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Umgang mit Groessen - Meine Lieblingsdichter - und andere - Herausgegeben und mit einem Nachwort von Karl Heinz Bittel

Umgang mit Groessen - Meine Lieblingsdichter - und andere - Herausgegeben und mit einem Nachwort von Karl Heinz Bittel

Titel: Umgang mit Groessen - Meine Lieblingsdichter - und andere - Herausgegeben und mit einem Nachwort von Karl Heinz Bittel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Kempowski
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Wahnsinn: eine moderne Schauergeschichte, die Erneuerung des roman noir.

    Die Überlieferung des Romans stimmt nachdenklich, weil sie auch ein Licht wirft auf die Bedingungen von Literatur in unserem von totalitären Systemen verunstalteten Jahrhundert: Von Juni bis Ende September 1939 erschien der Roman in Fortsetzungen gleichzeitig in zwei Tageszeitungen. Nach der Besetzung Polens wurde die Veröffentlichung abgebrochen. Der Text galt als verschollen, erst 1973 wurden Teile entdeckt und in Frankreich veröffentlicht, ohne das noch immer fehlende Schlußkapitel. Dreizehn Jahre später fand man es in Polen. Eine vollständige deutsche Fassung erschien fünfzig Jahre nach der Entstehung.

Günter Grass
    Thomas Mann vermutete unter Fontanes Schnurrbart einen zahnlosen Mund, dies trifft auf Günter Grass nicht zu. Er hat immer noch einen guten Biß. Von Zeit zu Zeit gibt er für manchen schwer Bekömmliches an die Presse. Wir erinnern uns noch, wie er gegen die Wiedervereinigung wetterte.
    Steinmetz, Kupferstecher, Lyriker und Romancier: Seit Böll und Johnson tot sind, ist es einsam um ihn geworden. Der große Mann, der nur eins siebzig mißt, ragt als Erzähler in unsere profillose Zeit hinein, fremd werdend einer Generation, die sich andere Maßstäbe gesetzt hat, und ärgerlich für die Alten. Er ist die Galionsfigur der neueren deutschen Literatur. Wer auf einem Gruppenfoto unserer Schriftsteller ihn abdeckte, dem würde die Leere schmerzlich bewußt werden. Günter Grass veröffentlichte Romane, Erzählungen, etliche Theaterstücke, Kurzprosa und zahllose Gedichte sowie Vorträge und Aufsätze, die sich gewaschen haben. Als Publizist ist er ein prinzipiell kritischer Begleiter unserer Gegenwart.
Die Physiognomie seiner Radierungen und Aquarelle ist unverkennbar.
    Er ist in Danzig geboren, hat in Paris gelebt, in Berlin und auf dem Lande, neuerdings unterhält er sogar ein Büro in Lübeck! Er hat eine längere Reise nach Indien unternommen und ist befreundet mit Kollegen in aller Welt; für die verfolgten, besonders Salman Rushdie, hat er sich immer wieder eingesetzt. Sogar auf der Fifth Avenue erkennt man ihn, und das will schon was heißen. Es ist eigentlich allerhand, daß man ihm den Nobelpreis noch nicht gegeben hat. 19 (Einen halben hat er ja bereits gekriegt.) Gelegentlich trägt er schon jetzt Schlips und Kragen, beispielsweise als man ihn Arm in Arm mit dem Friedenspreisträger Yasar Kemal in der Paulskirche sah. Warum sollten wir ihn nicht eines Tages im Frack bewundern können?
    Ohne Rücksicht auf seinen Ruf eckt er an, wo immer es geht, doch die Öffentlichkeit läßt ihn gewähren. So ziemlich alle seine Bücher hat man in den letzten Jahren in Grund und Boden rezensiert. Was hat er für sein »Weites Feld« an Hieben einstecken müssen. Wer anders würde solche Attacken aushalten? Sein Stehvermögen und seine virtuale Kraft sind staunenswert.
    Mich hat es gewundert, aus seinem Munde zu hören, daß er noch 1945 an den Endsieg glaubte. Wer so etwas
gesteht, ist auch mit über siebzig noch naiv. Ich habe irgendwo mal was Böses über ihn gesagt, das tut mir von Herzen leid. Daß er mich einmal »Kempi« genannt hat, das nehme ich ihm gut.

Julien Green
    Julien Green, Sohn amerikanischer Einwanderer, wuchs in Paris auf, verwöhnt von fünf Schwestern, mit einer von ihnen hat er sechzig Jahre lang zusammengelebt. Der Vater war als Baumwollhändler aus den Südstaaten gekommen.
    Bei uns im Nachbardorf wohnte eine ältere Dame, alte Bremer Kaufmannsfamilie, die vor dem Ersten Weltkrieg einmal mit dem kleinen Julien spielen mußte, während ihre Eltern bei einem Geschäftsfreund Tee tranken.
    Die Südstaaten: Green studierte in Charlottesville/Virginia Griechisch, Latein, englische und deutsche Literatur, später auch Hebräisch, um die Bibel im Urtext zu lesen. Eine Lektüreerinnerung aus seiner Autobiographie habe ich: die Szene, wie sein Großvater im Schaukelstuhl auf der Veranda sitzt: Ab und zu jault der Hund auf, wenn der Schwanz unter den Stuhl kommt. In den achtziger Jahren veröffentlichte Green drei Südstaatenromane 20 , die er
schon vor Jahrzehnten begonnen hatte. Damals nahm er von diesen Vorhaben Abstand, nachdem er erfahren hatte, daß Margaret Mitchells »Vom Winde verweht« gerade erschienen war.
    Green schrieb auf französisch, neben Romanen auch Theaterstücke. Aus der Académie française trat er jedoch vor einigen Jahren aus, weil er sich ganz als Amerikaner fühlte. Er hat für

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