Umarme mich, aber rühr mich nicht an - Die Körpersprache der Beziehungen. Von Nähe und Distanz
Kulturen und unter dem Einfluss anderer Religionen der Fall ist. Gesucht wird eine Partnerin, mit der man gemeinsam das Leben verbringt, gemeinsam einen höheren Lebensstandard zu erreichen sucht. Die Durchschnittsfamilie bringt es auf nicht mehr als ein oder zwei Kinder. Eine Frau mit schlanker Figur und schmaler Büste erscheint heute genauso attraktiv wie ihre Vorgängerinnen in früheren Zeiten mit vollem Busen und breitem Becken.
Verändert hat sich auch die Partnersuche. Frauen wie Männer gehen auf die Suche nach Partnern. Früher war die Partnersuche vor allem Familienangelegenheit. Meist lag die Hauptverantwortung, wenn nicht beim Clan, bei den Eltern der Brautleute. Entschieden wurde nach der Frage: »Was ernährt die Familie?« Wirtschaftliche Interessen begründeten die Annäherung der Familien. Grundstücke, die zusammengelegt werden konnten, Unternehmen, die sich fusionieren ließen, Kapital, das sich vermehren ließ, Ämter, die sich ergänzten, das erhöhte die Sicherheit und die Erfolgsaussichten beider Familien und versprach der neu zu bildenden Jungfamilie Schutz und Ernährung. Liebesheirat war ein Fremdwort. Und das trügerische Versprechen hieß: »Mit der Ehe kommt auch die Liebe.«
Die Zeiten haben sich drastisch geändert: Heute werden Paare nicht mehr oder kaum noch von den Familien zusammengebracht. Trotz aller Technik und aller geistigen c oolness führt die Menschen heute die pure Romantik zusammen: »Sie gefällt mir!« bzw. »Er gefällt mir!« Daraus kann sich jedoch ein Problem ergeben, wenn das Paar sich zur Familie weiterentwickelt, sozusagen in eine größere Einheit expandiert, die andere Spielregeln bestimmt als die romantisch oder erotisch bestimmte Zweisamkeit. Aber Erotik oder Romantik allein nährt auch keine Paarbeziehung. Sie behält allerdings ihren wichtigen Stellenwert als Voraussetzung für Nähe, für erotische Bindung, für beständige Sympathie und den Wunsch, einander nahe zu bleiben.
Erinnern wir uns an den ersten Blick, aus dem sich unsere Partnerschaft entwickelte? Mit ihm erhalten wir die erste Prägung vom anderen. Sie hätte negativ sein können oder positiv, je nach unseren Erwartungen und unseren Wertvorstellungen. Kommen wir dem anderen näher, können jedoch immer noch Korrekturen an unserem Bild vorgenommen werden. Vielleicht haben wir etwas übersehen oder falsch eingeordnet. Dafür ist erst einmal ein zweiter Schritt zu tun, zu dem der Entschluss erst gefasst werden müsste. Bleiben wir jedoch zunächst beim ersten Schritt. Ein Mensch, der seine Gefühle eher zurückhält, als sie spontan zu äußern, der unter Umständen Angst vor den eigenen Gefühlen hat oder jedenfalls davor, sie zu äußern, weil er voraussetzt, dass der andere ihn auf jeden Fall abweisen würde, er es also gar nicht versuchen brauche, sich ihm zu nähern - lauter spekulative Gedanken -, sagt sich lieber selbst Nein. Hat er sich immer wieder zurückgehalten und nie den Fluss seiner Gefühle erlebt und sieht er nun jemanden, den eine große Lebendigkeit auszeichnet, folgt der Bewunderung: »So würde ich auch gern sein!« - sogleich die Angst, nicht erfüllen zu können, was der andere gewiss erwarten würde, nämlich es ihm an Lebendigkeit gleichzutun. Also zieht er sich wieder zurück. Alles hätte positiv ausgehen können, wenn der andere angesichts der Hemmung seines Gegenübers seine Bewegungslust ein wenig reduziert hätte, um einen Ausgleich in Bewegung und Rhythmus zu schaffen. Um mit einem anderen Menschen in Kontakt zu kommen, auch wenn wir ihn gerade durch unser Anderssein fasziniert haben, müssen wir unseren eigenen Rhythmus verändern, damit sich die Wellen zwischen uns koordinieren können. Unterschiedlicher Rhythmus des Ausdrucks und der Bewegung hindern ein Zusammenkommen. Auch die Bewunderung bleibt immer nur eine Zuneigung auf Distanz.
Eine der Hemmschwellen, die uns daran zu hindern vermögen, mit einem möglichen Partner in Kontakt zu kommen, ist die Sorge, Erwartungen nicht erfüllen zu können, und die Furcht, sich lächerlich zu machen. Die sozialen Verhaltensrituale sind oft stärker als unser Mut. Aber die Frage ist doch: Wie kann ich Aufmerksamkeit auf mich lenken, ohne ein wenig aus der Reihe zu tanzen? Also müssen wir unser bisschen Mut zusammennehmen, zugleich aber genau im Auge behalten, wie der andere auf unseren Annäherungsversuch reagiert.
Flirtsignale
Von Blicken war schon mehrmals die Rede, von den Blicken, die wir schweifen lassen, von
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