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Umarme mich, aber rühr mich nicht an - Die Körpersprache der Beziehungen. Von Nähe und Distanz

Umarme mich, aber rühr mich nicht an - Die Körpersprache der Beziehungen. Von Nähe und Distanz

Titel: Umarme mich, aber rühr mich nicht an - Die Körpersprache der Beziehungen. Von Nähe und Distanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samy Molcho
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Blicken, die sich irgendwo festhaken, und von Blicken, die sich verfangen, die haften bleiben und sich schnell wieder lösen, wieder zurückkehren, um festzustellen, ob sie womöglich erwidert werden.
    Es ist der Beginn eines Flirts. Ist mein Blick erwidert worden? Ich schaue einen Moment lang weg und gleich wieder hin, um Bestätigung zu finden. Ich wage ein Lächeln. Lächelt er/sie zurück, beginnt es mit einem ganz kleinen Schimmer in den Augen, und verbreitet sich erst danach über das ganze Gesicht. Das ist wichtig, denn machen die Augen nicht den Anfang, bleibt es nur bei einem Lächeln des Mundes, entspricht das nur einem Ritual von Höflichkeit, der Mensch selbst ist gar nicht involviert, sodass nur eine leere Formel übrig bleibt. Nur wenn die Augen beteiligt sind, hat mich etwas bewegt, zeige ich Interesse. Die Augenbrauen heben sich ein wenig und verstärken so den Ausdruck von Aufmerksamkeit. Ein zu breites Lächeln zu Beginn des Flirts, das sich schon dem Grinsen nähert, wird den anderen eher irritieren. Wir brauchen Zeit, um uns auf eine Beziehung einzulassen, in sie hineinzuwachsen. Wieder erweist es sich als hilfreich, wenn unser Mittelkörper sich ein wenig dem Partner zuneigt, aber die Distanz sollte nicht zu rasch verringert werden. Aus größerer Entfernung darf unser Lächeln etwas länger verweilen, solange der Augenkontakt besteht. In keinem Fall aber nützt es irgendetwas, den gewünschten Partner zu fixieren, weil es nicht als Werbung, sondern als Herausforderung verstanden werden könnte. Achten wir genau auf die Reaktionen des Partners! Weicht sein Blick aus und bleibt längere Zeit abgewandt, so will das in der Regel heißen: »So weit bin ich noch nicht!« oder: »So groß ist mein Interesse an dir noch lange nicht!« Kehrt der Blick wieder zurück, können wir davon ausgehen, dass doch noch Interesse an einer Kommunikation besteht.
    Der Wunsch nach Nähe führt regelmäßig zu allerlei Augenspielereien, die viel versprechen und wenig halten müssen. Meine ich es ernst, werde ich darauf achten, dass meine Blicke dem Wunschpartner signalisieren: »Ich nehme dich wirklich wahr!« Nicht, dass wir den anderen mustern, er soll vielmehr fühlen, dass mich mehr an ihm interessiert als ein erster Augenschein. Es ist oft die Frau, die das Spiel eröffnet: Indem sie den Blick etwas länger als nur flüchtig auf dem Gesicht des männlichen Bewerbers haften lässt, ermutigt sie ihn, den nächsten Schritt zu tun.

    Sie zeigt ihr Interesse durch einen Blick zu ihm. Er reagiert noch nicht. Sie schaut ihn mit ernster Miene interessiert an. Er zeigt noch keine Reaktion.
    Er fixiert sie mit seinem Blick, sie schlägt die Augen nieder, als ob sie es nicht merkte und hält sich noch in sich geschlossen an ihrem Glas fest.

    Beide sind, Mittelkörper gegenüber Mittelkörper, einander zugewandt und sie tauschen Blicke. Sie ist offener für näheren Kontakt, während uns seine Hände und Schultern Spannung verraten. Er ist noch ein wenig gehemmt.
    Ihre Hand geht über die Mitte zwischen ihren Positionen in seine Richtung. Die Hände berühren sich fast. Er zieht seine Hand nicht zurück, da die Nähe ihm angenehm ist, aber sein strenger Blick und die angespannten Schultern zeigen, dass er noch nicht den nötigen Mut aufbringt, den nächsten Schritt zu tun.

    Wenden sich Schulter und Oberkörper des Adressaten von uns ab oder wechselt er seinen Beinüberschlag von uns weg in die andere Richtung, sollten wir die richtigen Schlüsse daraus ziehen und unser Glück vielleicht bei jemand anderem probieren, denn die Aussage ist deutlich: Unser Wunschpartner will sich vor unserer Annäherung schützen, ist nicht interessiert, zumindest jetzt noch nicht. Meist bilden Hand und Arm auch noch eine Schranke der Abwehr gegen uns.
    Jede Hinwendung des Partners zu uns dagegen spricht von Ermunterung. Lösen sich die Oberarme etwas weiter als vorher vom Körper, erkennen wir darin ein Zeichen von Wohlbefinden: Der Kontakt wird als angenehm empfunden. Keine Abwehr und keine schützende Handbewegung sind nötig. Unsere Kontaktperson lässt ihren Mittelkörper ungeschützt. Verringert sich die Distanz zwischen den beiden Personen um mehr als die Hälfte und keiner von beiden zieht sich zurück, ist die Tür zu näherem Kontakt offen. Noch sollte eine Distanz von etwa einer Armlänge, gewahrt bleiben, wenn wir fühlen, dass es für eine intime Nähe noch zu früh ist. Denn immer noch könnte einer von beiden den allzu nahen

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