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Umarme mich, aber rühr mich nicht an - Die Körpersprache der Beziehungen. Von Nähe und Distanz

Umarme mich, aber rühr mich nicht an - Die Körpersprache der Beziehungen. Von Nähe und Distanz

Titel: Umarme mich, aber rühr mich nicht an - Die Körpersprache der Beziehungen. Von Nähe und Distanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samy Molcho
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anderen in Bewegung setzen, lässt ihn uns wahrnehmen. Auf jeden Fall sind wir den Dingen, die uns bewegen, näher als solchen, denen gegenüber wir gleichgültig sind.
    Steht uns ein Mensch gegenüber, der von sich glaubt, gerade zu stehen, wir aber, wenn wir genau hinschauen, erkennen, dass er von der Taille aufwärts bis zu den Schultern einen kleinen Bogen nach rückwärts beschreibt, glaubt er immer noch, gerade zu stehen. Aber objektiv gesehen ist er mit seinem Oberkörper und damit mit seinem Aktivitätszentrum in einem Minus von 20°. Bewegt er sich auf 0°, hat er das Gefühl, auf 20° plus zu sein. Geht er in Aktivität über, was normalerweise eine Steigerung von 10° oder 20° wäre, hat er das Gefühl, 30° oder 40° zu erreichen, was für ihn bereits als Übertreibung gelten muss. Er fällt zurück und begreift nicht, dass die eigene Eichung ihn an einer realen Kommunikation mit seiner Umwelt hindert. Denn seine Begriffe von Nähe und Distanz sind nicht richtig geeicht. Sein Standpunkt erweist sich als falsch. Vergleichen wir dies mit geistigen Standpunkten: Gehe ich nicht von einem neutralen Standpunkt aus, sondern beginne bereits mit einem negativen Standpunkt, befinde ich mich von vornherein mit einem Minus von xy-Prozent. In einer Diskussion mit anderen wird mein Standpunkt bereits als extrem angesehen, weil ich aus ihrer Perspektive der Realität schon weit enteilt bin. Sind es meine Empfindungen, die mich zu weit hinausgetragen haben, sollte es mir nichts ausmachen umzukehren und dem Partner entgegenzugehen.

    Manche Menschen schieben sich im Stehen mit den Schultern leicht nach vorn, als wollten sie nicht verweilen, sondern gleich wieder davon. Die Füße scheinen den Drang nach vorn gerade noch bremsen zu können. So aber findet der Mensch seinen Standpunkt nicht. Er steht durch den Widerspruch, den er mit seiner Haltung ausdrückt, ständig unter Druck.

    Die meisten Menschen neigen sich im Stehen ein wenig oder ein wenig mehr nach hinten. Leicht erreicht der Neigungswinkel 10 bis 20%, wie es der männliche Partner auf diesem Bild schön demonstriert. Sein Verhalten gerät ins passive Warten. Die eingefallene Brust: Der Oberkörper liegt hinter der Fersenlinie. Beide Hände stecken inaktiv in den Hosentaschen. Der Wunsch nach Dominanz zeigt sich an den beiden Daumen, die er demonstrierend draußen hält. Der Blick ist interessiert, aber es fehlt die dynamische Entscheidung. Er wird ein passiver Beobachter bleiben.

    Standbein und Spielbein: Der geneigte Körper weicht einer Konfrontation aus, da er keinen klaren Standpunkt darstellt. Beim Smalltalk sehr beliebt.

    Für die gerade Haltung sollten Ohr, Schulter, Becken und Fußknöchel in einer geraden Linie liegen.

    Der Wunsch nach Bewegung bringt uns aus dem geraden Stand. Bei Ehrgeiz zieht die Brust nach vorn. Bei klarer Entscheidung zieht das Bein als erstes voran.

    Streit muss grundsätzlich gesehen ebenso wenig negativ sein wie Distanz. Ich streite, weil ich im Moment die Distanz zum anderen brauche, die mir vielleicht wieder die Ruhe zu neuer Objektivität vermittelt und damit eine neue Nähe. Streit ist oft der letzte Weg, um wahrgenommen zu werden, als wolle man sagen: »Bitte nimm mich wahr! Solange ich ruhig und lieb war, hast du mich ignoriert. War ich für dich bequem und habe ich funktioniert, hast du es als selbstverständlich hingenommen. Also muss ich mich ändern, damit du bemerkst, dass ich anders, also fremd geworden bin. Der Streit soll mir helfen, deine Aufmerksamkeit wieder auf mich zu lenken, vielleicht verbindet uns schließlich noch der Streit!« Auch die Angst zu streiten verhindert am Ende die erwünschte Nähe. Streit ist stets eine engagierte Aktion. Solange wir streiten, stehen wir noch in Beziehung zueinander. Das Gegenteil hieße Gleichgültigkeit.

Rituale von Nähe und Distanz zwischen den Geschlechtern
    Es ist die Natur, die uns die Nähe zum anderen Geschlecht suchen lässt. Und so beginnt die Annäherung zwischen Mann und Frau mit dem Austausch von natürlichen, das heißt biologischen Signalen. Zu ihnen gehören Zeichen des Interesses, des Versprechens, Potenzsignale, Bewerbungssignale, ausgesandt, um dem begehrten Objekt die eigene Attraktivität vor Augen zu führen und es durch Genussversprechen anzuziehen. Der Austausch ist in vollem Gang, bevor wir auch nur ein einziges Wort miteinander gewechselt haben. Stumm, jedoch unmissverständlich wie die Flaggensignale zwischen zwei Schiffen beginnt damit ein

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