerichtsmediziner kamen wenige Minuten später an die Fundstelle. Das Bündel wurde vorsichtig aus dem kalten Wasser gehoben und auf dem Steg abgelegt.
    Erst um 15 Uhr, als das Bündel geöffnet wurde, war sicher, dass eine Kinderleiche darin steckte. Gäfgen hatte Jakobs Kopf und Füße in blaue Müllsäcke gepackt und den ganzen Körper dann in ein schwarzes Bettlaken gehüllt.
    Die Spurensicherung entnahm Erdproben, sicherte Schuh- und Reifenabdrücke, Fasern; stellte die Müllsäcke sicher.
    Als Jakob bemerkt habe, dass es ernst gewesen sei, habe er zu schreien versucht. Er habe dabei Geräusche von sich gegeben und mit den Armen und Füßen gewackelt. Er habe auf Jakob eingeredet und ihm gesagt, er solle doch ruhig sein. Jakob sei aber nicht ruhig geworden. Er habe immer weiter gemacht, habe gezappelt und versucht, zu schreien. Natürlich habe er

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