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Umarme mich, aber rühr mich nicht an - Die Körpersprache der Beziehungen. Von Nähe und Distanz

Umarme mich, aber rühr mich nicht an - Die Körpersprache der Beziehungen. Von Nähe und Distanz

Titel: Umarme mich, aber rühr mich nicht an - Die Körpersprache der Beziehungen. Von Nähe und Distanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samy Molcho
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herabhängen, um den empfindlichen Hodenbereich zu schützen, oder sie schlagen ein Bein über das andere und nutzen das Schienbein als Barriere, bereit, jeden Schlag zu bremsen, der sie von außen treffen könnte.
    Wenn Frauen sich mit geöffneten Schenkeln hinsetzen, können sie eine physische Wirkung nicht vermeiden: ihre Schamlippen öffnen sich. Meine Großmutter sagte gern: »Wer mit offener Tür dasitzt, soll sich nicht darüber wundern, wenn Gäste kommen. Bitte haltet die Knie zusammen!« Das war die Moral einer alten Zeit, in der die Frauen bei der Hausarbeit häufig Töpfe oder auch das Waschbrett zwischen den Knien gehalten haben und unter ihren langen Röcken nicht sehr viel anzuziehen hatten.
    Auch wenn solche Signale weder bewusst noch gezielt eingesetzt werden, bleiben sie für den Betrachter doch eine mögliche Aussage, die subjektiv interpretiert werden kann, ja, geradezu dazu einlädt. Selbst in der modernen Jeanskultur wird ein Mann, der einer locker breitbeinig sitzenden Frau gegenüber sitzt, ein bisschen irritiert sein und wahrscheinlich die eigene Sitzposition ändern und einen Sitzwinkel wählen, der seinen Blick in eine andere Richtung lenkt.
    Annäherung hat ihre Regeln. Vermeiden wir die direkte Konfrontation und wählen eine seitliche Stellung zum Partner, können wir ein größeres Maß an Nähe riskieren, ohne eine Abwehrreaktion herauszufordern. Je mehr wir uns der Mitte zuwenden, um einander schließlich Mittelkörper gegen Mittelkörper gegenüberzustehen, umso vertrauter und intimer wird die Begegnung. Kommen wir einander frontal so nahe, dass unsere Lippen sich treffen könnten, haben wir die Grenze der Intimität überschritten.

    Phasen einer Annäherung: Beide Partner schauen einander an, beide haben, wie ihre Handund Armstellung zeigt, eine geschlossene Haltung. Es muss etwas passieren. Beinstellung und Körperhaltung neigen zueinander.
    Die Partnerin macht den Anfang. Mit ihrer Handbewegung überschreitet sie die Mitte der konventionellen Distanz. Er nimmt das freundlich zur Kenntnis, bleibt aber geschlossen und vermeidet den Blickkontakt. Kann sein, dass es für ihn zu schnell ging.

    Während sie offen bleibt, beginnt er, sie zu fixieren. Unsichere Männer neigen dazu und glauben damit ihre Überlegenheit zu demonstrieren.
    Sie zieht sich zurück, ihr rechtes Bein wandert von ihm weg, die Arme sind geschlossen, zugewandter Mittelkörper und lächelnder Blick versuchen ihn trotzdem zu ermutigen. Er versucht, sie durch einen fixierenden Blick zu beeindrucken und seine Daumen weisen auf seine Potenz. Dennoch bleibt sein Oberkörper passiv.

    Alles bleibt beim Alten, obwohl beide mit einem Arm die Konventionsgrenze überschreiten. Keine Bewegung spricht für eine aktive Annäherung.
    Mit dem Handrücken, aber eben nur mit dem Handrücken wagt er eine halbherzige Berührung. Die Körper nähern sich nicht um einen Zentimeter. Er wartet zuerst passiv ihre Reaktion ab.

    Sie wagt mit ihrem Griff an seinen Oberschenkel eine schon ziemlich intime Annäherung. Er sitzt wie auf dem Sprung. Eigentlich schon auf der Flucht, zeigt seine breite Sitzposition noch einmal Potenz. Die Annäherung aber ist gescheitert. Er verteidigt sich mit beiden Ellenbogen, kann sich aber nicht entscheiden.
    Wieder treffen wir auf die Unterschiede zwischen den Kulturen. Über die unterschiedlichen Berührungsrituale in Großbritannien und den Vereinigten Staaten hat der aus Österreich stammende Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick sich ausführlich geäußert und auch in meinen Veröffentlichungen zum Thema Körpersprache, beispielsweise Partnerschaft und Körpersprache, habe ich über die Stufen der Annäherung in unterschiedlichen Kulturen geschrieben.
    Watzlawick erwähnt in seinem Buch Wie wirklich ist die Wirklichkeit , dass sich in den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg US-Soldaten vorübergehend auch in Großbritannien aufgehalten haben und damals selbstverständlich auch Kontakte zu englischen Mädchen knüpften. Merkwürdigerweise habe es von beiden Seiten Klagen über das Sexualverhalten
der anderen gegeben. Die Engländerinnen beklagten sich darüber, dass die GIs zu schnell zur Sache kämen, und merkwürdigerweise behauptetem die Amerikaner das Gleiche von den Damen, nämlich wie schamlos es sei, dass sie schon nach dem ersten Kuss zu sexuellem Kontakt bereit gewesen seien. Des Rätsels Lösung liegt in der Tatsache, dass der Kuss in den beiden Kulturen einen anderen Platz in der

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