Um Mitternacht mit dir im Bett
rosig wie die kleinen gestickten Rosen auf dem Oberteil des Nachthemds. Doch ihn fesselte viel mehr, was sich unter dem jungfräulichen Nachthemd verbarg.
Er kannte die Form ihrer Brüste, die Linie ihrer Hüften. Nicht zu vergessen diese unglaublich langen Beine, die sie vor zwei Nächten um seine Hüften geschlungen hatte, um ihn näher in sich aufzunehmen, tiefer und tiefer …
“Darf ich dir Napoleon vorstellen?”, fragte Sarah und unterbrach damit seine erotischen Tagträume. Gelassen bückte sie sich nach dem Hund und nahm ihn auf den Arm. “Genannt Nappy.”
Michaels Atem normalisierte sich allmählich. “Und wie zum Teufel kommt er hierher?”
“Ich bat Maria gestern, ihn mitzubringen. Schließlich konnte ich ihn nicht allein zu Hause lassen.”
“Wieso kann dein Großvater nicht auf ihn aufpassen?”
“Weil er kaum auf sich selbst aufpassen kann. Ich wollte nicht, dass er mit Nappy auf den vereisten Straßen Gassi geht.”
“Dann gib Nappy in ein Tierheim”, schlug Michael vor. Plötzlich wurde ihm bewusst, dass er nichts als seine Boxershorts trug. War das der Grund für Sarahs gerötete Wangen? “Ich komme dafür auf.”
Sie maß ihn empört von oben bis unten. “Niemals.”
Michael sah, wie sich ihr Blick plötzlich auf seinen Unterkörper heftete – wohin mit Macht all sein Blut strömte. Hastig drehte er sich um und ging zurück in sein Zimmer. “Hier bleibt er jedenfalls nicht!”, rief er ihr über die Schulter zu.
Zu seiner Überraschung folgte Sarah ihm ins Schlafzimmer. “Wenn Nappy nicht bleiben darf”, rief sie aufgebracht, “gehe ich auch!”
Rasch schlüpfte Michael in seinen Morgenmantel und band den Gürtel fest zu. Der Streit war lächerlich, aber er verabscheute Hunde seit seinem neunten Lebensjahr. “Das war nicht abgemacht.”
“Und dies ist keiner von deinen Geschäftsverträgen”, gab sie zurück. “Kannst du das nicht verstehen? Nappy gehört für mich zur Familie. Ich gebe ihn nicht zu fremden Leuten oder lass ihn herumstreunen.” Ihre grünen Augen funkelten, ihre Wangen waren vor Erregung hochrot. Offensichtlich liebte sie das Tier sehr.
Einen Moment lang fragte sich Michael, wie es wäre, so geliebt zu werden. Eine Frau zu haben, die so erbittert um einen kämpfte.
Doch Sarah hatte wohl noch immer nicht begriffen, dass er hier das Sagen hatte. Er verschränkte die Arme vor der Brust. “Der Hund muss weg.”
“Dann gehe ich auch.”
Verflixt. Sie setzte seinen Plan aufs Spiel wegen eines kleinen dummen Köters. Michael überlegte angestrengt. Wenn der Hund nicht blieb, dann würde Sarah auch nicht bleiben. Er könnte sie bei der Polizei anzeigen, oder er müsste sie laufen lassen. Plötzlich war ihm klar, dass er zu einer Anzeige nicht fähig war. Außerdem brauchte er sie für den Einbruch in den Tresor. Das Leben seines Großvaters hing davon ab.
“Bitte, Michael”, flehte sie und legte ihm die Hand auf den Arm. Vermutlich spürte sie seine Unschlüssigkeit. Oder aber sie wusste, dass er ihr nicht widerstehen konnte, wenn sie ihn so nett bat.
“Na gut.” Er überwand seinen Stolz und lenkte ein. “Der Hund kann bleiben.”
Bei dem Lächeln, das sie ihm schenkte, schlug sein Herz fast einen Purzelbaum. “Danke, Michael.”
“Unter ein paar Bedingungen.”
Ihr Lächeln schwand. “Die wären?”
“Er kommt mir nicht mehr unter die Augen. Keine morgendlichen Weckdienste.”
“Einverstanden.”
“Und ich will nicht Tag und Nacht sein Bellen hören.”
“Er bellt nur, wenn er aufgeregt ist”, versicherte sie. “Oder wenn jemand Fremdes kommt. Er ist ein guter Wachhund.”
Auf Michael machte Nappy nicht gerade einen bedrohlichen Eindruck. “Er darf sich nur im Erdgeschoss aufhalten, und er kann im Wintergarten schlafen. Ich denke, da wird er nicht viel Schaden anrichten.”
“Er ist ein Terrier”, bemerkte Sarah, “und kein Pitbull.”
“Und sobald er auf dem Boden einen See macht”, fuhr Michael ungerührt fort, “kommt er nach draußen in den Geräteschuppen.”
Als Sarah Einspruch erheben wollte, winkte er unwillig ab. “Der ist im Winter geheizt. Dein Liebling wird schon nicht erfrieren.”
“Nappy wird sich tadellos benehmen, er ist gut erzogen.” Sie drückte die Wange in sein Fell. “Du wirst sehen, er ist vollkommen problemlos.”
Für Michael war der Hund selbst bereits ein Problem. Er hatte eine Schlacht gegen Sarah verloren, und er war nicht gern Verlierer. Außerdem mochte er keine Hunde, und das
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