Um Mitternacht mit dir im Bett
und dumm.”
“Und sturzbetrunken.”
Michael lachte. “Das auch.”
“Also, wo brennt’s?”, wollte Cole wissen.
“Ich brauche dich, um eine neue Goldgräberin loszuwerden.”
Cole zog eine Augenbraue hoch. “Hast du noch einer Kiki einen Antrag gemacht?”
“Es geht nicht um mich, sondern um meinen Großvater. Ich vermute, dass seine Frau ihn umbringen will.”
Cole sah ihn lange schweigend an. “Das ist ein schwerer Vorwurf, Michael. Hast du Beweise?”
“Noch nicht. Deshalb wende ich mich an dich. Ihr Geburtsname ist Ballingham. Überprüfe, ob sie schon einmal verheiratet war. Oder eine Straftat begangen hat.”
“Hat dein Großvater denn nicht nachgeforscht? Ich dachte, das täte er immer vor einer Heirat.”
Michael schnaubte. “Nicht bei Blair. Es war Liebe auf den ersten Blick.”
“Ich nehme an, du glaubst nicht an dieses Phänomen.”
Michael schüttelte den Kopf, obwohl Sarahs Bild in dem weißen Nachthemd kurz vor seinem geistigen Auge erschien. “Das kann ich mir nicht leisten.”
“Ein Glück, dass ich nicht so reich bin wie du”, gab Cole zurück. “Dann hätte ich viel weniger Spaß im Leben.”
“Wenn du die nötigen Beweise gegen Blair findest, zahle ich dir ein Honorar, mit dem du dir jeden Spaß der Welt gönnen kannst.”
“Solche Klienten lobe ich mir. Kann ich sonst noch etwas für dich tun?”
“Ja. Wir geben am Samstag ein kleines Dinner, nur für ein paar Freunde und Geschäftspartner. Hiermit lade ich dich und Annie herzlich dazu ein.”
Cole grinste. “Ich hoffe sehr, dass wir nicht kommen können. Unser Geburtstermin ist schon um eine Woche überschritten.”
Michael sah den künftigen Vaterstolz in Coles Blick und empfand so etwas wie Neid. Dabei hatte er es schon lange aufgegeben, von einer eigenen Familie zu träumen. “Ja, dann solltet ihr beide wohl besser nichts mehr unternehmen.”
“Wo du recht hast, hast du recht.” Cole stand auf. “Also musst du dir dieses Jahr allein dein Geburtstagsgeschenk aussuchen. Wird es diesmal eine Blondine oder ein Rotschopf sein?”
Michael schüttelte den Kopf. “Weder noch. Ich habe schon ein Date für den Abend. Sie ist brünett, und ich habe sie an Silvester kennengelernt …”
Eine Melodie ertönte. “Entschuldige”, sagte Cole und holte sein Handy aus der Tasche. Seine Augen wurden groß, er nickte und schaltete ab.
“Es ist so weit.”
“Annie?”
“Sie ist schon in der Klinik. Ich soll zu ihr kommen.” Cole stürzte zur Tür, wobei er beinah über die eigenen Füße gestolpert wäre.
“Warte, ich fahr dich hin.” Michael schnappte sich seine Wagenschlüssel und kam hinter dem Schreibtisch hervor.
“Ich kann selbst fahren.”
“Du kannst ja nicht einmal selbst laufen.”
“Mensch, ich werde Vater.” Cole schlug seinem Freund kräftig auf die Schulter. “Danke, Wolff. Eines Tages werde ich mich bei dir revanchieren.”
Doch Michael glaubte nicht, dass dieser Tag käme.
8. KAPITEL
Sarah stand in der Gemäldegalerie der Wolff-Villa und schaute empor in ein Paar spöttische graue Augen, die sie stark an Michaels erinnerten. Das Messingschild am Rahmen besagte, dass es sich bei dem Porträt um Colin David Wolff handelte.
Michaels Vater.
Es stellte ihn als jungen Mann dar, jünger, als Michael jetzt war. Das wellige dunkle Haar reichte ihm fast bis auf die Schultern, und er lächelte ein wenig abfällig, als hielte er das Porträtsitzen für eine alberne, aber notwendige Pflicht.
Im Schwung seiner Brauen lag eine gewisse Arroganz, Selbstbewusstsein in der gestrafften Schulterhaltung. Das Bild strahlte diese gewisse Mir-gehört-die-Welt-Einstellung aus, wie sie nur den Reichen und Mutigen eigen war.
In der kurzen Zeit, die sie mit Seamus Wolff verbracht hatte, war ihr klar geworden, dass Colin all diese Eigenschaften in sich vereint hatte. Sarah hatte erfahren, dass er bereits mit sechzehn den Pilotenschein gemacht hatte und wie er in der ganzen Welt umhergeflogen war … bis zu jenem schicksalhaften Tag vor siebzehn Jahren, als er mit seiner zweimotorigen Cessna kurz vor Vail abstürzte.
Während Sarah das jungenhafte Gesicht betrachtete, fragte sie sich, ob Colin Wolffs letzte Gedanken wohl seinem dreizehnjährigen Sohn gegolten hatten, den er zurückließ. Was war seitdem alles geschehen, das Michael zu dem Mann gemacht hatte, der er heute war?
“Hier steckst du also.”
Sie drehte sich um und erblickte Michael. Das Herz tat ihr weh um den Jungen, der er damals gewesen
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